Überraschung

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 „Madlyn! Mach sofort die Tür auf bevor ich sie eintreten muss!“ Erschrocken fuhr ich hoch und schlug mir den Kopf an der Bettkante an. Ich spürte einen stechenden Schmerz in der linken Schläfe. Mein Hals war total verkrampft und ich hatte dröhnende Kopfschmerzen. Wieso lag ich nochmal auf dem Boden? Ich erinnerte mich. Dad. Er hatte es schon wieder getan. Und jetzt hämmerte er mit aller Gewalt gegen meine verschlossene Zimmertür, er schien ziemlich wütend zu sein. Ich stand auf, nicht auf ihn zu hören würde nichts bringen, denn seine Drohung die Tür auftreten war ernst gemeint, das wusste ich aus Erfahrung. Schwankend richtete ich mich auf und drückte die Türklinke hinunter. Cornell stand direkt vor mir, sein Gesicht hatte einen hässlich dunkelroten Farbton angenommen, doch zumindest schien er einigermaßen nüchtern zu sein. „Was hast du da drin so lange gemacht??“ Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab und donnerte weiter, „Erwarte ja nicht, dass du dich bei mir auf die faule Haut legen kannst! Beeil dich jetzt und wisch den Boden im Wohnzimmer.“ Ich nickte, schob mich an ihm vorbei um Eimer und Wischmopp zu holen. Je näher ich dem Wohnzimmer kam, desto stärker wurde der Geruch nach Galle. Angewidert tunkte ich den Mopp ins Wasser, hielt die Luft an und begann die ätzende Flüssigkeit aufzuwischen, möglichst ohne sie anzusehen. Mein Stiefvater war mir gefolgt und lehnte grinsend ihm Türrahmen. Auf einmal wirkte er total entspannt und nett. Die Stimmungsschwankungen waren bestimmt Teil seiner Alkoholsucht. „Maddy, ich habe übrigens einen Job für dich“

„Ach Ja?“, murmelte ich mit zusammengepressten Lippen und erwartete das Schlimmste.

„Ja. Du wirst gleich morgen früh anfangen. Du bist jetzt Hausmädchen bei den Duncans.“

Nein. Nicht bei den Duncans. Bitte nicht.

Francesca Duncan besuchte mit mir gemeinsam den Mathekurs auf dem College. Die Halbitalierin erfüllte alle Klischees einer reichen Unternehmertochter: hübsch, intelligent, Jungs Magnet, arrogant und  Anführerin der Beliebtesten Clique unseres Jahrgangs. Sie war ein Einzelkind. Ihre Eltern, Matt  und Adriana Duncan besaßen und leiteten gemeinsam eine großes Werbeagentur. Sie hatten Geld wie Heu und versteckten dies nicht. Francesca und ihre besten (/reichsten) Freundinnen wurden jeden Morgen von der Limousine zur Schule gebracht, was jedes Mal wieder ein Spektakel war, wenn der Chauffeur ihnen aus dem Auto helfen musste, damit sie sich ihre Designer High Heels nicht ruinierten.

Und ausgerechnet ich sollte ihr Hausmädchen werden. Tollpatschig und aus sozial schwachen Verhältnissen würde ich natürlich auch des Diebstahls beschuldigt werden wenn sie wieder eine ihrer Handtaschen verloren hatte. Dann würde ich in der Schule nicht  mehr nur der depressive Freak sein, sondern auch Dienerin und Diebin. Traumjob.

Cornell musste mir meine mangelnde Begeisterung angesehen haben denn sein widerliches Grinsen wurde noch breiter. Innerlich explodierte ich, doch äußerlich gab ich keinen Laut von mir. Natürlich nicht… Ich musste dringend selbstbewusster werden. Aber erst wenn mein Leben nicht mehr in den Klauen eines Typen lag, der mich für den kleinsten Widerstand bestrafte.

„Und was wird dann aus der Schule?“, fragte ich kleinlaut, obwohl ich mir die Antwort bereits denken konnte.

