Kapitel 26

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Die Stimmung schlug schlagartig um und die Lust, die zuvor noch in seinem Gesicht gelodert hatte schwand. Seine Züge versteinerten sich, verloren jegliche Emotionen. Selbst sein Körper, der noch immer auf meinem lag, war mit einem Mal völlig erstarrt. Für ein paar Sekunden sah er direkt hinab in meine Augen, ohne auch nur einmal mit den Wimpern zu zucken.

                Im nächsten Moment lösten sich seine Hände von meinem Körper und stützten sich neben meinem Kopf ab. Er stemmte sich hoch auf die Knie und kam in dem Bett zum Sitzen. Dann wanderten seine Augen fassungslos über mich hinweg. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was gerade geschah, was in ihm vorging. Vor wenigen Sekunden noch tobte eine Leidenschaft zwischen uns, wie ich sie noch nie erlebt hatte und jetzt sah er mich an, als könnte er nicht begreifen, was soeben passiert war, beinahe schon, als würde er es bereuen. Und da begriff ich es; er wies mich zurück. Wieder einmal.

                »Oh Gott, Drea...«, entsetzt schüttelte er den Kopf und starrte aus großen Augen auf mich herab, während er sich zurück sinken ließ. »Es tut mir so leid. Ich... Ich kann das nicht.« Er bereute es, ich konnte es ihm ansehen, sah es an seiner Haltung, an jeder seiner Bewegungen, doch am meisten erkannte ich es in seinen Augen, die mich nun voller Reue ansahen. Logan rutschte zurück bis zur Kante des Bettes, als müsse er irgendwie Abstand zwischen uns bringen, als brauchte er diese kleine Distanz, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er schlang die Beine über die Kante, stützte seine Ellbogen auf den Knien ab und vergrub er das Gesicht in den Händen.

Die Röte schoss mir in die Wangen und verlegen bedeckte ich mit den Armen meinen Oberkörper. Mit einem Mal fühlte ich mich völlig nackt und bloßgestellt. Für kurze Zeit war auch ich wie erstarrt. Jedoch nicht wegen dem, was eben zwischen uns passiert war, oder besser gesagt fast passiert wäre, sondern wegen Logans heftiger Reaktion. Wieso reagierte er derart auf meine Aussage, noch nie mit jemandem geschlafen zu haben? Er hatte doch nichts Falsches gemacht, im Gegenteil. Oder lag es womöglich an mir? Lag es daran, dass es mein erstes Mal gewesen wäre? Fand er diese Tatsache etwa... abstoßend? Wollte er mich nicht?

»Habe ich... Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«, fragte ich stotternd und beobachtete jede einzelne seiner Bewegungen, versuchte irgendwie ablesen zu können, weshalb er sich von mir zurückzog. Doch er versteckte sein Gesicht noch immer in seinen Händen und schüttelte zur Antwort lediglich den Kopf. Es kam mir beinahe vor, als konnte er mich nicht mehr ansehen.

»Ist es weil ich noch nie...«, noch ehe ich den Satz aussprechen konnte, ruckte Logans Kopf abrupt hoch.

                »Gott, Drea, nein«, er fuhr sich mit der rechten Hand noch einmal übers Gesicht, ehe er nach meinen Fingern griff. Durch seine Berührung beruhigte ich mich augenblicklich ein klein wenig, doch die Scham der Zurückweisung brannte noch immer in mir wie ein Feuer.

»Nein. Das ist es nicht. Im Gegenteil, ich finde das ist sogar... toll«, er räusperte sich und schluckte schwer. »So darfst du nicht einmal denken.« Er schüttelte heftig den Kopf und sah mir dabei eindringlich in die Augen. Beschämt ließ ich den Kopf sinken und wich seinem Blick aus.

»Wieso... Wieso willst du mich dann nicht?« Sprach ich die Frage aus, die mir im Kopf herumschwirrte. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Logan sich in einer verzweifelten Geste durchs Haar fuhr. Er schnaubte verächtlich.

                »Drea, ich...«, er stieß laut die Luft aus und als ich schließlich doch zu ihm aufsah, glitten seine Augen über mich hinweg. Kurz flackerte etwas in seinem Blick auf. Er rückte ein Stück näher an mich heran und legte seine Hand an meine Wange. Ich genoss die Wärme und das Gefühl seiner Haut auf meiner. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich will«, Gequält schloss er die Augen und lehnte seine Stirn gegen meine. Bei seinen Worten machte mein Herz sofort einen Sprung und sogleich durchströmte mich wieder diese Hitze. Er wollte mich auch, wieso aber wies er mich dann zurück? Noch ehe ich seine Nähe richtig genießen konnte, riss er sich auch schon wieder von mir los. »Aber ich kann nicht. Du hast etwas Besseres verdient. Du hast jemand besseren verdient.« Er raufte sich frustriert die goldenen Strähnen. »Fuck! Ich darf das nicht einmal, ich bin dein Lehrer.« Seine Augen waren auf einen Punkt auf dem Boden gerichtet und er wirkte abweisend, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. In diesem Moment wirkte er so verzweifelt und hilflos, dass sein Anblick mir im Herzen schmerzte. Natürlich war auch mir klar, dass diese Verbindung zwischen uns verboten war, dass sie nicht sein durfte. Doch es wollte einfach nicht in meinen Kopf rein. Wie konnte etwas, das sich so richtig anfühlte so falsch sein? Erst jetzt, da ich Logan so mutlos dasitzen sah, wurde mir nochmal mit voller Wucht bewusst, wie aussichtslos unsere Lage eigentlich war. Es war so ungerecht, wieso hatte das Schicksal uns in eine solch prekäre Situation gebracht? In diesem Moment hätte ich mich am liebsten neben ihn gesetzt und meine Arme um ihn geschlungen. Doch ich wusste nicht, wie er darauf reagieren würde. Zudem hatte ich Angst vor einer erneuten Zurückweisung, also blieb ich einfach bewegungslos sitzen.

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