Kapitel 5

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Die Woche verging kriechend langsam aber irgendwann hatten wir dann endlich den Freitag erreicht und Schulschluss rückte näher.

Um das zu wissen, brauchte ich nicht einmal auf die Uhr zu gucken, Sues nervöses Rumgezappel sagte alles.

Sie war wegen dem Konzert wahnsinnig aufgeregt und kritzelte abwechselnd "Ed Sheeran" und "Brian" in ihr Heft, natürlich nicht ohne große Herzen drumherum zu malen.

Zu meiner großen Überraschung sah man Brian seine Aufregung allerdings auch an. So viele Mädels wie er schon abgeschleppt hatte, sollte so ein Date doch nichts besonderes mehr sein. Aber vielleicht war ihm das mit Sue ja wirklich ernst. Ich hoffte es jedenfalls für sie.

Sues Bein wippte mittlerweile in Lichtgeschwindigkeit auf und ab. "Hey, entspann dich mal", flüsterte ich, traf aber auf keinerlei Reaktion.

Sie wurde nur noch hibbeliger und als es endlich klingelte, war ich mir nicht sicher ob sie überhaupt noch atmete.

Nach der Schule kauften Sue und ich uns in der Stadt etwas zu Essen und fuhren dann gemeinsam zu ihr nach Hause. Freitags ging Sues Mutter immer mit Ruby zum Schwimmen und ihr Vater musste länger arbeiten, weshalb wir sturmfreie Bude hatten.

Normalerweise hätten wir uns jetzt auf die Coach gefläzt und hätten uns mit Chips und einem unserer Lieblingsfilme einen entspannten Nachmittag gemacht aber heute hatten wir etwas viel Wichtigeres zu tun.

Ich musste sie schließlich auf ihr erstes richtiges Date vorbereiten. Meine beste Freundin war schon immer "verliebt in die Liebe" gewesen aber einen Freund hatte sie noch nie gehabt. Deswegen war es umso wichtiger, dass sie einfach umwerfend aussah.

Und genau das war jetzt meine Aufgabe. Zuerst schickte ich sie unter die Dusche und wartete währenddessen in ihrem Zimmer.

Erleichtert ließ ich mich in ihren pinken Sessel fallen. Es tat gut, mal ein paar Minuten Pause von meiner aufgedrehten Freundin zu haben. Aber sobald ich nicht mehr abgelenkt wurde, fing ich wieder an nachzudenken.

Über Silver. Und über unsere Verabredung.

Ich war nicht aufgeregt aber eine gewisse Anspannung war trotzdem da. Vorallem fragte ich mich, ob er heute genauso sein würde, wie er es immer in der Schule war. Abweisend, still und in sich gekehrt.

Ob wir überhaupt miteinander reden würden? Ich hoffte es inständig. Das Schlimmste an seinem Schweigen war, dass ich nicht wusste, was in seinem Kopf vorging. Was er dachte.

Über mich und die Tatsache, dass ich ihm unbedingt helfen wollte. Schließlich hatte er mehrmals versucht, mich loszuwerden und meine Hilfe abgewiesen. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich mich ihm aufgedrängt hatte.

Vielleicht wollte er überhaupt nichts mit mir zu tun haben? Ich hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn Sue stolperte in ihr Handtuch gewickelt ins Zimmer.

Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und sie zitterte. Erst stand sie einfach nur da, dann ließ sie sich Stück für Stück an der Wand runterrutschen und brach schließlich zusammengekauert in Tränen aus.

Erschrocken sprang ich auf und ließ mich neben sie fallen. Ich hatte keine Ahnung was los war aber ich fragte nicht nach.

Sie war momentan sowieso nicht im Stande zu reden, also drückte ich sie einfach an mich streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Erst weinte sie einfach nur und ihr Körper zuckte unter ihren unregelmäßigen Atemzügen.

Aber nach ein paar Minuten wurde sie ruhiger und ihr Weinen ging in ein leises Schniefen über. Vorsichtig ließ ich sie los und blickte sie an.

"Lynn, ich kann das nicht. Er ist viel zu perfekt und hübsch für mich. Ich bin zu hässlich. Jemanden wie mich würde er niemals haben wollen. Ich.."

Away into the distanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt