ZEHN

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Nachdem ich auf dem harten Boden landete, lief ich schnell zur Tür und lauschte, ob ich etwas hören kann. Nach kurzem Warten drückte ich die Türklinge runter, doch ich schloss sie wieder als mir etwas einfiel. Ich drehte den Schlüssel im Schloss und schaute mich um. Ich war in einem Billiardzimmer gelandet. Ich öffnete den erstbesten Schrank und wurde fündig. Hier gab es viele Billiardqueues. Das sind lange, aus Holz angefertigten, Stöcke. Dieser hier, den ich in der Hand hielt, sah besonders teuer aus.
Nachdem ich den Schrank vorsichtig schloss, damit kein Geräusch entstand, lief ich zum Fenster. Doch dies lief schon wieder ins Nichts, weil anscheinend alle Fenster in diesem Haus abgeschlossen waren. Trotzdem kickte ich einige Male gegen die Scheibe, doch nichts passierte. Dann hatte ich eine Idee. Ich hielt den queue waagrecht in der Hand und haute mit der Spitze so schnell ich nur konnte aufs Glas. Nach ein paar mal konnte man schon Risse sehen. Aufgeregt versuchte ich es so oft, bis ich die Scheibe mit meinem Arm vollständig zerstören konnte. Die Scheiben fielen laut auf den Boden. Ich steckte den Kopf durch das Loch im Fenster und schaute runter. Es war früher Morgen. Ich bin ungefähr im 3. Stock. Da kann ich nicht runterspringen. Nach oben klettern konnte ich auch nicht. Dort war zwar das Dach, aber wenn ich hochklettere, muss ich wieder einen Weg finden um runterzukommen. Aber ich hatte eine bessere Idee. Ich ließ den Billiardqueue da. Für das, was ich jetzt mache, werde ich beide meiner Hände brauchen und ich weiß noch nicht einmal ob ich es überhaupt schaffe. Wenn ich es nicht schaffe werde ich wohl runterfallen und mir irgendetwas brechen oder etwas anderes, aber alles ist besser als bei diesen Verrückten. Entschlossen kletterte ich raus und stellte mich auf den ein-Fuß-breiten-Fenstersims. Dabei hielt ich mich an der Wand fest, an der ein paar unebene Steine waren. Ich atmete einmal tief die frische Luft ein und balancierte los. Ich hatte Schiss, ja. Deshalb versuchte ich so wenig wie möglich runter zu schauen und konzentrierte mich auf meine Füße. Jetzt erst bemerkte ich, dass es kein richtiger Fenstersims ist, sondern nur eine Verzierung aus Stein. Allgemein das Haus war sehr alt und die Fenster, die ungefähr auf meiner Höhe waren, waren alle abgeschlossen und nicht zerstörbar. Einmal schwankte ich so sehr, dass ich mich an die Wand krallte. Ich konnte mich im letzten Moment noch festhalten. Als ich bis an die Hausecke kam,wo der Fenstersims nicht ganz hinreichte, sprang ich ab. Doch hier gab es keinen weiteren Sims. Deshalb griff ich nach dem Wasserrohr, das einen Durchmesser von 10 cm hatten. Ich hielt das Rohr fest zwischen beiden Händen. Meine Füße hingen runter und hatten keinen Halt. Ich zog sie ein wenig hoch und drückte meine Füße gegen die Wand. Dann setzte ich immer einen Fuß etwas weiter unten und ließ eine Hand immer los um etwas weiter unten zu greifen. Das ging dann immer so weiter. Rechter Fuß runter-Rechte Hand runter. Linke Hand runter. Linker Fuß runter. Dabei fiel mir auf, dass die Schmerzen in meinem Bauch nicht ganz verschwunden waren. Ich spürte das Wasser, dass in dem Rohr floss und meine Hände wurden immer rutschiger weil es anfing zu regnen. Nach gefühlten Stunden musste ich abspringen, weil das Wasserrohr aufhörte. Ich hielt mich am Ende des Rohrs fest und löste meine Füße von der Wand. Danach ließ ich los und landete auf beiden Füßen. Erleichtert drehte ich mich um. Endlich. Als ich etwas wieder zu Atem kam rannte ich los. Ich hatte das Grundstück verlassen und rannte so schnell ich konnte. Ich wusste nicht wohin ich rannte. Einfach nur weg von diesem Haus. Langsam kamen mir auch die Tränen. Irgendwann, ich weiß nicht genau wann - mein Zeitgefühl scheint verreckt zu sein - wurden die Straßen voller und ich fand nach langem Fragen eine Bahnhaltestelle. Jetzt kannte ich mich auch viel besser aus, denn hier war ich schon Mal zum einkaufen mit Sara. Es regnete mittlerweile aus vollen Strömen und ich sah bestimmt aus, wie eine geistiggestörte, die aus einer Psychiatrie abgehauen ist. Ich hatte kein Geld an mir, deshalb konnte ich mir auch nichts zu essen kaufen und fuhr einfach Schwarz. Die Bahn fuhr nur in eine Richtung. Wenn ein Kontrolleur kam, würde ich einfach die Angaben der Schule geben.
Ich wusste nicht wohin ich fahren sollte. In die Academy konnte ich nicht, schließlich war dort Mrs. Tori. Doch jetzt habe ich eine Idee: Ich könnte zu meinem Bruder Sam. Er würde mir zuhören und die Polizei verständigen. Und dann würde er dafür sorgen, dass Mrs Tori auffliegt.
Es war eine neue Hoffnung und ich konnte kaum erwarten, zu ihm zu kommen.

