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"Das ist egoistisch." spuckte ich mit giftiger Stimme das aus, was ich und der Rest meiner Familie dachte.

"Du bist jung Jenna, deshalb mache ich dir an dieser Stelle keine Vorhaltungen, aber man sollte nicht von Dingen sprechen, die man nicht versteht." erwiederte Tante Annabel gönnerhaft.

Annabel Lucas war, wie schon Ihre Eltern, wiederlich ich-bezogen, arrogant, antiquiert und oft auch ausgesprochen streitsüchtig.

Die meisten Lucas ähnelten Ihr in dieser Hinsicht, und waren somit Ärger in seiner reinsten Form.

Leute wie Sie sahen alle, die sich nicht Ihrem Konstrukt aus strikten Regeln und Verhaltensformen anpassten, als Abschaum der Menschheit. Bei unserer Familie schien, das ganze jedoch auf einem weit höherem Level zu sein. So dass ich oft das Gefühl hatte, nicht nur der Abschaum der Menschheit zu sein. Eher der der Welt. Nicht der Welt im allgemeinen. Ihrer Welt.

Auch wenn mein Bruder oft behauptete, ich würde mich 'unter Wert' verkaufen, hatte ich das Gefühl, eine gute Selbsteinschätzung zu besitzen.

Und unabhängig von meiner Selbsteinschätzung, mich wertlos zu fühlen, das bekamen nicht einmal Leute wie Sie hin. Ich fühlte mich schon allein, durch die Leute in meiner Umgebung, von Wert. Etwas, was wohl oder übel, in die Stellenbeschreibung einer Familie gehörte.

Naja, auf jeden Fall, waren sie äußerst konsequent. Konsequenz war ja an sich nichts schlechtes.

Konsequenz als Substantiv beschrieb zwar eine Unbeirbarkeit oder Entschlossenheit,
bezog sich bei meiner Famile... oh Verzeihung, bei der dunklen Seite meiner Familie, auf Drang, Zwang, Nötigung und, meiner Meinung nach, angehenden Fanatismus. Aber was wusste ich schon?

"Annabel. Nicht nur ich denke so. Emma auch. Und John auch." erwiederte ich, und konnte quasi spühren, wie Ihr, bei der erwähnung von John, eine Ihrer Gehässigkeiten im Hals stecken blieb.

Annabel und John hatten sein sehr... sagen wir wortkarges 'Verhältnis' zu einander. John war herrlich sarkastisch, wenn es um Annabel und Ihre Gefolgschaft ging, und war auch ansonsten, bis oben hin, vollgestopft mit ironischen Bemerkungen. Eine Eigenschaft, um die ich Ihn, tatsächlich manchmal, beneidete. Aber eben auch eine Eigenschaft, durch die er den Zorn, des Lucas-clans, insbesondere den unserer Tante, auf sich zog.

Annabel brauchte einige Momente, bis sie sich dazu durchringen konnte, sich eine 'clevere' oder, wie sie sagen würde, anspruchsvolle Erwiederung einfallen zu lassen.

"Dein Onkel, hat damit rein gar nichts zu tun! Es geht hier ja nicht um seinen Seelenspiegel. Geschweige denn um seinen Sohn."

"Natürlich hat er das! Wir alle haben etwas damit zu tun. Das nennt sich 'Zusammenhalt in der Familie'" setzte ich generft an.

"Also trefft Ihr euch jetzt mit mir, oder müssen wir dieses Gespräch am Telefon fortführen, was für mich in Ordnung ist, aber in meinen Ohren, nicht wirklich kultiviert (?) klingt." setzte ich in versöhnlicher Stimme, untersetzt von einem kaum merklichen Drängen, hinterher.

"Jenna, ich halte das für keine gute Idee, so leid es mir auch tut, dir diese Bitte abzuschlagen, so muss-"

"John wird nicht da sein, er fährt mit Jackson weg" log ich.

Worauf sie in Ihrer Erwiederung á la :

"Ich habe keine Angst, vor John, falls du das andeuten willst-" durch das Geräusch von zerbrechendem Geschirr, rapide unterbrochen wurde.

"Na schön. Ich komme am Samstag, gegen 12:00 Uhr. Ich hab noch zu tun. Wiedersehen." sagte sie schnell und legte auf, bevor ich irgendetwas erwiedern konnte.

"Sie kommt am Samstag. Also falls du mich, immer noch, allein in die Höhle des Löwen schicken willst, solltest du sehen, das Ihr nicht da seid." erklärte ich Jackson. Wir waren gerade mit dem Abwasch vom Mittagessen beschäftigt. Die Spühlnaschuene war voll, deshalb mussten wir das übernehmen.

"Du hast es echt geschafft, sie zum herkommen zu bewegen, du kleine Sirene. Wie hast du das geschafft?" neckte er mich, obwohl er die Antwort auf diese Frage, nur zu gut kannte"

"Das ist ein Ja? Ich soll's immer noch alleine regeln ?" fragte ich

"Ja" erwiederte Jackson

"Schau mal Jen, du kannst die Leute, mit deinen Worten, quasi, nach deiner Nase tanzen lassen. Ich hab nur ein Gesicht, das die Engel weinen lässt. Ich bin gut in Mädchen abschleppen, du im Konflikte lösen. Jeder hat seine Fähigkeiten, schätzchen."

"Du brauchst eine Tracht Prügel. Gegen diese Arroganz, müssten ein oder zwei Stunden Prügel helfen können." meinte ich ernst, und versuchte, höchst wahrscheinlich, erfolglos die belustigung in meiner Stimme zu verbergen.

Er lachte. Jap. Erfolglos.

"Ich gestehe dir 5 Schläge zu" lächelte er mich, nach einem weiteren lacher an.

Da ich klug war, griff ich ohne umschweife an. Ich boxte auf seine Brust. Links, Rechts, Links, Rechts und dann, ohne Vorwarnung... voll in den solar plexus (?). Und Ihm entwich die Luft aus seinen Lungen.

"Verdammt Jenna" keuchte er unter schmerzen. Der Ton, den er nach seinem keuchen ausstieß, glich komischerweise einem Katzenhaften Fiepen. Oder eher Hundeartig? Wer weiß? Ist ja nicht so, dass es ein Handbuch für Schmerzlaute gab. Wobei man, mit so etwas bestimmt, auch ein bisschen Kohle schäffeln konnte.

Als sich Jackson wieder gefangen hatte, fragte er mich

"Warum kommt sie überhaupt? Konntest du sie nicht am Telefon von dieser 'Seelenspiegel gehören zusammen'-sache überzeugen?"

"Warum so nervös Jacky? Angst das unsere böse böse Tante beim herumschnüffeln, auf deine Pornosammlung stößt?" lachte ich, und ergänzte dann

"Du weißt doch, das meine Gabe am besten funktioniert, wenn ich die Leute direkt vor mir habe."

"Also erstens, hast du Recht, das weiß ich, und zweitens, hab ich nichts vor Ihr zu verstecken. Offiziel. Die Pornos, hab ich in deinem Zimmer versteckt." sagte Jackson, machte auf dem Absatz kehrt, und rannte los.

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Also, im nächsten Kapitel, erfahrt ihr vermutlich von Jennas Gabe. Und in den nächsten 2-3 Kapiteln, sollte die eigentliche Story dann auch schon losgehen.

Ich denke die Geschichte wird ungefähr so 40 Kapitel, plus/minus lang. Die Kapitel sollten eigentlich auch diese länge beibehalten.

Und noch was. Ich habe vor, danach noch eine Macht der Seelen fanfition zu schreiben. Diesmal mit Victor als Hauptfigur. Dann sind alle Benedikts versorgt. Und danach, werde ich vorraussichtlich mit meinen eigenen Geschichten weitermachen.

Victors Seelenspiegel werdet Ihr lieben. Sie wird euch gefallen. Eine kleine Rebellin :)

Catching Jenna - Macht der SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt