Löcher

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Es gibt so viele Dinge von denen wir träumen.

Einmal ins Disneyland fliegen, die Welt erkunden und etwas erleben sind nur manche Dinge davon. Doch es gibt noch viel mehr.

Träume ermöglichen es einem zu hoffen.

Hoffen auf Veränderung, auf Leben.

Man kann sich Träume bildlich in kleinen Gläsern, hübsch aufgereiht auf einem Regal vorstellen. In ihnen toben kleine wirre Winde, die eingefangen wurden und immer größer werden. Ihr Wunsch, sich befreien zu können ist genauso groß wie unsere Hoffnung. Ein Traum kann zu einem Lebensziel werden. Erfüllt sich dieser, so verweht er endlich, glücklich, frei zu sein und das Glas steht leer. Irgendwann erreichen dann neue Träume unser Inneres. Manche schaffen es, sich aus dem Glas zu befreien, die Art und Weise ist ganz unterschiedlich. Träume erfüllen sich auf unterschiedliche Weise. Er kann befreit werden durch Glücksgefühle, oder auch erzwungen werden, sodass das Glas eingeschlagen wird. Die Scherben liegen dann auf dem Boden und erinnern an unseren Mut.

Andere Träume jedoch können sich nicht befreien. Die Gläser verstauben, so lange, bis der Traum zerfällt. Das Glas verschwindet und zurück bleibt Leere. Leere, die unseren Körper ausmacht. Die Leere, die unser Inneres verrät, nach außen aber niemals preisgegeben wird. Um nach außen zu zeigen, wie man wirklich ist, erfordert es Mut, sehr viel Mut. Nicht viele überleben die offene, freie Entfaltung seiner Persönlichkeit ohne Narben. Es gibt viele, die neidisch sind. Sie würden auch gerne so sein, wie man selbst, können aber nicht. Viel zu groß ist der Zeitraum, in dem man sich veränderte. Viel zu dick die Maske, die man sich aufsetzte, viel zu schützend die Mauer aus Lügen, die unser Inneres behüten. Viel zu schwer das Ereignis, das unsere Mauer entstehen ließ und dies verhindert. Und so kommt es, dass diese Personen die Entfaltung der Freien zur Hölle machen. Die kurze Ausbreitung seiner Flügel, der Moment kurz vorm Abheben, die Schwerelosigkeit fühlen zu können, den Himmel und das Licht sehend, der Freiheit so nah zu sein, das alles wir durch sie zerstört. Die Farbe zerfällt, der Schmetterling macht sich klein, duckt sich, zerbricht, wie ein Wesen aus feinem Porzellan. Und wieder ist eine neue, gleiche graue Marionette entstanden.

Glück vergeht, Hoffnung stirbt. Einsamkeit herrscht.

Das grau ist stärker als das Rot. Wobei Rot ja schon als aggressiv gedeutet werden kann. Die Farbe Rot hat viele Interpretationsmöglichkeiten. Von aggressiv zur Liebe, von Blut und Krieg zur Freude. Rot ist eine vielseitig umwobene Farbe. Man kann sie nicht richtig deuten, das macht sie so einzigartig, so gefährlich. Gefährliches muss man eliminieren, denn Einzigartigkeit erzeugt Bewunderung. Einzigartigkeit zerstört, zerstört den Schmetterling.

Ihn selbst gab es nur einmal. Das Faszinierende daran, seine Art an sich gab es nur einmal. Aber auf Faszination folgt Angst und Trauer. Verzweiflung kann ebenso entstehen, und nicht weit entfernt folgt auch der Tod diesem Spiel. Von Wut zu Trauer, von Trauer zur Verzweiflung und von der Verzweiflung letztendlich zum Tod.

Man muss aufpassen, was man sagt, sonst verrät man seine Maske der Marionette und wird zu Faszination. Dann wird man angegriffen und es entstehen Hügel, Steine, Löcher. Alles Stolperfallen, die uns hinfallen lassen. Entweder sie sind weich geformt und wir stehen wieder auf, oder wir schürfen uns, schlagen uns das Knie auf, tragen Narben mit uns.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Von der Anzahl dieser jedoch hängt es ab, ob ein Loch entsteht. Ein sich bildendes Loch, das immer größer wird und wir hineinzufallen drohen. Ein Loch mit Leiter oder Ohne. Ein Loch, das alles verändern kann. Löcher durchqueren unser Leben. Mal sind sie groß, mal sind sie klein. Mal gefährlich, mal unwichtig.

Gefährliche Löcher jedoch, sind dringend zu unterscheiden. Auch Löcher können bloß Naben verursachen, aber auch Narben können das Loch vertiefen. Ist es zu tief, können wir uns irgendwann nicht mehr selbst daraus befreien.

Hilfe von außen wird nun benötigt. Schwierig nur, wenn alle ihre Masken tragen. Niemand tut das, außer ihr. Niemand, der hinter die dunklen Fassaden der Menschen blickt, niemand, der sich traut zu sehen, was die Person selbst zu vergessen versucht. Doch das Vergessen löst die Löcher aus. Hilf man den Personen nicht, so wird das Vergessene immer größer. Es frisst sich in sie hinein und das loch wird tief, immer tiefer.

Sie fallen, fallen unendlich weit.

Eine Hand ist das Einzige was dann noch hilft.

Ohne sie ist man verloren.

Ohne die Hilfe von außen kann man das Loch nicht überwinden.

Ohne die Hilfe trifft man den Boden.

Ohne die Hilfe stirbt man allein.



Gib auf oder kämpfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt