„Du wusstest nicht, dass wir quasi Geschwister sind, oder?“
„Nein“
„Das ist gut so, genau was sie will. Warum darf wohl keiner davon wissen?“
„Keine Ahnung?“
„Weil ich ein armes unpopuläres Würstchen bin und sie ist eben sie“
„Aber du bist der Kapitän der Kricket Mannschaft und …“ , warf ich ein
„Schätzchen, genauso gut könnte ich Vorsitzender des Schachclubs sein“, unterbrach mich Josh.
„Da nützt mir nicht einmal mein Aussehen. Und Geld hab ich auch keines.“
„Wieso nicht?“
Er grinste „Glaubst du nicht, dass ich Prinzessin schon längst die Show gestohlen hätte, wenn ich genauso gute Sponsoren hätte?“
Nachdenklich nickte ich. „Warum haben sie dich dann adoptiert?“ Josh reihte sich hinter ein paar anderen Schülern in die Schlange an der Rolltreppe und zuckte mit den Schultern „Image?“ Er hatte Recht. Schweigend fuhren wir bis ganz nach unten und stiegen in die Bahn, die wir zum Glück auf die Minute erwischten. Wir bekamen keinen Sitzplatz mehr, Schüler, alte Damen mit Einkaufstüten und Businessmen in teuren Anzügen standen aneinander gequetscht um uns herum. Ich war das Gedränge gewohnt, doch da ich sonst immer alleine gefahren war, war das das erste Mal, dass ich aufpassen musste, meine Begleitung nicht aus dem Blick zu verlieren, was sich als alles andere als leicht herausstellte. Erleichtert atmete ich auf, als die dicklichere Dame, die mich an die Wand gepresst hatte, an der nächsten Haltestelle ausstieg und ich wieder Platz zum Atmen hatte. Die Türen piepten und schlossen sich langsam, als jemand den Fuß dazwischen stellte. Ein junger Mann wurde durch den Spalt in das stickige Abteil geschubst. Ich konnte keine Details erkennen, denn die Menge drängte aufgeregt nach hinten und schob mich zur Seite. Der Mann stolperte in den Zug, ihm folgten drei weitere Männer, deren Alkoholfahne ich bis zu meinem Platz riechen konnte. Sie lallten etwas unverständliches, die U-Bahn fuhr mit einem Ruck an und der erste, der nüchtern schien, fiel gegen die Haltestange, an der Josh sich festhielt. Blut lief aus seiner Nase und hatte sich über seine komplette untere Gesichtshälfte und sein T-Shirt ausgebreitet. In seinem Blick lag Verzweiflung und als sich die Drei anderen bewegten, konnte ich auch den Grund dafür erkennen. Sie hatten ihre kleine Beratung beendet und ein Dunkelhaariger trat vor. Seine blutunterlaufenen Augen waren hasserfüllt auf den Verletzten gerichtet und er hob drohend seine Faust, an der bereits Blut klebte. Niemand bewegte sich, um einzuschreiten, als er anfing auf den, bereits auf den Boden liegenden, einzudreschen. Er winselte und kauerte sich noch enger zusammen, doch das hielt den Schläger nicht davon ab, weiterzumachen. Blut tropfte auf den Boden, den bereits eine rote Spur zierte.
Hektisch sah ich mich um, doch niemand der Umstehenden bewegte sich auch nur um einen Millimeter. Mein Blick traf auf Joshs, dem der gleiche Schock wie mir ins Gesicht geschrieben stand. Doch im Gegensatz zu mir, war er mitten im Geschehen, konnte eingreifen. Ich wies mit einem auffordernden Blick auf die beiden Männer auf dem Boden, doch er schüttelte nur seinen Kopf und zeigte auf seinen Mantel. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Dior“, formte er mit den Lippen. Sein Ernst? Ich dachte er hätte kein Geld?
Der blonde Mann jaulte auf wie ein verletzter Hund.
Kurzentschlossen trat ich nach vorne. Die Menschen wichen mir ohne zu Zögern aus. Ich holte tief Luft. Nicht nachdenken, einfach machen!
Mein Herz raste und ich konnte das nervöse Rauschen des Blutes in meinem Ohr fast hören. Ich stand direkt hinter dem Schläger, dessen Hände damit beschäftigt waren, den Blonden immer weiter zu verletzen. Jetzt oder nie!
Auf einmal ging alles ganz schnell. Ich stürzte mich auf den Rücken des Dunkelhaarigen und schlang meine Arme fest um seinen Hals, um ihn zurückzuziehen. Verwundert hielt er inne und ließ von dem wimmernden Mann am Boden ab, ich ließ nicht los. Wankend richtete er sich auf und packte grob meine Arme mit beiden Händen, während er sich leicht nach vorne beugte. Mit einem Schwung riss er mich über seine Schulter und schleuderte mich gegen eine Wand. Der Aufprall fühlte sich an, als würde meine Lunge explodieren. Keuchend schnappte ich nach Luft, doch ich hatte nicht lange Zeit, denn er war schon über mir und drückte mich gegen die Plexiglasscheibe. Komischerweise spürte ich nichts, als den Ärger über meine eigene Dummheit. Wie kam ich auf die Idee mich mit einem besoffenen Hobbyschläger anzulegen?
