Kapitel 7

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《Das Unerwartete vor ihr 2

Als Raisel mit einer Handvoll Pilzen und einer frisch gefangenen Forelle zurückkam, war Clarissa, wie sie erwartet hat, nicht zu sehen. »Bestimmt erforscht sie diese Gegend... Hoffentlich steckt sie in keine Schwierigkeiten«, murmelte Raisel. Sie wollte noch die Vorbereitung zu Ende bringen und machte sich noch keine Gedanken um das Mädchen. Das Essen im Baum versteckt ging sie wieder und schleppte später rohes Brennholz zurück. Die Dunkelheit trübte den Himmel und die Kälte der Nacht drang ihr in die Knochen. Sie nahm mit steif gefrorenen Fingern zwei kleine Steine am Fuß und zündete damit den Holzstoß. Die Pilzen aufgefädelt hielt sie den langen Ast über das Feuer. Nachdem die Pilzen ausgekocht sind ging sie in die Baumhöhle rein, teilte das Essen gleichmäßig in zwei Holzschüsseln und deckte diese mit passenden Deckeln zu.
Zunächst grillte sie den Fisch mit einem dickeren Ast und stellte ihn fertig zwischen den Schüsseln auf, da es keinen Teller gab. Zu guter Letzt------ein paar abgepflückte und zerkleinerte Kräuter über dem Fleisch. Gerade als sie sich hingesetzt hat, sah sie den vorgestreckten Kopf von Clarissa am Eingang und atmete erleichtert auf. Das Feuer außerhalb der Höhle muss in der Dunkelheit wegweisend gewesen sein, dachte sie.
    »Habe schon gedacht, du wärst irgendwo von einem Biest in Stücke gerissen.«
    »Schade, dass ich keines gesehen hab'«, Clarissa grinste. Ihr Gesicht war bedeckt von Schmutzflecken und faulen Blättern.
    »Das würdest du dir nicht wünschen, wenn du wirklich eins begegnest«, warnte Raisel, aber Clarissa widmete sich nur noch etwas anderem die Aufmerksamkeit.
    »Mhm, riecht voll gut«, sie schnüffelte an dem Fisch. »Wo hast du das Kochen gelernt?«
    »Nun ja, ich habe mich immer gerne in unserer Küche verweilt. Die Köchinnen sind die nettesten Leute im Schloss.« Während sie erzählte, nahm sie eine fette Pilze zur Hand und verschluckte es.
    »Du wohnst in einem Schloss!?«
    »Selbstverständlich. Wirke ich so, als ob ich in einem Baum leben würde?«
Es war ungewöhnlich, dass die Tasache, dass die Einwohner in diesem Ort in Bäumen und Schlössern wohnen, für Raisel total normal schien, aber Clarissa grinste nur und fragte: »Und trotzdem isst du ohne Besteck?«
    »Ach, die Formalitäten sind mir völlig egal.« Raisel wedelte mit der Hand unsichtbaren Fliegen weg. »Wenn du jeden Tag beim Essen von Adligen beobachtet wärst und dich ständig elegant verhalten müsstest, würdest du auch mal gerne wie eine Bettlerin essen. Glaub' mir, es bereitet mir sehr große Freude, ab und zu heimlich mit den Händen essen zu dürfen.«

Sie schwiegen, bis Clarissa merkte, dass Raisel das Fisch unberührt ließ.
    »Willst du denn kein Fleisch?«
Raisel, die ihre Augen auf das Baumrinde ihr gegenüber fixierte, wendete ihren abwesenden Blick an Clarissa. Ihre Iris schimmerte dunkelgrün durch das tanzende Licht des Feuers.
    »Nein, ich habe das Fisch nur für dich gefangen------bin Veganer.« Sie schüttelte leicht ihren Kopf und flüsterte: »Ich würde Tiere nur als meine besten Freunde betrachten. Nichts anderes.«
Clarissa sagte dazu nichts und spürte einen Hauch von Schuld wegen ihrer Unfähigkeit, sich wie Raisel zu ernähren, obwohl sie auch Tiere liebte. Sie rückte näher an den Eingang, um die Landschaft zu genießen.

