*Kapitel 10-Luke's Words*

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"Nein, das hast du nicht getan!", erschrocken drehe ich mich um und sehe Mandy auf mich zukommen. Ihr Gesichtsausdruck ist fassungslos und wütend. Ich weiß was sie meint. "Also ich finds hübsch.", verteidige ich meine neue Haarfarbe. Statt Kupferrot, sind sie nun in einem so dunklen Braun, dass sie schon fast schwarz sind. Geschockt nimmt sie eine Strähne meiner Haare in die Hand und dreht sie in der Hand. "Also ich finde, es steht ihr.", mischt sich nun auch Jade ein und betrachtet fasziniert meine Haare. "Ja, ok hast Recht, aber es ist eine krasse Veränderung. Das du uns bloß nicht zum Emo wirst! Wieso trägst du überhaupt nur Schwarz?", ihr Blick wanderte an meinem Körper herunter. "Zufall.", wimmel ich sie ab. Lüge, Schwarz macht dünn. "Lasst uns reingehen.", murmel ich, als ich die ersten Blicke der Schüler auf uns sehe. Wie immer fühle ich mich schrecklich unwohl dank der neugierigen Blicke auf mir. "Ignorier sie einfach!", kichert Mandy und hüpft vorraus. Jade und ich folgen ihr in einem normalen Gang. "Ehrlich jetzt, es steht dir, aber was sollen die schwarzen Klamotten?", Jade guckt mich von der Seite an, sie hat meine Lüge bemerkt. Ich zucke mit den Schultern und starre weiterhin auf den Weg. "Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.", seufzt Jade. "Aber ich muss zugeben, zusammen mit deiner neuen Haarfarbe sieht es ziemlich cool aus." Ich drehe ihr meinen Kopf zu und erwiedere ihr Grinsen. Vielleicht habe ich ja grade meinen Stil gefunden. 

"Na du Emo.", grinsend begrüßt Luke mich und nimmt mich in den Arm. Etwas überrascht schlinge ich meine Arme ebenfalls um ihn und werde kurz an ihn gedrückt. "Die Haarfarbe steht dir.", haucht er mir ins Ohr. Erst denke ich, ich hätte es mir eingebildet, doch sein aufmunterndes Lächeln bestätigt mir, dass er es tatsächlich gesagt hat. Auch Jonas und Mike begrüßen mich, jedoch nur mit einer zurückhaltenderen Umarmung. "Siehst cool aus!", grinst Mike und augenblicklich färben meine Wangen sich in ein tiefes Rot. Ich nuschle ein "Danke." und drehe mich dann wieder zu Mandy und Jade, welche mich beide mit hochgezogenen Augenbrauen und einem frechen Grinsen mustern. Ich runzle die Stirn, da ich die Grimassen der beiden nicht verstehe, doch als Mr.Sheperd den Raum betritt, wende ich mich von den beiden abund husche schnell zu meinem Platz zwischen Luke und Jade. In Englisch habe ich eigentlich keine Probleme, also denke ich mal, ist es in Ordnung, wenn ich mich auf etwas anderes konzentriere. Mr.Sheperd's Unterricht ist nun mal leider so schrecklich langweilig, weswegen in meinem Kopf eine Liebesstory spielt und erst das Klingeln zum Stundenende reißt mich aus meinen Gedanken.

Gehe mit ein paar Freunden weg, bis heute Abend. Scarlet

"Ok, habe meiner Mutter geschrieben.", informiere ich Jade und Mandy. "Alles klar, dann können wir ja los, oder?", meint Jonas grinsend und alle stimmen ihm zu. Der Bus in die Stadt ist zum Glück nicht so voll, weswegen wir uns einen Vierer und einen Zweier nebeneinander schnappen können. "Wo wollt ihr zuerst hin?", fragt Mandy, als wir schließlich in der Innenstadt aus dem Bus aussteigen. "Essen!", gröllen die Jungs fast schon gleichzeitig und ich kann nicht anders, als leicht über diese drei Idioten zu schmunzeln. Also machen wir uns auf den Weg zu einem Dönerladen. "Was willst du essen, Scar?", fragt Luke mich auf dem Weg. "Nichts, ich habe keinen Hunger.", ich gucke ihn nicht an, starre nur auf den Boden, während ich diese Lüge aus mir heraus quetsche und versuche mein Magengrummeln zu unterdrücken. "Du hast heute noch überhaupt nichts gegessen!", wirft er plötzlich ein. Er achtet so sehr auf mich, dass er weiß, dass ich heute noch absolut nichts gegessen habe? Ich versuche ihn zu ignorieren, doch ich werde am Handgelenk von ihm zurückgezogen. Wir bilden den Schluss unserer kleinen Gruppe und während Jade und Mike sich angeregt unterhalten, guckt Luke mich mit einem ziemlich ernstem Blick an. Heiß. Eh, was?

"Hör zu, egal was Nico sagt, hör auf zu denken, dass du fett wärst, ja? Essen ist wichtig und ich kann nicht länger zusehen, wie du nach und nach wegen ihm verhungerst. Denkst du eigentlich, dass ist mir in den letzten Tagen nicht aufgefallen? Ich habe dich noch nie essen gesehen!", wirft er  mir vor. Er hat ja so recht, doch leider schleichen Nico's böse Worte sich ständig in meinen Kopf, ich kann sie einfach nicht verdrängen. "Sag was!", Luke's Stimme ist bestimmt, doch leise genug, damit die anderen nicht auf uns aufmerksam werden. "Du hast doch keine Ahnung, wie das ist! Du bist ja auch perfekt, aber ich bin nun mal nur ich, was soll ich denn tun, wenn ich mich selbst hasse!", meine Stimme ist schneidend und Luke ist von meinem ungewohnten Ton sichtlich überrascht. "Erstens, ich bin längst nicht perfekt, das ist niemand und zweitens, wenn du abnehmen willst, meinetwegen, das ist deine Sache, aber ich lasse nicht zu, dass du dich zu Tode hungerst. Ein Döner wird schon nicht so schlimm sein.", er versucht wirklich, mich aufzumuntern und das rechne ich ihm hoch an, doch was soll das bringen, wenn ich schon zu tief in mein Loch gefallen bin? Und da fällt mir ein Sprichwort ein, was meine Mutter einmal zu mir gesagt hat: Wenn jemand versucht dich runter zu ziehen, denk daran, das bedeutet, dass er schon längst am Boden ist und du noch nicht.

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