Kapitel 1

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"She is like a snowflake. Beautiful, fragile and cold."
"Sie ist wie eine Schneeflocke. Wunderschön, zerbrechlich und kalt."

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Ich stehe am Bahnhof meines Heimatortes. Wie lange ich hier schon nicht mehr war. Aber das ist auch gut so. In diesem Kuhdorf gibt es rein gar nichts. Kein Shoppingcenter, kein Kosmetikstudio. Noch nicht mal ein Kino haben die hier. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?
Hier hat man noch nicht einmal Internet. Na toll. Wieso soll ich jetzt mit meinen Fans oder meinen Freunden in Kontakt bleiben. Oder mit Peter? Ich konnte ihn nicht überreden, mich hierher zu begleiten. Was ist das bitte für ein Freund? "Nein, ich diesem Kaff habe ich nichts verloren", waren seine Worte. Er schämte sich für meine Herkunft, auch wenn er es nicht zugab.

Ich vergrub mein Gesicht tiefer in meinem Schal. Die kalte Winterluft verdirbt mir noch das Make-up.
Wann kommt endlich meine Mutter? Sie weiß doch, dass ich es hasse, warten zu müssen.
Nach ein paar weiteren Minuten kam sie endlich in der alten Klapperkiste angefahren. Das Auto war zwar gerade mal zwei Jahre alt, und nicht das schlechteste, aber nichts im Vergleich zu meinen Limousinen in Los Angeles. "Da bist du ja endlich", meinte ich, als sie mir den Kofferraum öffnete, damit ich meine zwei riesigen Koffer darin verstauen konnte. "Dir auch einen guten Tag, Tini", motzte sie. "Nenn mich nicht so, das ist doch peinlich", jammerte ich. "Aber Kind, so habe ich dich immer genannt." "Da war ich 10 oder so." Sie seufzte. "Das sind auch gerade mal neun Jahre her." Wir stiegen ein und fuhren los.
Während der Fahrt sah ich nur aus dem Fenster. Nichts als Felder, Kühe, Pferde und Schafe. Wie kann man freiwillig hier leben wollen? Ein Glück, dass ich hier raus bin und eine Karriere gestartet habe. "Mach dir keine Hoffnungen. Nur wenige Leute werden dich hier erkennen", meinte meine Mutter. "Wieso?" "Sie sehen dich immer noch als die kleine Tinita von damals. Hier interessiert es niemand, ob du nun berühmt bist oder nicht. Tut mir leid." Das darf doch nicht wahr sein. Schlimmer kann es gar nicht werden.

Nach einer Stunde Fahrt kamen wir an unserem Reihenendhaus an. Das ganze Dorf war bereits total weihnachtlich geschmückt. Hier kam das Weihnachtsfeeling total an. Aber kaum stieg man aus dem Auto, roch man die "frische" Landluft. Gülle, Kuhfladen und Pferdeäpfel. Die perfekte Mischung, nicht wahr? Wie ich das einfach gar nicht vermisst habe. "Komm, Tini. Dein Zimmer ist immer noch dasselbe." Sie konnte es auch nicht lassen, mich Tini zu nennen. Das ist einfach peinlich!
Im Flur angekommen umarmten mich direkt Papa und Fran. Sie müssen mich eindeutig mehr vermisst haben, als ich sie. Es war sehr warm, da der Karmin an war und es roch nach Duftkerzen. Vanille. Ob das Absicht war? Früher wollte ich immer Vanillekerzen in meinem Zimmer haben. "Geh doch nach oben und richte dich soweit ein", schlug Papa vor. Also schleppte ich einen Koffer die Treppe hoch und Fran den anderen. "Sag mal, was hast du da drin? Backsteine?" "Nein. High Heels und eine Elektronischen Geräte", antwortete ich. "Wozu brauchst du hier High Heels? Der Schnee ist 15 Zentimeter hoch. Darin kannst du nicht gehen." "Ich schaff das schon", meinte ich. Pah, der hatte wohl noch keinen Superstar zu Besuch. Ach ne, hier kennt man ja auch niemanden.

Mama hatte recht. Mein Zimmer sah noch genauso aus, wie vor einem Jahr, als ich weggegangen bin. Das Bett, die Kommode, der Schrank. Ich öffnete ihn und meine alten Klamotten kamen zum Vorschein. Ein Wunder, dass ich das mal getragen habe. Mit ein paar Handgriffen lagen alle meine alten Kleidungsstück auf dem Boden und ich begann, meine Kleider einzuräumen.

"Tini? Gehst du für mich zum Supermarkt?", fragte meine Mutter am späten Nachmittag. "So siehst du mal wieder etwas vom Dorf. Und vielleicht gehst du noch am Rathaus vorbei und stellst dich schon mal den Veranstaltern der Organisation vor." "Na schön", gab ich mich geschlagen.
Ich zog mir ausnahmsweise flache Stiefel an, da ich noch wusste, das der Supermarkt ein wenig weiter weg war. Dazu meinen dicken Schal und meinen Mantel, den ich mir letztens aus der neuen Kollektion gekauft habe. Aber das wird hier sowieso niemandem auffallen.

"Tini? Bist du das?", fragte plötzlich jemand hinter mir, als ich auf dem Weg war. Ich drehte mich um und sah ihn. Jorge. Meinen besten Freund aus Kindertagen.

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Hey ihr! Dieses Buch wird eine Kurzgeschichte. Ich weiß noch nicht, wie viele Kapitel sie enthalten wird, aber sie wird genau am 24. Dezember enden.
Gefällt euch die Idee? ❤

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