Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich Niall endlich in einer Bar fand. Er sah ziemlich fertig aus und Harry war bei ihm. Vor der Bar standen mehrere Personen und als sie mich sahen, griff en sie mich an.
"Du Schlampe! Du verdienst so einen wie Niall gar nicht." "Ich wusste von Anfang an, dass du ihn nur verarscht." Ich drehte mich zu den beiden um und sah sie bedrohlich an. Solche Sätze zu rufen war nicht schwer, aber nicht, wenn man der Person direkt in die Augen sieht.
"Was weißt du denn schon? Gar nichts. Also halte deinen Mund, wenn du von Sachen sprichst, von denen du nichts verstehst. Am besten ihr alle." rief ich und ging in die Bar.
Harry sah mich sofort und stand auf. Als er an mir vorbei ging sah er mich durchdringend an und flüsterte mir zu: "Lass es mich nicht bereuen." "Keine Sorge." sagte ich lautlos und Harry verschwand.
"Was machst du hier?" fragte Niall mit leicht lallender Stimme. Es klang weder vorwurfsvoll noch wütend. Nur...erstaunt.
"Ich musste dich sehen. Und ich muss dringend mit dir sprechen." "Schieß los!"
"Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll." gestand ich. Jetzt sah er mir endlich in die Augen. Sein Blick war klar. "Wie wäre es damit, dass du mir das Herz gebrochen hast?" schlug er vor, als wäre das hier eine Quizsendung und ich müsste die richtige Antwort finden.
Ich nickte. "Ich weiß. Und es tut mir so leid. Mit mir sind die Pferde durchgegangen." "Ich verstehe nicht ganz, was du mir damit sagen willst."
"Ich will dich heiraten, Niall. Aber auch, wenn wir nicht heiraten, will ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Das ist so viel wichtiger als alles andere. Und ich kann es nicht ertragen, dass du auf mich sauer bist. Ich liebe dich und das wird sich niemals ändern." Ich umarmte ihn fest.
Niall schwieg und ich löste mich aus der Umarmung. "Ist alles okay mit dir?" fragte ich besorgt, da er nichts erwiderte. "Ja...ich bin nur ziemlich betrunken und frage mich gerade, ob du das wirklich eben gesagt hast..."
Ich küsste ihn. "Vergiss einfach, was heute morgen passiert ist, okay? Das war nicht ich selbst. Denk einfach, es war eine Frau, die sich als mich ausgegeben hat. Denn so hat es sich auch irgendwie danach angefühlt."
Er lächelte. "Einverstanden." sagte er und bekam einen Schluckauf. Er war so süß, wenn er betrunken war. "Weit du was, Xenia? Ich habe eine Idee. Was Halt's du davon, wenn wir gleich morgen heiraten?" Ich lachte kopfschüttelnd.
"Du bist betrunken." sagte ich nur. "Ja, und solange es noch wirkt, solltest du zustimmen, bevor ich es mir wieder anders überlege." "Niall, wie soll denn das gehen? In nur einem Tag?"
"Süße, wir haben doch alles schon vor über einem Jahr fertig geplant, bis uns klar wurde, dass wir viel mehr Gastein einladen mussten. Wir müssen alles nur quasi reaktivieren und eventuell den Pfarrer bestechen." Ich lachte. "Ja, du hast Recht. Aber ein Tag ist zu kurz. Wir müssen erst einmal nach Irland zurück, die Einladungen verschicken und..." "Okay, also dann übermorgen. Dann können deine Verwandten aus Italien und Deutschland auch noch rechtzeitig da sein."
Ich überlegte kurz. "Okay. Also übermorgen." "Perfekt. Ich kümmere mich dann mal um einen Flug." "Und ich packe dann mal." Ich wollte gehen, aber Niall hielt meinen Arm fest und zog mich zurück.
"Ich liebe dich, Xenia." Ich lächelte und küsste ihn leidenschaftlich. "Ich liebe dich mehr." "Unmöglich." Er grinste breit. "Wir sehen uns dann im Apartment, oder?" Ich nickte. "Ja, ich packe deine Sachen auch schon mal. Hast du eigentlich schon einen Abzug oder so?"
Er lachte bitter. "Der gammelt jetzt schon seit fast einem Jahr in meinem Kleiderschrank zuhause."
In unserer Wohnung packte ich die wichtigsten Sachen ein und konnte seinen letzten Satz einfach nicht vergessen. Er schwirrte die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Seit einem Jahr. Also war es ihm von Anfang an absolut ernst gewesen.
Für alle, die gehofft haben, sie würde es ihm jetzt sagen, dass sie schwanger ist: Sorry. Aber sie haben sich vertragen, das ist doch auch was, oder?
