Ich starrte auf die Stelle, auf die Silver zeigte und auf der ich sein großes Geheimnis vermutete.
Aber stattdessen entdeckte ich nur einen weiteren Haufen Bretter, kleiner als den auf der Lichtung. "Ah", machte ich enttäuscht und drehte mich zu ihm um. Aber er sah mich bloß an.
"Wozu ist das ganze Baumaterial hier?", erkundigte ich mich schließlich. Wieder Stille. Schließlich räusperte er sich.
"Das kann ich dir nicht sagen" "Silver, bitte! Ich schwöre dir, dass ich es niemandem erzähle. Du kannst mir vertrauen" Er stöhnte auf. "Du bist echt hartnäckig" "Ja, ich gehe hier nicht weg, bevor du es mir erzählt hast", sagte ich trotzig.
Ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Na gut. Also, ich baue hier eine Hütte. Aber wenn mein Onkel davon erfährt, killt er mich. Er hat mich schon immer gehasst und rastet aus, wenn ich irgendwas mache, was er nicht will"
Mitfühlend sah ich ihn an. Bei einem Onkel leben zu müssen, der einen nicht leiden konnte, stelle ich mir wirklich schrecklich vor. Jetzt war mir auch klar, warum er hier im Wald eine Hütte baute.
Er brauchte einen Ort, an dem er sich zurückziehen konnte. Was wohl mit Silvers Eltern passiert war?
"Hey, ich will kein Mitleid, kapiert?" Ich nickte. "Ich könnte dir doch mit deiner Hütte helfen", schlug ich vor. "Nein" Silver machte einen Schritt auf mich zu, legte seine Hände auf meine Schultern und sah mir fest in die Augen.
"Lynn, du musst dich von mir fern halten" Aber so schnell gab ich noch nicht auf, warum sollte ich mich von ihm fern halten?
"Ich helfe dir, keine Widerrede", entgegnete ich. Warum bestand ich eigentlich so darauf, ihm zu helfen? Ich wusste es selbst nicht so genau. "Ich schaff das schon alleine", murmelte er und ließ meine Schultern wieder los.
"Nein, tust du nicht. Am Freitag treffen wir uns am See und fangen mit dem Bauen an", sagte ich, drehte mich entschlossen um und trat den Rückweg an.
Aber ich kam nur ein paar Schritte weit, dann war ich an der kleinen Lichtung von eben angekommen. Ab hier wusste ich den Weg nicht mehr.
Silver ging an mir vorbei und murmelte ein 'Komm mit'. Er sah immer noch nicht sonderlich begeistert aus aber er hatte erkannt, dass es keinen Sinn machte, mir zu widersprechen.
10 Minuten später waren wir am See angekommen. "Dann bis Freitag", seufzte er. "15:00 Uhr", rief ich und stieg triumphierend auf mein Rad.
Ich bog gerade in unsere Straße ein, als mein Handy klingelte. Ich stieg ab und wühlte in meiner Tasche, bis ich das kleine Ding fand.
Auf dem Display erschien der Name meiner besten Freundin. "Hey Sue, was is los?", keuchte ich und schob mein Rad das letzte Stück bis zu unserer Auffahrt.
"OMG, OMG!", kreischte sie mir bloß ins Ohr. Wenn das schon so anfing, hörte sich das nicht nach einer Angelegenheit an, die ich gerne am Telefon klären würde.
"Ok, ich bin in fünf Minuten bei dir", schrie ich zurück. Ich legte auf, bevor sie noch etwas zurückbrüllen konnte und machte mich auf den Weg.
Sue wohnte nur ein paar Häuserblocks weiter und so stand ich pünktlich nach fünf Minuten vor ihrer Haustür. Da ich nicht wusste, ob ihr "OMG" positiv oder negativ gemeint war, beschloss ich, vorsichtig an die Sache ranzugehen.
Ich drückte die Klingel und wartete gespannt ab. Meine aufgedrehte Freundin riss die Tür auf und begrüßte mich mit einer stürmischen Umarmung.
Ich guckte sie prüfend an, konnte aber keine Anzeichen von Tränen in ihren Augen erkennen und da sie strahlte wie ne Bekloppte, war ich inzwischen ziemlich sicher, dass das am Telefon ein freudiger Ausraster gewesen war.
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Away into the distance
Romance[Die Geschichte ist zurzeit pausiert, da mir momentan leider komplett die Ideen ausgegangen sind. Heißt aber nicht, dass ich sie nicht irgendwann noch beenden werde :D] Mein Name ist Lynn Haven. Ich bin ein ganz gewöhnliches 15-jähriges Mädchen mit...