Kapitel 4

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Meine Eltern packten ein, während ich noch fertig räumte und erleichtert ausatmete. Ich hatte zwei Wochen Urlaub von ihnen und ja, das war mein Urlaub. Eigentlich hatten meine Eltern genügend Geld nur ich bekam nie wirklich was ab. Eigentlich wollte ich es auch nicht wirklich. Sie kauften mir genug, um sich nicht wegen mir zu blamieren. Sie waren erfolgreiche Anwälte. Und machten oft mal auch einen Urlaub. Natürlich brauchten sie das, sie arbeiteten auch wirklich hart für ihr Geld. Ob ich vielleicht doch adoptiert war? Man sah das doch immer in Filmen und Serien, wie die Adoptivkinder behandelt wurden? Wurden auch leibliche Kinder so behandelt wie ich? Ich stand in der Küche und räumte die Spülmaschine aus. „Wir fahren gleich. Nimm das."Er warf es mir fast schon an den Kopf. Es war ein Handy. „Bei irgendwelchen Notfällen, ruf an. Aber sorge dafür, dass es nicht soweit kommt. Geld ist im Briefumschlag. Gebrauche es sinnvoll. " Schon wieder eine Drohung. Mit Notfälle meinte er,dass ich das Haus nicht in Brand setzen sollte. „Sei immer pünktlich zuhause und mach deine Pflichten! Ich werde hier durchaus mal jemanden schicken, der dich kontrolliert." Das waren die letzten Worte, bevor er aus der Türe hinaus ging. Kein Tschüss, kein pass' auf dich auch oder sonstige Worte an mich gerichtet. Geld. Vermutlich für Lebensmitteln und nicht mehr. Wozu auch? Schließlich hatte ich einen Dach über meinem Kopf und auch Klamotten, die nicht gerade billig waren. Ich sollte sie gut repräsentieren von außen. Also durften ihre Mandaten und die anderen meine blauen Flecken und auch meine Geschichte nie erfahren.Mit meinem Bruder prahlten sie nur so. Wenn wir Besuch hatten, wurde ich rausgeschmissen. Ich seufzte leise bei dem Gedanken. Noch immer hatte ich Angst und die Befürchtung, dass sie gleich wieder auftauchen konnten, aber sie tauchten nicht auf. Nicht nach 5 Minuten, nicht nach 10 Minuten und auch nicht nach 2 Stunden.

Ich hatte auch mal Glück. Es war jedoch selten, daher konnte ich es kaum glauben. Ich starrte hin und wieder auf die Türe. Ich hatte das ganze Haus für mich. Nur für mich. Niemand war mehr da, außer ich und meine Einsamkeit. Manchmal machte mich das dann doch etwas trauriger, als ich eh schon war. Immerhin war ich auch nur ein Mensch, wie jeder anderer. Ich schaltete den Fernseher an und starrte ein wenig auf den Bildschirm. Heute war mein erster Schultag und er hatte schon mit Tritten begonnen. Wie konnten Menschen so herzlos und arrogant sein? Warum stellten sich manche Menschen über andere? Wir waren alle gleich. Nur unsere Charaktere und Herzen unterschieden uns. War aber nur ich die das so sah? Ich fuhr mir durch mein Haar und schaltete den Fernseher gleich wieder aus. Ich war gedanklich nur noch abgelenkt. Zudem hatte ich auch noch weitere Schmerzen im Bereich Bauch. Ich lief ins Badezimmer und betrachtete dort meinen Körper,zog mir nach einer Weile aber den Pulli aus und betrachtete danach meinen Oberkörper. Voller blauer Flecken und Wunden. Ich fuhr über einer meiner Narben, den ich meinem Vater zu verdanken hatte. War ich denn ein schlechter Mensch? Oder wieso hassten sie mich alle? Sogar Leute, die mich nicht mal kannten. Ich ging unter die Dusche. Nachdem ich mich getrocknet und auch umgezogen hatte, legte ich mich auf mein Bett. Ich starrte auf die Decke.Ich nahm das Laptop zu mir und loggte mich in Skype ein. Wenn ich weiteren Glück hatte, dann konnte ich mich mit meinem Bruder unterhalten -per Videochat. Ich vermisste ihn. Ob er mich auch vermisste? Er war der einzige, der mich gern hatte. Oder hatte er doch nur Mitleid? Wusste er von allem? Mit all diesen Fragen schlief ich ein.

Durch, dass meine Mutter mich nicht aufweckte, wachte ich spät auf. Es war bereits 10 Uhr. Genau als ich geschockt die Decke weg stampfte, eilte ich aus dem Bett. Es fiel mir auf, dass wir Wochenende hatten. Augen verdrehend über meine eigene Dummheit ging ich an mein Schrank und suchte mir einen neuen Pullover aus. Auch eine neue Jeans nahm ich mir aus dem Schrank, die Klamotten von gestern brachte ich in den Badezimmer und schmiss sie in die Waschmaschine. Später nachdem ich all meine Pflichten, wie es mein Vater so gerne ausdrückte erledigt hatte, packte ich meine Tasche ein, wo mein Tagebuch drinnen war und auch ein Block, dann ging ich raus. Ich hoffte so sehr, dass es hier einen Wald gab, wo ich alleine sein konnte. Oder auch einfach nur ein Spielplatz oder so wo niemand mehr war. Ich hasste Menschenmengen nun mal. Ich ging weiter und kam in Ecken, wo wirklich niemand mehr war. Vielleicht war es auch die Grenze der Stadt. Die Ausfahrt. Ich sah inzwischen wieder etwas grünliches und folgte der Wieso und dem Fußballfeld, denn dahinter sah ich auch einen kleinen Wald. Ich hatte das gefunden, was ich brauchte. Ich lief darauf zu und hoffte nebenher, dass ich den Weg wieder zurück fand später. Ich lief darauf zu und setzte mich dann als ich auch noch einen Fluss bemerkte, auf den feuchten Boden,was mich nicht sonderlich störte. Einige Minuten vergingen und ich genoss die Stille und die Harmonie in dieser Natur. Nach weiteren Minuten nahm ich aus meiner Tasche mein Tagebuch und setzte an. ''Liebes Tagebuch..." dann fuhr ich fort und schrieb darauf rein, was gestern alles geschehen war. Als ich fertig war, nahm ich nur noch ein räuspern von einem Jungen wahr. „Schön hier, nicht?" Seine Stimme klang ungewöhnlich sanft.

Gibt es überhaupt Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt