Kapitel 1

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《"Zufällige" Begegnung》

Clarissa wachte auf und blickte auf ihren laut tickenden Wecker. Es war 3 Uhr Morgens am 18. Oktober im Jahr 2015. Sie und ihre Familie sind erst heute aufs Land in ihr Haus gezogen, weswegen die Gepäcke noch unberührt in den Zimmern lagen. Sie rieb sich kurz die Augen und stand müde auf.

Die Nacht war kalt. Der Mond war besonders voll und es gab viele Sterne auf dem klaren Himmel. Clarissa hatte geträumt, aber sie konnte sich nicht erinnern, was. Tief in ihre Gedanken versunken starrte sie durch das Fenster in den dunklen Wald. Im Fenster wurde ihr schlanker Körper ganz klar reflektiert. Sie trug einen weißen, lockeren Schlafanzug, auf dem ein riesiges und silbernes "IMAGINE" stand und zudem einen kurzen, rosafarbigen Schlafrock, der mit einer dünnen, schwarzen Kante verziert war. Sie bereute, dass sie einen Rock statt eine Hose trug. Das Mondlicht hatte die Berge mit silberblauen Farben bedeckt. Im Wald zwitscherten die Vögeln in ihrer Sprache und das Mädchen glaubte zu sehen, wie sie mit ihren bernsteinfarbenden Augen zu ihr hinschauten. Es schauderte ihr vor Erschreckung, dann aber starrte sie wieder in die Ferne. Sie spürte, dass der Wald mit ihr sprach und leise flüsterte. Für eine Weile blieb da sie regungslos stehen und lauschte ihrem Herzschlag. Die Zeit schien gefroren zu sein und sie wusste nicht, wie lange es gedauert hat, bis sie sich wieder bewegte.
Langsam und bedächtig ging sie in das neue Wohnzimmer. Ihre Sicht war von den hochgestellten Packungen und Koffern behindert. Auf dem Boden lagen drei dicke Bürsten und eine Menge von Baumaterial. Die alte Farbe auf den Wänden war bereits abgesprungen und die Familie hatten geplant diesen am nächsten Tag neu zu streichen.
Sie schob die Sachen bei Seite und ging zu ihren Flügel. Der Flügel war ungewöhnlich blau und schimmerte wie den Nachthimmel und war bedeckt mit echt aussehenden Sternen. Ihre Eltern haben es vor ein paar Jahren in einem sehr antiquarischen Klavierladen von einem alten Herrn zu einem ziemlich billigen Preis gekauft. Vorsichtig hob sie den Deckel des Flügels auf und berührte sanft die milchweißen Tasten. Leise erklangen die langsam geklimperte Tönen und es drängte ein leichtes Echo in das zweistöckige Haus. Zart strich sie über die Tasten und spielte ein ruhiges Stück, das sie in einer schlaflosen Nacht wie dieser komponiert hatte. Danach klappte sie den Deckel wieder zu und ging zurück zu ihrem Zimmer. Sie legte sich wieder auf ihr weiches Bett hin und versuchte sich an ihren Traum zu erinnern. Je mehr sie daran dachte, desto verschwommener wurden die Bildern. Schnell gab sie es auf und bemühte sich zu schlafen, was ihr natürlich nicht gelungen war, also machte sie es sich gemütlich und starrte mit leeren Blicken nochmal aus dem Fenster.

    »Guten Morgen, Clarissa. Kann ich dir behilflich sein?«, flüsterte eine wohlklingende und melodische Stimme.
    Clarissa zuckte zusammen und schaute sich perplex nach einem Lebewesen um. Totenstille. Hatte gerade wirklich ein Mädchen sie angesprochen?
    Wieder redete die Stimme: »Du kannst mich nicht sehen, wenn ich das nicht will.«
    Abrupt setzte sich Clarissa kerzengerade hin. Verwirrt schaute sie sich wieder um und stellte fest, dass sie wirklich niemanden sehen konnte.
    »Wer...wer bist du und... «, sie hielt kurz inne und fragte beängstigt, »Wo bist du überhaupt?«
    »Was glaubst du, wo ich bin?« Gab das Mädchen geduldig zurück, beantwortet aber nicht die Fragen.
    Clarissa verstummte. Ich habe mich wohl geirrt und bilde mir das bloß ein, dachte sie. Und doch redete sie weiter:   
    »Kannst du dich bitte zeigen?« Und plötzlich fiel ihr ein, dass das Mädchen ihren Name kannte, so fügte sie schnell hinzu: »Und woher kennst du meine Name?«

Clarissa hörte kurz Schritte nähern und plötzlich zeigte sich eine junge Gestalt in ihrem Alter vor ihr. Ihre weich aussehenden, glatten Haare waren blond und reichten bis zu ihrer Brust, jedoch hatten sie kleinen, eleganten Wellen an den Spitzen. Sie hatte eine süße Nase und lächelte leicht mit ihren kleinen rötlichen Lippen. Das Waldgrün ihrer ein wenig durchsichtigen Augen, die im Mondlicht wie Perlen glänzten, ist durchzogen vom weichsten Braun. Sie trug ein dunkles, royalblaues Atlaskleid bis zum Knie, was wegen des kalten Wetters für Clarissa waghalsig erschien. Eine langes weißes Band an ihrer Taille wurde zu einer Schleife fest gebunden. An den Füßen hatte sie ein Paar warme, schwarze Stiefel an, welche als Verzierung zartes Fell an dem oberen Rand hatten. Insgesamt zeichnete sie ein sehr freundliches und vertrauenswürdiges Bild. Das Mädchen streckte ihre Hand aus.

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