Etwas andere Besucher ~ Hobbit FF

Ohne die Deppen machts keinen Spaß

Am nächsten Morgen, ein Montag, müssen wir wieder zur Schule. ''Früh morgens aufstehen... Hab ich nicht vermisst. '', grummelt Marie missmutig und streckt sich ausgiebig. Tamara sieht aus, als wolle sie am liebsten verschwinden und ich füge mich kommentarlos meinem Schicksal. Auf dem Weg zur Schule herrscht fast durchgehend schweigen. Jeder hängt seinen Gedanken nach, jeder denkt an Mittelerde. Lächelnd betrachte ich Kilis Ring. An irgendetwas erinnert mich das Grün. Ach ja... Kilis Fingernägel! Hab wohl vergessen, den Lack zu entfernen. Upsi. Kili fehlt mir. Sie fehlen mir alle. Sogar Thranduil, obwohl wir kaum geredet haben. ''Eyleen, Tamara, Marie! Ihr seid zurück!'', werde ich von Linda und Lauras Rufen aus meinen Gedanken gerissen. Fröhlich umarmen wir uns und wir müssen erzählen, was wir erlebt haben. ''Smaug war riesig! Und sein Feuer war so heiß, schon ein paar Meter entfernt hast du dich verbrannt. Und der Erebor ist wunderschön, das Gold- '', beschreibt Tamara, ehe die Klingel sie unterbricht. Englisch beim Hexenschwein. Kann nur lustig werden. Die gesamte Doppelstunde über quatschen wir und schließlich schickt Frau Lehmeier uns vor die Tür. Falls sie dachte, dass wir jetzt leise sein würden, hat sie sich getäuscht. Munter und nun in normaler Lautstärke labern wir weiter. ''Und in zwei Monaten gehen wir zurück und vernichten den Ring der Macht.'', sagt Marie und Linda und Yvonne bekommen große Augen. ''Und die Geschichte von Herr der Ringe?'', fragt Linda verwirrt und ich zucke mit den Schultern. ''Hat dann halt Pech gehabt. Mittelerde davor zu schützen, bevor es passiert, ist wichtiger als eine Filmreihe.'' - ''Ich habe euch nicht zum Quatschen hier raus geschickt.'', meckert plötzlich das Hexenschwein hinter uns. ''Warum dann?'', fragt Tamara frech und Frau Lehmeier lässt das unkommentiert. Oooh jetzt hat Tamara das kleine Hexenschweinchen gedisst. Wieder im Unterricht kritzel ich den Rand meines Blogs mit kleinen Zeichnungen und dem Ringspruch voll, ehe ich es abriss. ''Das sieht aber nicht schön aus.'', meint Frau Lehmeier plötzlich und dreht sich wieder zur Tafel. ''...Sagt ihr Spiegel jeden Morgen...'', knurre ich und Tamara neben mir fällt vor lachen fast vom Stuhl. ''Tamara, jetzt hör doch auf zu gackern! Oder teile den 'Witz' mit uns.'' Tamara keucht: ''Wollen Sie das wirklich?'' - ''Ja, wenn du so fragst.'' Das könnte jetzt interessant werden. ''Naja, sie haben das mit dem hässlich gesagt und irgendjemand hat geantwortet, dass ihr Spiegel das jeden Morgen zu Ihnen sagt.'' Kurz ist es ganz still, ehe die komplette Klasse in schallendes Gelächter ausbricht. Frau Lehmeier hingegen sieht aus, als würde sie gleich anfangen zu heulen. ''Das ist aber nicht nett...'', jammert sie und verlässt mit Tränen in den Augen den Raum. ''Ist die jetzt echt am heulen? Wegen so etwas? Hat die Minderwertigkeitskomplexe?'', fragt Tamara überrascht und ich nicke lachend.

