Ich saß auf meinem Bett und sah Melina dabei zu, wie wie sie sich anzog. Meine Brust schmerzte etwas. Der Gedanke daran, sie wieder zu verlieren, tat weh. "Ich kenne dich erst seit zwei Tagen jetzt und trotzdem tut es weh, dich gehen lassen zu müssen.", sagte ich mit ernster Stimme.
Melina seufzte, zeig sich ihren Pulli über und ging dann langsam auf mich zu. "Mir geht es genauso.", erwiderte sie mit einem traurigen Lächeln und hockte sich vor mir auf den Boden. Ihre Hände lagen an meinen Hüften. "Aber... Wie gesagt, wir müssen uns ja nicht das letzte Mal sehen, okay? Wir müssen noch nicht Abschied nehmen. Versprochen." Ihr Versprechen klang sicher, und doch hatte ich Angst. Ich gab immer zu schnell die Hoffnung auf. Und ich wollte diesmal nicht die Hoffnung aufgeben. Doch würde Melina lügen, würde ich ihr einen Teil meines selbst überlassen, der verletzlich und bereits vernarbt ist.
Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen über die Konturen ihres Gesichts, mit dem Daumen vorsichtig über ihre Unterlippe. Sie wich meinem Blick kein einziges Mal aus, Grau auf Braun. Ihre Mundwinkel hoben sich, ihre Lider schlossen sich. "Ich muss jetzt los, Chloe.", flüsterte sie leise.
"Okay.", hauchte ich und stand auf. Doch bevor ich den Raum verlassen konnte, klammerten sich Finger um mein Handgelenk und ich wurde zurückgezogen.
Die küsste mich grob, hart. Unsere Zähne schlugen zusammen, doch der Schmerz verschwand sofort. Ich lächelte das nächste Mal in den Kuss hinein, und Melina ebenso. "Wir schreiben.", sagte ich, ein Befehlston untermalte meine Worte.
Melina nickte nur, lächelte und gab mir dann einen letzten Kuss auf die Wange. "Tschüß, Chloe." Ihre Worte brachten mich zum Lächeln. Als sie die Tür hinter sich schloss, seufzte ich. Zurück im Alltag.
Ich zog mich an und ging zur Uni.MELINA:
Ich stieg in mein Taxi ein und war diesmal ruhig, anstatt mit dem Fahrer zu reden. Mir war nicht wirklich nach großen Floskeln, denn meine Stimmung war so gut wie am Ende. Vielleicht war das, was ich für Chloe empfand, doch stärker als gewollt. Es war halt so, dass ich sie erst seit wenigen Stunden kannte. Ich habe immer gedacht, dass Liebe etwas ist, das vorgegaukelt wird. Weil niemand von uns wirklich weiß, wie sich das wirklich anfühlt. Doch irgendwie war es jetzt anders und ich war so gut wie davon überzeugt, dass man wissen kann, wie es sich anfühlt.
Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und ich gab dem Fahrer das Geld, bevor ich ausstieg. Die Hotel Lobby war ruhig und ich vermutete, dass es oben genauso sein würde. Den Aufzug hoch, in den 7. Stock, machte ich mich auf die Suche nach meinem ( und Shirins, obwohl sie hauptsächlich bei ihrer Mutter war ) Zimmer.
Ich steckte die Karte in den Schlitz, woraufhin sich die Tür öffnete. Das Licht war an, gut. Shirin saß auf dem Bett, neben ihr Ramona. Ich hielt die Luft an, seufzte dann leise und begrüßte die beiden mit einem einfachen: "Hi."
Sie drehten sich auf Anhieb um. Erst war es still, dann ergriff Ramona das Wort. Ihre Stirn gerunzelt, die Stimme erhoben. "Du warst einen ganzen scheiß Tag so gut wie verschwunden, Melina!", sagte sie laut, "WO warst du?"
"Ramona, hab ich dir doch schon gesagt!", ergriff Shirin das Wort, "Wir waren bei Chloe!"
"Bist du gegangen bist. Melina ist dageblieben. Und die ganze Nacht nichts von sich hören lassen, nur ein einziges Snapbild auf Snapchat, wo Chloe ihr Gesicht halb in deine Titten verschwinden lässt."
Mich schockierte ihre Aufruhe. Das war doch nicht ihre Sache, mit wem ich zusammen war?! "Rede nicht so über sie!", hörte ich mich selber schreien. Die Lautstärke erschreckte mich selber, doch die Wut in mir war nicht zu bändigen. "Ich war für ein paar Stunden mal glücklich, frei. Kannst du mir das nicht einfach mal gönnen? Ramona, ich habe nichts Verbotenes getan! Weder habe ich Drogen genommen, Alkohol getrunken, einen Attentat begangen oder einen Porno gedreht! Ich war einfach nur bei Chloe."
Ramona stand auf und ging auf mich zu, legte ihre Hände links und rechts auf meine Schultern. Aus dem Augenwinkel sah ich zu Shirin, die einfach zusah. "Sie ist ein Fan. Ein... Fan.", sagte Ramona, "Du bist eine Berühmheit, ein Star. Mit einem Fan...girl abzuhängen oder sonst was mit ihr zu machen, ist mehr als nur falsch. Es ist widerlich. Goldene Regel, Melina, goldene Regel!"Ich stieß ihre Hände von meinen Schultern und ging an ihr vorbei. "Sie ist kein Fan.", sagte ich leiser, "Sie war einfach nur eine Zuschauerin. Sie ist... ihr Name ist Chloe und sie ist eine Person, Ramona. Eine Person, eine ganz einfache Person. Eine junge, schöne Frau mit einem Leben und Selbstständigkeit. Sie ist.. Sie ist einfach kein Fan."
"Ganz genau. Eine Frau mit einem eigenen Leben. Also zieh sie nicht bei dir rein, verdammt. Geh mal auf Twitter. Du wirst dann verstehen, was ich meine. Melina, du zerstörst sie nur."
Die Worte trafen mich mehr als hart. Und als Ramona das Zimmer verließ, griff ich nach meinem Handy und öffnete Twitter-App. Es war alles ganz normal - tausende von Neuigkeiten und viele DMs. Ich scrollte durch die Neuigkeiten und sah ne menge Tweets. Ich wurde von Magazinen erwähnt und vorallem von Fans, mit einem Bild. Dem von Chloe und mir; Feeling free with you. #22UhrNonMention.Hat Melina Sophie eine Freundin?
Ist das die Neue?
Erste Freundin, Melina Sophie.
Wer ist das mysteriöse Girl?
Hat Melina Sophie sich verliebt?Ich schloss die Augen und sah zum Boden. Ihr Gesicht wurde halb gezeigt und ein paar Leute erkannten sie von der Bühne am vorigen Tag. Mit tat die Brust weh, die Arme, die Beine, die Hände. Mein Kopf. Ich spürte Shirins Arme und lehnte mich gegen sie.
"Ramona reagiert nur über, Süße, mach dir nichts draus.", flüsterte Shirin und gab mir einen sanften Kuss aufs Haar.
Ich schüttelte den Kopf. "Sie reagiert nicht über, sie hat völlig Recht."
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#22UhrNonMention - behind the love (abgebrochen)
RomanceEine junge, unauffällige Studentin und eine berühmte, aufbrausende YouTuberin treffen aufeinander und verlieben sich auf den ersten Blick. Eine spannende, dramatische und wunderschöne Lovestory zwischen Melina Sophie und der jungen Studentin, Chloe...