Ich stand vor den Haus, in dem mein Bruder wohnt. Er hatte es extra gekauft, damit Sara und ich ihn in den Ferien öfter besuchen können. Ich atmete tief durch und hob meine Hand und klingelte. Ich hatte meinen Bruder zuletzt vor langer Zeit gesehen. Ich freute mich schon auf ihn und konnte kaum erwarten ihn zu sehen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein verschlafener Sam in Jogginghose und altem T-Shirt schaute mich an. Als erstes verwundert und dann erfreut. Und dann sprang ich ihm an den Hals und umarmte ihn.
"Vorsicht Ari. Nicht so fest."
Sagte er. Ich löste mich langsam von ihm und schaute ihn genau an. Er war bedeckt mit blauen Flecken. Ich ging vor Schreck einen Schritt zurück.
"Wa.. Wa-s ist passiert?"
Stotterte ich.
"Ach ist nicht so schlimm. Ein Typ hatte eine Auseinandersetzung mit einem Kollegen von mir und ich bin da irgendwie hineingeraten."
Sagte er einfach.
"Du kannst mich nicht anlügen. Ich sehe es doch! Mir kannst du nichts vorspielen. Und wer zum Teufel sollte sich in einer Bank schlägern?"
Fragte ich und kam wieder näher. Ja, mein Bruder arbeitet in der Bank als Auslandvertreter und verdiente mehr als genug für einen alleinlebenden Mann. Deshalb konnte er sich dieses kleine Haus hier leisten. Sam seufzte kurz und öffnete die Tür, damit ich eintreten kann.
"Lass uns das drinnen besprechen und du musst mir noch erzählen was passiert und warum du zum Teufel ohne Schuhe wie eine Verrückte vor meiner Tür stehst."
Grinste er. Ich trat ein und er schloss die Tür hinter mir. Es war warm und ich war froh, endlich etwas Vertrautes zu sehen.
"Möchtest du was essen? Hast du Hunger? Ich war gerade dabei Frühstück vorzubereiten."
"Ja, ich habe einen Mordshunger." Sagte ich lächelnd.
"Okay. Geh du nach oben und mach dich frisch. Ich bereite solange das Frühstück vor. Ich kann es kaum erwarten, deine Geschichte zu hören."
Ich rannte schnell die Treppen hoch in mein altes Zimmer und ging schnell in das Bad und duschte. Danach fühlte ich mich schon viel besser und holte mir eine schwarze Leggins und einen alten Pulli. Danach zog ich die dicken flauschigen Hausschuhe an, die wie Löwentatzen aussahen, denn meine Füße waren tot. Ehrlich, ich empfehle es niemanden ohne Schuhe draußen bei Regen rumzurennen. Nachdem ich meine Haare geföhnt hatte, die übrigens aussahen wie ein frisch genistetes Vogelnest, steckte ich sie mir hoch. Zumindest sah ich jetzt nicht ganz so schlimm aus. Als ich die Treppen runterpolterte und mich in die Küche setzte, war Sam nicht da.
"Sam, wo bist du?"
Rief ich. Es herrschte Stille. Ich schaute in jedem Zimmer nach, doch er war nicht da.
Erst jetzt bemerkte ich den zusammengefalteten Zettel auf der Kücheninsel.

Ari,
Ich weiß wir wollten reden aber ich habe einen dringenden Anruf von der Arbeit bekommen. Bitte bleib einfach Zuhause und ruh dich aus. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme.
Samuel

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Leute, ich Feier euch, ernsthaft! Ich meine 1 0 0 0 LESER!! Wirklich, ihr seid die besten 1k Leser! Deshalb möchte ich mich mit diesem Kapitel bedanken!

PS: Wie findet ihr das neue Cover? Schreibt eure Meinung in die Kommentare! ;)
Mit viel Liebe
SecretsDrug ♡

Agent GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt