Das grelle Klingeln meines Weckers schreckte mich aus meinem Schlaf. Mein erster Blick wanderte auf mein Handy, aber seit 21.32 war CJ nicht mehr online, auch geantwortet hatte sie nicht. Komisch für Ihre Verhältnisse, vielleicht hatte sie ihr Handy abgenommen bekommen.
Noemi: hat sie dir geantwortet?
Mira: Nein, ich weiß nicht was ich machen soll, sie hat uns so sehr angelogen.
Noemi: ich bin einfach so enttäuscht und möchte eigentlich nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Mira: ja, sehe ich auch so.... Eine Freundin die nur rumlügt, brauch ich nicht.
Noemi: ja, aber reden wir trotzdem nochmal mit ihr.
Mira: ja, bis gleich
Noemi: bis gleich, schatz:*Immernoch verträumt ging ich ins Bad und machte mich fertig. Zähneputzen, waschen, Haare kämmen, schminken, alles das was ein 14 jähriges Mädchen morgens halt macht.
Sie war immernoch nicht online gekommen... Langsam machte ich mir ein wenig Sorgen, aber die Wut auf ihren großen Fehler holte mich sofort wieder ein.
Eigentlich hatte ich für meine Verhältnisse sehr gut geschlafen, aber der Gedanke, warum sie nicht online war, knabberte schon ein wenig an mir. Eigentlich war sie immer online, höchstens 10 Minuten war sie mal nicht an ihrem Handy, blieb Nachts bis 2 Uhr auf...
Eigentlich war sie immer für mich da, aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ihr süßes, warmes Herz nicht mehr schlug. Ich wusste nicht, dass ich sie nie wieder in die Arme schließen konnte, nie wieder ihre braun-schwarzen, schulterlangen, extrem gestuften Haare flechten konnte, um dann in einen Lachflash auszubrechen, weil sowieso nichts gehalten hat. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich sauer, sauer auf meine tote Freundin.
Abgetaucht in meiner eigenen Welt lief ich zur Bushaltestelle.
7.15 zu diesem Zeitpunkt wussten ihre Eltern Bescheid, die Kriminalpolizei stand schon vor ihrer Tür. Aber ich? Ich war Ahnungslos und rechnete mit allem, aber nicht da mit.
Es war noch dunkel, ich hasste es. Vertieft in Gedanken wartete ich die letzten Minuten auf den Bus. Der geschmolzene Matschige Schnee platschte unter meinen Winterstiefeln.
7.25 zu diesem Zeitpunkt saßen Matina und Dusty (Eltern) wahrscheinlich aufgelöst in irgendeiner Ecke. Mit nur einer Frage. Warum? Warum hat sie sich das angetan?
"Hi" trocken begrüßte ich meine Freundinnen, alle eingepackt in Winterjacken. Auch ich hatte eine graue Winterjacke an, Haare zu einem lockeren geflochtenen Zopf zur Seite runterhängen, um das ganze abzurunden eine Pinke Stoffmütze.
Circa das gleiche Pink hatte mein Schal.
"Alles okay?" Fragte Zoé.
"Sie hat uns angelogen." Mehr brachte ich nicht heraus, Ich war so sauer.
Die nächsten 10 Minuten verbrachte ich damit, meinen 3 Freundinnen zur erzählen, was ich rausgefunden hatte.
"Ruf sie an, ich will wissen ob das stimmt..." enttäuscht schaute Zoé mich mit ihren grünen Augen an.
"Sie wird nicht dran gehen, wenn sie meine Nummer sieht und du weißt wozu das führt. Stress, Stress und Nochmehr Stress" mit diesem Argument hatte ich sie noch lange nicht überzeugt.
"Dann nimmst du meins" und damit drückte sie mir ihr IPhone in die Hand.
Zitternd wählte ich Cjs Nummer.7.45 zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sich ihr Handy schon lange bei der KRI-PO befand. Sie haben den Text meiner ehemaligen besten Freundin und mir gelesen. Die Frage die ich mir heute stelle, warum sind sie nicht auf uns zurück gekommen? Aber diese Frage wird mir nie jemand beantworten.
Pieeep, Pieeep, Pieeep. Hi, hier ist die Mailbox....
"Hey Cj, hier ist Mira. Bitte ruf mich Zurück, es ist echt nichts schlimmes, aber bitte melde dich."
7.47 sie würde niemals zurückrufen, sie konnte gar nicht... nie wieder würde ich ihre Stimme hören. Nie wieder.
"Sie geht nicht ran, oder?" Enttäuscht sah mich Chiara an. Ich beantwortete ihre Frage mit einem leichten Nicken.
Mit einem großen Schritt platschte der Matschschnee unter meinen Stiefeln als ich ausstieg. Langsam und verträumt drängelte ich mich durch die blauen Absperrgitter und wartete kurz auf meine 3 Freundinnen. Wie immer liefen wir zu viert zur Unterführung, teilten uns dann in 2er Gruppen auf. Chiara-Zoé, Leila-Ich. Und wie immer eigentlich, quetschten wir uns an den rauchenden Assis vorbei und liefen die damals rutschige Treppe hoch. Erfroren und erschöpft von den 3 Minuten Fußmarsch ließ ich mich auf die cremefarbende Treppe in der Eingangshalle fallen. Aber es dauerte nicht lange, da sah ich den wilden, unordentlichen Pferdeschwanz meiner Freundin Leona.
"Ist sie da?" Fragte Leona. "Nein, und es reicht mir jetzt auch. Wer kommt mit zu Herr Batz?" Wütend sprang ich auf und wartete auf die Antwort meiner Freundinnen. "Ich!" Zoé, Leila und Leona meldeten sich Synchron.
Ein leichtes, schadenfrohes Grinsen huschte über mein Gesicht.8.00 Uhr. Ja... Da war ich noch schadenfroh. Aber sie war schon längst nicht mehr da.
Klopf, Klopf, Klopf
"Ja, was es gibt es?"
"CJ kommt mit Absicht nicht in die Schule" platzte es aus mir raus.
"Woran machst du das fest?"
"Überlegen Sie doch mal. So oft wie sie, kann doch keiner krank sein. Abends immer so lang wach, aber morgens einen auf sterbenden Schwan machen." So kannte ich Leona.. Verbissen, frech und immer einen Spruch auf Lager.Wie schlecht ich über sie sprach, aber ich liebte sie doch, oder? Damals, 2013... War ich vielleicht nicht besonders nett zu ihr, aber heute, 2015, weiß ich, dass ich sie immer lieben werde und sie einfach für immer meine beste Freundin ist.
Die Tür des Büros unser Schulleiterin ging auf und wir schauten in die angeschwollen, voller Schmerz erfüllten Augen von Frau Koch.
Leona beugte ihren Kopf zu mir. "Was ist denn bei der falsch gelaufen" hauchte sie mir ins Ohr...
Sie war geschockt... Sie wusste es und ich kann ihr es nicht übel nehmen. Wie sagt man einer Klasse am besten, dass eines der beliebtesten Mädchens niewieder in die Schule kommen wird?
"Ich brauche den Olaf jetzt mal kurz" abwegig drehte ich mich um und Leona warf ihr noch den du-blöde-kuh-hast-alles-kaputt-gemacht-Blick zu. Kaum war die Tür geschlossen, lachte ich los und auch Leila konnte sich nicht mehr halten. "Wie sah die denn aus" Prustete ich los.
8.05 klar, dass sie doof aussah. Wäre ja auch schlimm, wenn sie drüber gelacht hätte...
"Wir haben halt echt schon 8.25 und immernoch ist niemand da" lachte ich arrogant.
"Vielleicht muss Herr Batz sie erst trösten" rief Leona spöttisch.
Plötzlich riss die Tür vom Sekteriat auf und ein verheulter Herr Batz, eine unveränderte Frau Koch, eine schluchzende Frau Olbert und ein fremder Mann kamen auf unsere Klasse zu.Ein Seelensorger. Er wollte helfen.
"Wir gehen jetzt in den Klassenraum, nehmt eure Sachen mit." Frau Olbert kam zu erst zu Wort.
Ich konnte die Situation einfach nicht abschätzen. Wie sollte ich auch? Die ganze Zeit scherzte ich über die heulenden Lehrer. Ein Fehler.
Locker ließ ich mich auf den Stuhl neben meiner besten Freundin fallen und schaute genervt nach vorne. Was sollte das denn jetzt bitte für ne Nachricht sein? Gab's in nem Test mehr sechsen als möglich oder was?
"Ich muss euch jetzt etwas ganz schlimmes sagen."
Immernoch abwegig sah ich sie an."Die Ciarra ist tot"
Und Bääähm. Dieser eine Satz, diese 4 Wörter und diese 15 Buchstaben brannten sich in meinen Kopf ein.
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10.12.2013- R.I.P
Kısa HikayeIn dieser Kurzgeschichte werde ich den schrecklichsten Tag in meinem Leben beschreiben. Erst den Tag davor, dann den Tag an sich und natürlich wie es mir nach dem Tod meiner besten Freundin ging/geht. Ich weiß, dass ich vieles hätte anders machen kö...