Ich kniff die Augen zu und machte mich darauf gefasst, ebenso, wie der Blonde vor mir, ein paar saftige Hiebe ins Gesicht zu kassieren, doch nichts geschah.
Im Gegenteil, der Druck auf meiner Brust ließ nach. Verwundert blinzelte ich. Der Dunkelhaarige kniete mit schmerzverzerrtem Gesicht vor mir, die Hände hinterm Rücken. Mir war klar, dass er sie da nicht freiwillig hielt, dennoch war ich verwundert, als ich sah, wer ihn dazu gebracht hatte. Josh stand immer noch reglos an seinem Stammplatz und starrte mich mit großen Augen an, während der Blonde mich hinter Schlägers Rücken angrinste. Blut lief ihm in den Mund, doch das schien ihn nicht zu stören. „Danke, Kleine“ Schwach nickte ich ihm zu. Ich bekam mit, wie sich die Türen der U-Bahn öffneten, Polizisten in schwarzen Uniformen kamen herein, widmeten sich dem Schläger und seinen zwei Kumpanen. Sie wurden widerstandslos abgeführt und das Abteil leerte sich schlagartig, die Meisten gingen wohl lieber zu Fuß, als solch eine unangenehme Situation noch einmal zu erleben, überlegte ich. „Madlyn, alles in Ordnung?“ Josh reichte mir seine Hand, die ich aber ignorierte. Ich blieb sitzen, wo ich war. „Meinst du das Ernst?“ – „Was denn?“ – „Du hättest mich ruhig retten können“, meinte ich säuerlich. „Hab ich doch, wer denkst du, hat die Polizei verständigt?“ Ich verdrehte die Augen „Währenddessen hat er mir aber mehr geholfen“ Der Blonde, der sich unterdessen mit einem Polizisten unterhalten hatte, zeigte just in dem Moment mit dem Finger auf mich und die Beiden kamen herüber. „Wir müssen Sie für ein paar Zeugenaussagen mitnehmen, können Sie aufstehen?“, fragte der Polizist ohne Umschweife. als sie bei uns angelangt waren. Ich zuckte mit den Schultern „Keine Ahnung“ Der Polizist machte Anstalten, meine Hand zu nehmen, um mich hochzuziehen, doch Josh stellte sich schützend vor mich. „Tut mir Leid, aber Chiara hat damit nichts zu tun, das muss ein Missverständnis sein“ Chiara? Was sollte das denn? Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, als ich verstand. „A-aber…“, warf der Blonde ein und verstummte, als ich energisch meinen Kopf schüttelte. „Sie müssen mich wohl verwechseln“ Ich hievte mich hoch und versuchte das Flimmern vor meinen Augen zu ignorieren. „Wir gehen dann jetzt besser“ Josh hielt mir seinen Arm hin und diesmal hakte ich mich schnell ein. „Sie können doch nicht einfach gehen“, sagte der Polizist entrüstet. „Doch“, meinte Josh schlicht mit einem Achselzucken und zog mich aus dem, immer noch stehendem, Zug. Wir ignorierten den aufgebrachten Polizisten und eilten zusammen zur Rolltreppe. Beziehungsweise Josh eilte und zog mich hinterher, während ich mehr oder weniger an seinem Arm hing und meinen pochenden Kopf unter Kontrolle zu bringen versuchte. Die schlechte Luft und der Lärm trugen nicht gerade zur Besserung bei. Wir reihten uns an der Schlange vor der Rolltreppe ein, Josh stellte sich vor mich, ließ meinen Arm jedoch nicht los. Plötzlich spürte ich eine Hand auf der Schulter. Oder bildete ich mir das nur ein?
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Hiermit verneige ich mich vor jedem, der es schafft, regelmäßig upzudaten.
Man könnte meinen, nach fast drei Monaten, müsste ich es zustandebringen, ein langes, gutes Kapitel rauszubringen. Aber nein. Weder noch. Dabei liegt es nicht daran, dass mir Ideen fehlen, ich habe alles im Voraus geplant, sondern ich bin einfach nicht mit den Worten zufrieden. Ich habe das Gefühl, die Kapitel werden immer schlechter, aber ich weiß einfach nicht, woran es liegt :(
Wahrscheinlich habt ihr alle das neue, wunderschöne Cover gesehen. Die talentierte Unlike hat es für mich angefertigt, weswegen ich ihr das Kapitel auch widme und mich noch einmal bedanke. Der vorherige letzte Liker bekommt aber auch Eins, versprochen, meine Widmungsliste ist schon ziemlich lang, dafür, dass ich so wenig Kapitel habe. :D
Erwähnen wollte ich auch noch, dass die Chess in der Geschichte, 0% mit Chess Jones zutun hat. Die Figur ist frei erfunden und bis vor ein paar Tagen, wusste ich nicht einmal, dass es den Namen Chess wirklich gibt :D Und siehe da, die erste Chess, die ich sehe, ist gleich Josh Cuthberts Freundin, das nenne ich mal Schicksal.
Also dann, Allerliebste Grüße und Danke an die Vielen Voter vom Letzten Kapitel♥ und hört bitte nicht mit den süßen Kommentaren auf♥
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