Beide versanken in ihren eigenen Gedanken und wechselten kein Wort miteinander. Die Leere der Stille wirkte beruhigend, gar betäubend, sodass Clarissa fast vergaß, dass die Welt existiert. Und welche Welt? Sie vergaß, dass sie noch eine andere Welt gekannt hat als diese. Sie glaubte fast, dass sie nicht seit einem halben Tag, sondern schon seit immer in diese Welt lebte. Lediglich das nach einem unerkennbaren Rhythmus knackende Geräusch des Feuers erinnerte sie an die Existenz der Umgebung, die ihr fremd ist. Clarissa begutachtete die walzende Flamme, folgte die einzige scheinbare Bewegung des Umfelds wie hypnotisiert mit ihren Augen und die Zeit verlief gefühlt immer langsamer.

Als Raisel aufstand und an ihr vorbeiging, die Holzschüsseln in den Händen, zuckte sie kurz zusammen, in die Realität zurückgeholt.
    »Ich gehe jetzt zum Fluss.« Raisel setzte wieder ihr süßes Lächeln auf. Clarissa, immer noch benommen von den flimmernden Bildern des "roten Tänzers", blickte das Mädchen verwirrt an.
    »Um das Geschirr zu waschen«, fügte Raisel hinzu. »Kommst du mit?«
Clarissa antwortete mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln und erklärte ihrer überraschten Gefährtin, dass sie zu müde wäre und gerne ein Nickerchen machen möchte.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Raisel kichernd und sah zu, wie Clarissa sich unverzüglich hinlegte und gleich einschlief. Sie schüttelte leicht den Kopf, nicht verstehend, was sie ermüdete. Der einzige Ort, wo Raisel sofort wegnicken könnte, ist das Schloss. Nichts als Manieren - In Gegenwart von Fremden! Ihr Gähnen bei all den bedeutungslosen Gesprächen mit ihnen zu unterdrücken kostete ihr mehr Mühe als alles andere.

Raisel
Mein Körper spürte, wie ich mich von der Wärme des Feuers entfernte, und reagierte auf die stechende Kälte dieser Nacht mit Gänsehaut. Ein großer Schwarm flatternden Glühwürmchen begleiteten mich und leuchteten den Weg. Die Gesänge der Vögeln und der zirpenden Grillen erklangen wie Musik in meinen Ohren------und für einen Augenblick war ich nur ein Teil der Mutternatur und nicht ein Teil der königlichen Familie, was viel Verantwortung und Stress bedeutete. Besonders viel Sorgen machte ich mir um Clarissa------Ist sie in der Lage, die Wahrheit über sie selbst wirklich zu akzeptieren?

Der leichte Schimmer des Mondlichts war ungewöhnlich schwach, sodass ich nur das Rauschen des Wassers hörte, ohne es sehen zu können. Nachdem ich am Fluss angekommen war, versuchte ich, den Mond durch den dichten, dunklen Wolken durchzublicken. Merkwürdigerweise entschwand das Gewölk gerade in diesem Moment und meine Augen wurden geblendet von dem aufgehellten Himmel, weshalb ich mehrmals blinzeln musste. Kurz danach schaute ich wieder nach unten, kniete mich nieder und nutzte die Chance, das Geschirr unter ausreichendem Licht zu waschen.
Ich ließ das letzte Wasser aus dem Schüssel herausfließen und wollte gerade umdrehen, um mich auf den Rückweg zu begeben, als ein heftiger Donnerschlag mich erschrak. Auf einmal sah ich unzähligen, rasant bewegenden Gewitterwolken, die einander überlappten. Es fing an zu blitzen und zu schütten wie aus Eimern. Eine Unruhe wuchs in mir, als ob das, was ein schweres Unwetter zu sein schien, bestimmte böse Mächten bestärkte. Ich hob die Schüsseln vom Boden auf und rannte so schnell wie möglich zurück zur Baumhöhle.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 10, 2019 ⏰

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