Poppy starrte mich an, als wäre ich ein Marsmensch. Ihr blieb aber auch wirklich nichts verborgen. Für den Rest des Unterrichts schwieg ich und sah lieber nicht mehr auf, sondern kritzelte irgendwelche Dinge in meinen Notizblock. Als es zur Pause klingelte packte ich meine Sachen zusammen und wollte Poppy gerade nach draußen folgen, als ich aufgehalten wurde.
»Drea? Würden Sie bitte noch kurz warten?« Überrascht sah ich zu Mr. Black herüber, gleichzeitig saßen mir Poppys argwöhnische Augen im Rücken.
»Ehm, ja natürlich.« Stotterte ich und warf Poppy einen Blick zu, um ihr zu verstehen geben, dass sie draußen auf mich warten sollte. Sie nickte und ging voraus auf den Flur. Nervös knetete ich meine Hände und sah auf meine Schuhspitzen. Was wollte er mit mir besprechen? Ich spürte, wie Mr. Black näher kam, bis er schließlich vor mir zum Stehen kam. Mein Puls begann schon wieder zu rasen und meine Handflächen fühlten sich kalt und schwitzig an. Zögernd sah ich zu ihm auf und es geschah schon wieder. Ich war gefesselt von dem Stahlblau seiner Augen, in denen sich das Licht, welches durch das Fenster hereinströmte, zu fangen schien.
»Ich glaube, Sie haben das hier vorhin vergessen.« Er lächelte mich an und streckte mir meinen Roman entgegen. Ich hatte ihn total vergessen. Wie konnte ich das Buch nur vergessen? Mein Heiligtum, mein Fluchtort, der mich durch die letzten paar Wochen gebracht hatte.
»Oh...« Ich stockte kurz, »Dankeschön.«
»Keine Ursache.« Als er mir den Roman zurückgab, streiften sich unsere Finger wie heute Morgen schon einmal. Mehrere Stromschläge erschütterten meine Hand, strömten durch meinen Körper wie ein Lauffeuer. Schlagartig hob ich den Blick und sah in seine Augen, die jedoch verwirrt auf unsere Hände gerichtet waren. Etwas flimmerte in seinem Blick auf, ein merkwürdiger Ausdruck. Blitzartig zog ich meine Hände, mitsamt dem Buch zurück, was ihn aus seiner Starre zu lösen schien. Er räusperte sich und sah mich gleich darauf wieder mit klaren undurchdringlichen Augen an. Dann ging er ein paar Schritte rückwärts und brachte etwas Distanz zwischen uns.
»Ehm... Danke nochmal.«Murmelte ich und richtete meinen Blick wieder zu Boden.
»Gern geschehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Drea.« Mit schnellen Schritten war er am Pult und packte seine Tasche.
»Ihnen auch, Mr. Black.« Erwiderte ich hastig und eilte zur Tür, vielleicht etwas zu schnell, doch ich musste aus diesem Raum raus. Als ich die Tür hinter mir schloss, atmete ich zuerst einmal tief ein und wieder aus. Die ganze Zeit über, während ich in diesem Raum war, hatte ich das Gefühl gehabt, keine Luft mehr zu bekommen. Ich schloss die Augen und versuchte mein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Ich war wahrscheinlich nur etwas durcheinander, das war alles. Der heutige Tag war lediglich zu viel für mich gewesen. Der erste Schultag ohne Mum; Die Auseinandersetzung mit Danny. Nur natürlich, dass meine Gefühle da etwas durcheinander waren. Ich schüttelte den Kopf und ordnete meine Gedanken wieder neu.
»Sag bloß, Mr. Adonis hat dir den Kopf verdreht.« Poppy stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir an der Wand und schmunzelte schelmisch. Schließlich stieß sie sich ab und kam näher.
»Was meinst du damit?«Verständnislos entgegnete ich ihrem Blick. Poppy begann zu kichern. »Tu nicht so, ich hab genau gesehen wie du ihn angestarrt hast, du bist rot geworden wie eine verdammte Tomate.« Sie kicherte erneut und ihre dunklen Augen schimmerten. Poppy war wirklich hübsch. Sie hatte wunderschöne braune Augen, die außen leicht nach unten deuteten. Doch am schönsten war noch immer ihre Stupsnase, die perfekt zu ihren sanften Zügen passte. Sogar ihre grauen Haare standen ihr überirdisch gut, wenngleich ich ihr anfangs davon abzuraten versucht hatte. Ich wusste, dass Poppy selbst auch sehr zufrieden mit sich war, das Einzige, was sie an ihrem Erscheinungsbild störte, war ihre Größe. Mit ihren gerade mal ein Meter sechsundfünfzig war sie mit Abstand die kleinste auf der ganzen High School und dennoch war sie unverkennbar und stach aus der Menge heraus, wie ein kleiner tobender Tornado.
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Please love me
RomanceDer erste Band der Please-Reihe! Eine Liebe gegen jegliche Vernunft. Herz gegen Verstand. Worauf würdest du hören? Vor zwölf Wochen war mein Leben völlig aus den Fugen geraten. Ich verlor meine Mutter und meine erste große Liebe. Beides an einem Tag...