Daniel schloss mir die Tür auf und hielt sie, bis ich drinnen war. Danach schloss er wieder hinter sich ab und stellte meine Tasche in den Flur.
Wir hatten bis zwölf gebraucht, um das Krankenhaus zu verlassen und waren danach nicht direkt zu mir gefahren.
Erst hatten wir einen Halt bei einem chinesischen Restaurant gemacht, um etwas zum Mitnehmen zu kaufen und danach hatte Daniel noch einen Film in einer Videothek ausgeliehen.
Als ich aus dem Auto aussteigen wollte, hatte er mich ernst angesehen und mir gesagt: „Ich steige jetzt aus und mache dir die Tür auf. Die geht nur von außen auf, also bitte, greif mich nicht an, ok?“
Dann war er um das Auto herumgekommen und hatte mit einem Gesicht, als hätte er Todesangst, die Tür aufgemacht. Es hatte ihm eindeutig Spaß gemacht, sich darüber lustig zu machen.
Aber mir war es so ganz recht. Immerhin nahm er es mit Humor und war nicht mehr enttäuscht oder wütend.
Und so lange er nicht wütend war, hatte ich auch keine Angst vor ihm.
Wenn ich ehrlich sein sollte, hatte mich sein Ausraster mehr geschockt, als ich laut zugeben wollte. Er hatte noch nie so furchteinflößend auf mich gewirkt und ich hatte nicht geahnt, wie seine Stimmung umschlagen konnte.
Ich schob die Gedanken daran aber beiseite und gab ihm stattdessen meine Haustürschlüssel, damit er aufschließen konnte. Kaum war ich zurück in meiner Wohnung, wurde ich ruhiger.
Daniels Worte hatten mich beruhigt und ich wusste kaum mehr, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen war, dass er der Stalker war. Der vertraute Geruch umfing mich und als Mara aus ihrem Zimmer stürzte, um mich zu beschimpfen und in den Arm zu nehmen, wusste ich, dass ich mich nun entspannen konnte.
Wir machten es uns in meinem Zimmer auf dem Sofa bequem, um zu dritt zu essen, den Film zu sehen und zu quatschen. Ich wurde dabei aufs Sofa geschoben und wurde gezwungen, meine Füße hochzulegen. Danach durfte ich keinen Finger mehr krumm machen.
„Hier ist deine Portion. Lieber Wasser oder Saft?“ Mara stellte den voll geladenen Teller vor mir ab und hielt das Wasser und den Saft hoch.
„Halb- halb, bitte.“ Ich grinste und genoss es, verwöhnt zu werden. Wobei mein Kopf noch weh tat und ich sicher tagelang mit einer unschönen Beule herumlaufen musste. Immer wieder hob ich meine Hand, um die Stelle zu betasten.
Daniel legte die Dvd ein und setzt sich rechts neben mich in einer ähnlichen Haltung hin. Mara hüpfte als letzte zu uns und zog die Beine an sich.
Sobald sie sich an mich gekuschelt hatte, befahl sie mit lautem Ruf: „Lasst uns in See stechen! Verpflegung und Mannschaft an Bord?“
Von rechts kam die Antwort: „Alles an Deck! Habe ich Erlaubnis, den Film abzuspielen?“ „Abspielerlaubnis erteilt!“
Augenrollend setzte ich hinzu: „Leute, langsam nervt es.“
Mit einer Hand hielt sich Mara ein Auge zu und knurrte, wie ein Pirat vor sich hin: „Landratten! Verstehen nichts vom Leben auf rauer See! Mach deine Ladeluke zu und blick gen Fernsehhorizont, immer das Ziel vor Augen! Klar soweit?“
Ich pikste ihr in die Seite, hielt aber meinen Mund und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. Mara war begeistert gewesen, als Daniel ihr erzählt hatte, dass wir uns ‚Fluch der Karibik‘ ansehen wollten.
Natürlich war meine kleine Zecke nicht davon abzubringen gewesen, uns Gesellschaft zu leisten. Was mich aber nicht störte. Ich war froh, dass sie von der Uni zurück in die Wohnung gekommen war und auf uns gewartet hatte. Jetzt einen entspannten Tag miteinander zu verbringen, war tausendfach besser, als in einer Vorlesung zu sitzen- oder im Krankenhaus zu liegen.
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Gefährliche Obsession
Mystery / Thriller"Ich platzte ins Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Vor mir spielte sich eine Szene ab, die ich nicht sofort verstand. Mein vom Alkohol benebelter Verstand arbeitete quälend langsam. Ich starrte mit offenem Mund in den Raum. Auf dem Waschbecke...