Die Freiheit zwischen Leben und Tod

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Was, wenn wir Tag für Tag eine Stufe gehen?

Manche Stufen sind höher als andere und durch manche Taten steigen wir gleich mehrere Stufen hinauf. Geht man davon aus, es gibt diesen einen Ort, den alle Seelen irgendwann erreichen werden, ob später oder jetzt. Was ist, wenn zu diesem einen Ort eine Treppe führt. Nichts Plastisches, sondern Unsichtbares, deren Treppenstufen wir jeden Tag um eine Neue bezwingen; ganz gleich, ob wir wollen oder nicht.

Wir steigen auf, in der Arbeit, im Leben, ganz gleich, denn mit jedem Schritt laufen wir die Treppenstufen immer höher. Kann es sein, dass wir jeden Tag aufs Neue diese Stufen besteigen?

Für junge Leute ist diese einfach zu meistern, doch mit dem Alter ist jede neue Stufe, jeder neue Tag eine Qual des gleichwohl bestehenden Glücks, das Ende dieser Treppe doch noch nicht erreicht zu haben.

Jeden Tag eine neue Stufe, jedes Übermorgen möglich, doch nicht garantiert.

Irgendwann sind die Treppenstufen zu Ende, der letzte Ort erreicht.

Sterben kann so einfach sein.

Was, wenn jede Tat eine bestimmte Stufenzahl auslöst, sodass gewisse Taten, wo wir beispielsweise Blut lassen, uns ein Stückchen höher, weiter hinaufführt? Egal wer oben wartet, ob ein Gott, ein Angehöriger oder Niemand. Wir alle erreichen diesen einen Ort.


Es ist nur eine Frage der Zeit.


Doch wir können unser Leben bestimmen, selbst in die Hände nehmen.

Niemand kann seine Stufen verdoppeln, vielleicht kann man sogar hinunterfallen; zu einem Tor, das niedriger als das eigentlich zu erreichende sein kann.

Stellt man sich vor, ein Jemand ist körperlich kurz davor zu sterben, schwankt auf seiner Stufe, deren Treppe jedoch eigentlich noch viel höher ist, so befindet sich neben oder unter ihm diese andere Tür, die dein Leben schneller zu beenden scheint. Derjenige wird nun aber durch medizinische Hilfe gerettet, so ist er seinem Schicksal nicht entgangen,

dem Tod, der anderen Tür aber entkommen.

Ein Glück, dass Andere wiederrum niemals in Anspruch nehmen würden. Andere vielleicht möchten keine Stufen mehr bezwingen. Stufen, die voller Qual allein auch schon durch Menschen verursacht werden können.

Diese Stufen stellen nicht bloß das körperliche, sondern auch das seelische Leid dar, kann das sein?

Vielleicht sind manche Stufen an gewissen Tagen höher als andere, da das Leben für jeden aus einer unterschiedlichen Sichtweise immer anders, immer schwieriger oder einfacher aussehen kann.

Es könnte doch sein, dass dieses Leben für jeden Einzelnen von uns andere Stufen parat hat; mal mehr, mal weniger. Ganz unterschiedlich einfach gesagt.

Und diese Stufen, dieses Leben führen uns direkt in den Tod, realistisch wie man weiß. So hat jeder Mensch, jedes Tier ein eigen bestimmtes Schicksal mit mal höheren, mal niedrigeren oder auch zerbröckelten Stufen.

Bei jedem ist es anders; niemand ist gleich.

Kann das alles sein?

Dass ein Teil unserer Seele jeden Tag aufs Neue diese Treppe hinaufsteigen muss?

Am Ende unseres Lebens löst sich dann der letzte Rest unserer verbliebenen Seele und schwebt hinauf zu ihrem Part, der schon lange das Ziel, das Ende des Lebens erreicht hat, denn mit jedem Tag bezwingt ein Teil unserer Seele diese Stufen, benötigt dafür doch Kraft, die er durch einen kleinen winzigen Teil unserer bis dahin noch im Körper verblieben Seele erreicht, sodass ein Teil unserer Seele jeden Tag verschwindet, dass wir mit jedem neuen Tag zwar körperlich und vielleicht auch geistig Leben, doch gleichzeitig auch jeden Tag sterben, so wie unser Körper älter wird, junge Zellen sterben.

Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht.

Doch wenn ja, würdest du springen? Würdest du deine vielen Stufen, das jeweils damit verbundene Leid einfach vergessen und den einfacheren Weg, die Tür unter oder neben dir wählen, anstatt die für dich persönlich bestimmten Stufen deines Lebens mit all ihren Glücksmomenten und Schwierigkeiten nicht wählen wollen; so würdest du fallen.

Fallen, aber vielleicht nicht dorthin, wo dieser Gott, Angehörige oder wer auch immer sein kann, der dich an deinem Ende des Lebens empfangen soll.

Vielleicht, da jeder eine andere Höhe des Lebens erreicht, treffen wir gar nicht die Personen, die wir so sehr wiederzusehen gehofft hatten.

Denn diese Personen haben vielleicht eine niedrigere oder höhere Stelle oder einfach Höhe ihres Lebens gemeistert, sodass jedes Wort, man sehe seine Liebsten irgendwann wieder, gelogen bzw. schlicht falsch ist.

Niemand beweist uns, dass wir jemanden wiedersehen, jemanden wieder in den Arm nehmen können, den wir so lange schon vermissen.

Jeder kann hoffen.

Was ist, wenn wir diese Leute, die so wichtig für uns sind, nie wiedersehen? Ist es das dann Wert, die Stufen zu vergessen, die Tür neben uns zu wählen, da wir niemals mit Sicherheit sagen können, ob wir diese Höhe des Lebens dieser geliebten Personen in diesem Moment, an diesem einen Tag erreicht haben?

Ist es das dann Wert, einfach zu hoffen und zu fallen, oder das weitere Risiko einzugehen, unserem Schicksal entgegenzutreten und alle Stufen unseres Lebens zu bezwingen, in der Hoffnung, dann unsere Geliebten gefunden zu haben?

Denn wer sagt, dass wir mit dem Erreichen der nicht, aber acuh vorhergesehenen Tür sie wiedersehen?

Vielleicht befindet sich dort schlicht niemand, da wir einfach nicht die Höhe erreicht oder überstiegen haben.

Vielleicht wandern wir dann auf ewig allein in diesem schwarzen Nichts, das wir selbst bestimmten, da niemand weiß, was hinter der Tür liegt.

Es ist ein Risiko.

Ein Risiko, das wir jeden Tag aufs Neue eingehen, bzw. meiden und ein andern Mal eingehen könnten.


Jeden Tag,

jede neue Höhe,

jedes Mal die Möglichkeit, jemanden zu verpassen,

tatsächlich nie wieder zu sehen.


Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht.

Es macht das Leben nicht einfacher, vielleicht sogar schwerer, dieses Gedanken sind nicht real.

Vielleicht ist das alles nicht so, ich kann nichts beweisen.

Man kann nur Theorien äußern. Doch stelle man sich vor, diese Theorie ist die Wirklichkeit, was würdest du tun? Risiko der mit jedem Tag neuen Tür an einer anderen Höhe, oder noch den letzten Rest des Schicksals mit denen verbringen, die noch übrig sind?

Mit denen verbringen, die nicht die sind, die man so gern wiedersehen, treffen wollte, doch immer noch jemand, der dassele Schicksal wie man selbst teilt und das Risiko genau wie du jeden Tag aufs Neue eingeht. Jeden Tag, genau wie du.

Es ist zwar ein Unterschied, aber irgendwie auch nicht.


Vielleicht etwas schwierig zu erklären, doch so verschieden die Menschen und Tiere auch sind, wir alle haben die Wahl:

die „einfache" Abkürzung (Risiko)

oder das unbekannte Schicksal (Risiko)


Niemand kann es erklären, niemand weiß, was nach dem Tod möglicherweise auf uns wartet oder auch nicht.


Keiner.


Doch man kann damit leben, dass man die Wahl hat zwischen Leben und Tod.

So furchtbar das Leben und diese Welt auch sein kann, eine gewisse Freiheit hat man, ob man es weiß oder nicht immer.



Die Freiheit zwischen Leben und Tod.


-28.07.2016

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 28, 2016 ⏰

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