„Schule? Haha. Du lernst doch sowieso nichts mehr in deinem Alter! Und so kannst du wenigstens etwas nützlich sein und Geld mit nach Hause bringen.“

Wie ich ihm doch dankbar war. Jetzt nahm er mir auch noch mein einziges Recht, nämlich dank eines Stipendiums in die Schule zu gehen. Eine Überraschung war es zwar nicht, aber meine Wut und Verzweiflung wuchsen immer mehr. Ich versuchte mich zu beruhigen und stellte mir ein Leben vor, in dem ich frei war, weg von ihm, der mir das Leben zur Hölle machte. Bis dahin würde ich durchhalten.

Wortlos erledigte ich den Rest meiner Arbeit. Nachdem ich Cornell noch einen Rinderbraten mit Gemüse zum Abendessen gekocht hatte (ich bekam wie immer eine Scheibe Knäckebrot, „Du bist sowieso viel zu dick, Kind!“), durfte ich endlich duschen, wobei ich darauf achtete die Tür sorgfältig zuzusperren.  Hoffentlich nahm das alles bald ein Ende…

*Der Nächste Tag*

Eingeschüchtert stand ich vor dem großen schmiedeeisernen Tor. In großen geschwungenen Buchstaben prangte der Name Duncan an einem der majestätischen Pfosten mit beängstigenden Alarmanlagen und Kameras. Ich hatte absolut keine Ahnung was ich machen sollte, zumal mir Cornell nichts als die Adresse und Uhrzeit gegeben hatte. Ich sah auch weit und breit weder Klingel noch Türklinke. Ich hörte, wie sich hinter mir zwei Jungs näherten. Sie lachten und unterhielten sich angeregt. Nervös trat ich einen Schritt näher ans Tor heran, in der Hoffnung, von den großen Lavendelbüschen in den Terrakottatöpfen neben den Pfosten verdeckt zu werden. Doch das Gespräch der Jungs verstummte, sie schienen mich schon entdeckt zu haben. Ich musste ziemlich dumm aussehen, wie ich vor der Tür stand. Warum gingen die denn nicht einfach weiter und ließen mich allein? Stattdessen hörte ich, wie sie auf mich zukamen.

„Hey!“, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, und tat als hätte ich sie gerade erst bemerkt. Ich erstarrte, als ich sie sah. Das waren nicht irgendwelche Jungs, das waren übertrieben gut aussehende Jungs. Der Typ Jungs, von dem sich noch nie jemand herabgelassen hatte, mit mir zu reden.

 „Ähm hi…“, krächzte ich.

 „Möchtest du auch zu Francesca?“, fragte der kleinere Dunkelhaarige der Beiden.

„Ja… Nein… Also… ich will zu Mr und Mrs Duncan“

„Oh, ach so. Warst du schon mal hier?“ – „Nein.. eben nicht“ Er lachte.  „So ging es uns auch beim ersten Mal, stimmt’s, Georgey?“ Der Junge mit den niedlichen Löckchen und dem blendenden Lächeln neben ihm nickte bestätigend. Ich sah dem Lockenkopf erst jetzt an. Seine Augen waren von einem dunklen Karamellton und erinnerte mich auf eine Weise an Edward aus Twilight, die mich schaudern ließ. Er schien meinen irritierten Blick bemerkt zu haben, denn er sah mich fragend an. Ich versuchte meine Verlegenheit mit einem kläglichen Lächeln zu überspielen. Zum Glück redete der andere schon weiter „Wir nehmen dich mit rein, wenn du möchtest“ Ich nickte dankbar. Der gelockte George holte eine Magnetkarte aus seiner linken Hosentasche und hielt sie an ein kleines unscheinbares Kästchen unter der Kamera. Mit einem leisen Summen schwang das Tor auf.

Der Dunkelhaarige lächelte mir ermutigend zu und ging voran. „Ich bin übrigens Josh“ – „Madlyn“

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Danke fürs lesen 

 (: Wie letztes Mal, wenns euch gefällt vote und wenn nicht Kommentar mit der Begründung

Anbei ein Bild von Victoria Lee, die Madlyn spielt. (:

Küsschen, A <3

Carry You (George Shelley Fanfiction ♥)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt