Ich hob den Kopf, bereit mich zu verteidigen, beschweren oder was auch immer es brauchte, nur um in das verärgerte Gesicht des Café Besitzers zu sehen.
"Miss Fairchild, seit wann haben wir es denn so eilig?"
"H-haben wir?"
Herablassend musterte er mich von oben, ich musste den Kopf in den Nacken legen, und konnte mich trotzdem nicht entscheiden ob ich ihm nun in die Augen sehen wollte, oder einfach nur auf der Stelle kehrt machen um wegzulaufen. Insgeheim betete ich, dass sich ein Loch im Boden auftat, und mich verschluckte.
"Eine gute Frage, immerhin ist es nicht das erste mal, dass Sie zu spät kommen."
Ich setzte zu einer Antwort an, wollte ihm erklären, warum ich mich verspätet hatte, doch er schnitt mir mit einer raschen Geste das Wort ab.
"Mich interessiert ihre Ausrede nicht. Ich habe genug Personal, und ich bezahle Sie sicher nicht dafür, dass Sie nicht auftauchen oder sich erst Stunden später blicken lassen. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei ihrer weiteren beruflichen Karriere, aber so ein unzuverlässiges Arbeitsverhalten dulde ich in meinem Betrieb nicht."
Mit diesen Worten ließ er mich verdutzt stehen.
"Ach, und Miss Fairchild? Hängen Sie die Schürze bitte an ihren Platz zurück."
Ich stand immer noch am selben Fleck, zu perplex um zu begreifen was gerade passierte.
"Betriebseigentum.", erklärte er schulterzuckend.
Kurz nachdem er außer Sichtweite war, sah ich mich im Café um, hob eine Hand an die Stirn atmete hörbar aus. Ich hatte, ohne es zu merken, die Luft angehalten.
Langsam wurde mir bewusst, was das alles zu bedeuten hatte. Er hatte mich gefeuert, einfach so.
Durfte er das überhaupt?
Ich ließ mir dabei Zeit, die Schürze, die ich seit zwei Jahren abwechselnd mit Stolz und Hass getragen hatte, wieder an ihren Haken zu hängen. So fühlte es sich also an, wenn man arbeitslos war.
Angesichts der Tatsache, was ich zuhause in meinem Stoffrucksack verstaut hatte, nicht einmal so schlimm. Ich war einzig und allein in meinem Stolz verletzt.
Ob ich nun wollte oder nicht, ich konnte das einfach nicht auf mir sitzen lassen.
Meine Mutter hatte mir neben meinen Wohnungsschlüsseln noch einen guten Rat mit auf den Weg gegeben, als ich ausgezogen war.
"Halt deine Klappe, und alle werden dich lieben. Du musst nicht immer das letzte Wort haben."
Bereit, diesen Ratschlag zu ignorieren, klopfte ich an die Tür des Raumes, den mein Chef als sein Büro auserkoren hatte, um den ganzen Tag sowohl ungestört als auch unbemerkt nichts tun zu können.
"Ja, bitte?", schallte seine Stimme dumpf durch das Holz.
Ich öffnete die Tür.
"Lassen Sie sich nicht stören, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich kündige."
Mit einem Lächeln auf den Lippen rauschte ich wieder hinaus, vernahm nur noch ein erstauntes 'aber'.
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Million Ways
HumorNeben Kaffee und 'besonderen' Steinen hat Marley Fairchild eine spezielle Vorliebe für Rätsel und Abenteuer. Als sie jedoch wortwörtlich über ihr wohl größtes Abenteuer stolpert, beginnt für sie eine unerwartete Reise, ohne wirkliches Ziel - mit ebe...