Nach der Schule gehen Marie und Tamara mal wieder in ihr eigenes Zuhause und ich bin alleine. Seufzend setze ich mich an den Schreibtisch und lerne. Ok eigentlich tu ich nur so. Ich hab keine Ahnung, worum es geht. ''C'est un livre très bien.'', versuche ich mich an Französisch. Der Austausch vor einem Jahr hat echt nichts gebracht außer Merde (scheiße) und je te chie dessus (Ich scheiße auf dich). Nur Schimpfwörter, hehe. Aber cool war es trotzdem. Vielleicht sollte ich nochmal mitmachen..? Aber dann kann ich nicht nach Mittelerde... Also definitiv nein. Auf dem Rand meines Blogs ist inzwischen ein kleines Einhorn entstanden, bis mein Bleistift abbricht. Auf der Suche nach einem Anspitzer finde ich in der Schublade einen kleinen gelben Flummi, der sofort meine Aufmerksamkeit fesselt. Ich werfe ihn gegen die Wand, einmal, zweimal... Dabei summe ich ''The last Goodbye'' von Billy Boyd. ''Mein Gott, ist das langweilig ohne die Deppen.'', stöhne ich tödlich gelangweilt. Da meine Konzentration weg ist, falls diese überhaupt je da war, nehme ich meinen Laptop und suchte Sherlock, wobei ich mich bei manchen Fällen so aufrege, das ich quer durchs komplette Haus schreie.

Am Abend suche ich ein bisschen in der Galerie des Laptops. Hauptsächlich Urlaubsfotos, aber dann entdecke ich einen Ordner mit dem Datum von letzter Woche. Nachdem ich ihn geöffnet habe, lache ich. Da hat wohl jemand die Webcam gefunden. Der Ordner ist voll mit Selfies von Legolas, Bilbo, Thorin, den Brüdern und allen zusammen. Ein besonders hübsches, wo alle das Gesicht verziehen und Fili Kili gerade ein Küsschen auf die Wange drückt, speichere ich als Hintergrund. Am besten sind die Bilder von Legolas. Seine Haare sehen einfach toll aus. Aber Bilbo mit verzogenem Gesicht ist auch nicht schlecht. Ich schicke Tamara und Marie jeweils einige Bilder, die ihnen gefallen könnten. Fünf Minuten später antwortet Tamara: 'Haben die ernsthaft Selfies gemacht?' - 'Ja! Vermisst du sie auch so?', antworte ich und sie bejaht. Seufzend schmeiße ich mein Handy auf mein Bett und stehe auf. Gandalf sagte, in zwei Monaten treffen wir uns. Wie soll ich das so lange aushalten? Ich langweile mich ja jetzt schon! Aber eigentlich könnte ich ja auch alleine nach Mittelerde, oder? Ohne zu überlegen drehe ich den Ring und der schon bekannte Farbenwirbel erscheint.

Endlich zurück. Ich stehe vor dem Erebor. Die Ringe sind nicht sehr genau, sonst wäre ich jetzt bei Kili gelandet. Grinsend laufe ich zum Tor, wo Balin mich entdeckt. ''Eyleen! Öffnet das Tor.'', gibt er den Befehl und das große Steintor öffnet sich. Im Berg umarmen mich zuerst Balin, Bofur und Dwalin. ''Wo ist Kili? Und Thorin?'', frage ich und Balin deutet nach oben, wo wohl der Thron steht. Fröhlich renne ich die Treppen hoch und winke im vorbei rennen einigen Zwergen zu. Kurz vor dem Thronraum oder was auch immer das ist, stoppe ich und gehe leise hinein. ''Naaaa habt ihr mich vermisst?'',rufe ich lachend und Thorin sieht von einer Liste auf. Kili, der gerade mit dem Rücken zu mir vor ihm steht, fährt herum und starrt mich einfach überrascht an. ''Ey freut euch mal!'', lache ich und Kili stürmt auf mich zu. Er umarmt mich und wirft mich fast um. Thorin steht langsam auf und sieht erwartungsvoll hinter mich. ''Tut mir leid, König unter dem Berge, Eure Frau ist nicht da, die Olle weiß nicht mal, dass ich hier bin.'',zerstöre ich seine Hoffnung. Kili klammert immer noch an meinem Hals. Seine Fingernägel sind auch noch grün.