.Chapter 6.

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Valerina
Sie sah seine Hand, die herabsauste und mit einem schmerzhaften Klatschen auf ihrer Wange landete. Ihr Kopf wurde mit voller Wucht zur Seite gerissen und ihre Haare flogen in einem hohen Bogen durch die Luft. Blut rann in einem dünnen Rinnsal aus ihrer Nase und sie konnte den metallischen Geschmack dessen auf den Lippen spüren. Valerina hatte aufgehört zu wimmern. Aufgehört zu flehen. Tapfer richtete sie ihren Blick wieder auf die ihr gegenüberliegenden zornerfüllten Augen. "Ich habe keine Angst. Schon lange nicht mehr." Ein heiseres Lachen floh aus seiner Kehle. "Oh ma belle." Seine kühlen Finger schlossen sich um ihr Kinn und man konnte die grausamen Narben auf seinen Händen sehen. Tränen stiegen ihr in die Augen, als seine Finger immer fester gegen ihren Kiefer drückten und ihre Miene verzog sich deutlich. "Du bist mir noch immer die Liebste Vallery..." ,flüsterte er ihr gegen die Wange, als sie begann sich zu winden. "...denn du bist die Einzige, die es schafft sich zu wehren." Ein leises Klappern war in der Einsamkeit der Nacht zu vernehmen, als Valerina begann an den metallenen Handfesseln um ihren Handgelenken zu zerren. Ihren Lippen entwich ein frustrierter, aber dennoch schmerzgeschwängerter Schrei. "So gefällst du mir." Seine Lippen an ihrer Wange verzogen sich zu einem Lächeln, das jedoch schon im nächsten Moment wieder verschwand, als sie ihr Bein hob und es ihm um den Unterrücken schlang, um ihn mit einem Ruck zum Fall zu bringen. Sie konnte seine muskulösen Arme sich rechts und links von ihrem Kopf abstützen sehen, als seine kratzige Stimme sie zum erschaudern brachte. "So schnell fällt ein Cavanaugh nicht...im Gegensatz zu dir Vallery." Mit leisem Keuchen wurde sie von seinem Fuß zu Fall gebracht und ihre Arme wurden unter einem leisen Aufschrei von den Ketten nach hinten gerissen. "Ich hasse dich Leonid!" Ihr gesamtes Gewicht zog an ihren Armen, als sie in den Ketten hing. Sie wollte weg. Weg von ihm. Weg von allen Gräueltaten.

Nach einigen endlos langen Minuten lag sie weinend auf dem Boden, ihre Finger krallten sich in das zerknüllte Bettlaken unter ihr, mit dem zuvor ihr bloßer Körper bedeckt war. Leonid schritt mit langsamem, bedachten Schritt an ihrem Kopf auf und ab. "Hassen?!" Seine Stimme klang belegt und sie brach mitten im Wort ab, als er sich das ebenholzfarbene Haar raufte. "Geh jetzt Vallery. Sofort!" Valerina konnte die unendliche Wut in seinen Worten hören, obwohl sie doch sehr beherrscht klangen. Langsam und unter leisem verzerrtem Stöhnen richtete sie sich auf, bis sie schließlich taumelnd auf die schwachen Beine kam. "Für diese Nacht ist es genug." ,hörte sie ihn sagen, als sie hastig und mit tränennassen Wangen Richtung Tür stolperte, diese öffnete und im Dunkel des angrenzenden Raumes verschwand. Sie sah die Mädchen, schlafend und brav in ihren Betten liegen, während sie an ihrem eigenen vorbeistürmte und in Richtung der nächsten Tür rannte. Die Tür wurde von ihrer Hand aufgerissen und Valerina stürzte in einen von mondlicht gefluteten Raum. Sie konzentrierte sich nur auf ihren die Stille zerreißenden Atem und den drönenden Herzschlag, als sie vor dem großen Fenster auf die Knie fiel und leise schluchzte. Das rote Haar hing ihr in langen Strähnen über den Rücken und die Schultern. Ihre vor das Gesicht geschlagenen, zierlichen Hände begannen zu zittern und die Geräusche ihres Wehklagens waren das Einzige, das man vernehmen konnte. Sie war am Ende und nichts gab ihr mehr Halt. Ein weiters Mal fragte sie sich, warum sie vor vielen Jahren nur zu Cavanaugh in die Kutsche gestiegen war und nicht einfach im Regen auf der Straße sitzen geblieben ist. Weil ich kein Zuhause und keine Eltern mehr hatte, gab sie sich ein weiteres Mal im stummen die Antwort. Und er mir Hilfe angeboten hatte. Freudlos und kaum hörbar lachte sie auf. "Wie dumm konnte ich nur gewesen sein?" ,fragte sie unter Schluchzen in die Nacht hinein und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Vorsichtig streckte sie ihre Beine nach vorne aus und begutachtete diese, während sie mit dem Zeigefinger federleicht über die helle Narbe um ihr Knie und ihre Kniekehle herum strich. Diese Narben verliehen ihr das Aussehen einer Puppe, sie zogen sich nicht nur über ihre Knie, sondern auch um ihre Ellbogen und Armbeugen herum. Und Vallery hasste sie. Jede einzelne von ihnen.
Kraftlos ließ sie ihren Körper seitlich auf den Boden sinken und schloss die Augen, um Bilder und Erinnerungen zu vertreiben. Ihr Schluchzen beruhigte sich und verstummte schließlich ganz, als sie ins Reich der Träume glitt. Denn dies war der einzige Ort an dem sie sicher war und an dem sie tun und lassen konnte, was sie wollte.

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Blood-Dragon

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