Lautlos, aber sichtlich nervös ging Leonid den Gang auf und ab, während der lächelnde Caillou ankam. "Guten Morgen Sir." "Morgen", gab er wortkarg und schwach gereizt zurück. "Wo finde ich die Bibliothek? Ihr sagtet gestern, dass ich mir dort die Zeit vertreiben könne, bis sie beginnen mich zu unterrichten." Leonid hob mit finsterer Miene den Kopf und deutete einen Gang entlang. Er würde den Beginn des Unterrichts wohl so weit wie nur möglich heraus zögern. "Dort hinten Mr. Winslow." Dieser nickte eifrig. "Danke Sir." Leonid stöhnte für einen Moment genervt, als Caillou endlich in die besagte Richtung losging.
Valerina
Behutsam und fast schon andächtig strich sie mit dem Zeigefinger über einen der Buchrücken, als sie bemerkte, wie die Tür zu Bibliothek geöffnet wurde und jemand den Raum betrat. Hastig senkte sie den Blick und zog die Hand zurück, in der Angst Cavanaugh käme herein. "Bitte Sir." ,murmelte Valerina ohne aufzublicken vor sich hin. "Verzeiht mir. Ich weiß, ich sollte nicht hier sein." Ihr zierlicher Körper begann zu zittern und sie spürte deutlich die Schmerzen der Würgemale an ihrem Hals. "Wer seid ihr? Etwa Sir. Cavanaugh's Frau? Sehr Erfreut, mein Name ist Caillou Winslow." Erstaunt und erschrocken zugleich über die neue, fremde Stimme hob Vallery den Kopf und blickte in tiefbraune Augen. Sie strahlten soviel Wärme aus mit den kleinen Goldsprenkeln darin. Ganz im Gegensatz zu dem kühlen Grau von Leonids Augen. Wie gebannt starrte sie dem Fremden ins Gesicht und wendete hastig den Blick ab, als ihr bewusst wurde, was sie tat. "Dürfte ich auch ihren Namen erfahren?" Sie rang damit dem Mann ihren Namen zu nennen, empfand es aber zugleich auch als zu riskant. Es kam vor, dass gelegentlich Gäste in diesem Haus ein und aus gingen, aber jemanden zu treffen, der nett zu ihr war, war ungewohnt. Die meisten hielten sie und die anderen Mädchen für Gefangene -Sklaven- von Cavanaugh. Aber er hier schien anders zu sein. "V-valerina, Sir. Aber ich...ich bin nicht Cavanaugh's Frau." Sein Blick drückte gewisse Verwirrung aus, als er ihren Körper entlang glitt. "Wer seid ihr dann?" Hastig schüttelte ich den Kopf. "Niemand, nur Valerina. Und bitte....seid nicht so förmlich zu mir." Das habe ich nach Leonids Maßungen nicht verdient, dachte sie mit gewisser Traurigkeit. "Aber bleiben Sie...bleib bitte hier Valerina." Schnellen Schrittes ging sie an ihm vorbei, das knielange Kleid wippte für einen Moment fröhlich um ihren Körper. Sie konnte nicht vermeiden, dass ihr von der Art, wie er ihren Namen sagte ein Schauer über den Rücken lief. Aber kein kalter und umheimlicher Schauer, wie sonst bei Leonid, eher verströmte sich eine gewisse Wärme über ihren Körper. "Verzeiht bitte, aber mir wurde eigentlich nicht erlaubt mit ihnen zu sprechen." Und mit diesen Worten ging sie aus dem wohligen Raum und betrat augenblicklich die eisige Festung. Denn die Bibliothek war der einzige Ort in diesem Haus, der nicht vor Kälte strotzte, sondern Ruhe und eine gewisse Geborgenheit verstrahlte. Ihre Schritte wurden immer hektischer, panischer, als sie den dunklen Gang entlang rannte und einen tiefen Schrei, gefolgt von einem dumpfen Knallen hörte. Wie wenn ein Körper zu Boden schlug... Erschrocken riss sie den Kopf herum und konnte noch im selben Moment einen schrillen Schrei vernehmen, der durch die Stille hallte. Bitte nicht. Sie wollte das nicht hören und presste sich die Hände auf die Ohren, während ihr Puls nur so raste. Nur zu gut, wusste sie was vor sich ging, denn sonst erfüllten ihre Schreie dieses verfluchte Haus. Ihr einziger Gedanke war, dass sie weg musste, doch wie? Wie soll man es schaffen vor einem Mann davonzulaufen, den selbst die Hölle mit Sicherheit wieder ausspucken würde? Es gab keinen Weg - keine Möglichkeit. Und so sehr es auch schmerzte, seelisch als auch körperlich, musste sie hier bleiben. Vallery ließ sich schwach die Wand hinab rutschen und kauerte sich so eng es ging zusammen. "Hast du Angst?" , ertönte in ihrem Kopf eine vertraute Stimme und das Bild eines hübschen Mädchens mit langem weißblonden Haar flammte in ihren Erinnerungen auf. "Ich bin hier...auch wenn es sonst keiner tut, werde ich auf dich aufpassen Valerina." Die Erinnerungen an Laurel schmerzten. Sie hatte auf Vallery aufgepasst, wie diese nun auf Lynna aufpasste. Man muss hier zusammenhalten, wenn man überleben will, hatte Laurel ihr immer gesagt und dann starb sie selbst...durch Leonids Hand. Doch Valerina gab sich nun ihren Erinnerungen hin. Den Guten, als auch den Schlechten. Denn dies war die einzige Möglichkeit vor den Schreien zu fliehen.-----------------------------
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The Doll Player
Mystery / ThrillerMr. Cavanaugh. Ein Mann mit Klasse und Charme. Aber ist er wirklich der, der er zu sein vorgibt? Sein Haus ist erfüllt von Schreien. Denn er ist der Puppenspieler. | cover by MuffinsBlood |