3.Unerwateter Abschied

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Daria reckte und streckte sich gemütlich, als sie am nächsten Morgen in ihrem himmlisch gemütlichen Bett erwachte. Sie hatte erstaunlicherweise sehr gut geschlafen und zunächst dachte sie gar nicht an die Vorkommnisse vom Vortag, als ihr die Erinnerungen daran ohne jegliche Vorwarnung durch ihren Kopf schossen.

Das war tatsächlich alles wirklich passiert. Völlig verrückt. Hatte sie diesen Elijah tatsächlich in ihre Wohnung gelassen? Was hatte sie sich dabei bloß gedacht? Im Nachhinein war das wirklich unglaublich dämlich und vor allem gefährlich gewesen, aber als sie sich vor Augen führte wie er dort an dem Baum in der Allee gelehnt hatte, schob sie ihre Zweifel sofort wieder beiseite. Es war die richtige Entscheidung gewesen, zweifellos, auch wenn sie nie geglaubt hätte, dass sie jemals so etwas tun würde.

Schlagartig war sie hellwach, sprang aus dem Bett und zog sich schnell eine neue Jeans und ein T-Shirt an. Eiligen Schrittest steuerte sie auf ihr Wohnzimmer zu, um nachzusehen, wie es Elijah mittlerweile ging.

Mitten in der Bewegung verharrte Daria, als sie ihr Sofa erblickte. Niemand war hier. Elijah lag nicht mehr dort und mit ihm war auch das Hemd verschwunden, was sie ihm gestern noch gegeben hatte. Seine alte Kleidung ebenfalls. Die Kissen und die Decke lagen sorgfältig zusammengelegt auf ihrem Couchtisch

„Elijah?", fragte sie hinein in die Stille, jedoch wusste sie schon längst, dass sie keine Antwort bekommen würde.

Er hatte sich wirklich einfach so aus dem Staub gemacht? Ernsthaft? Das hätte sie ihm wirklich nicht zugetraut. Vor allem nicht nach allem, was sie für ihn getan hatte.

Mit fast schon mechanischen Schritten, ging sie hinüber zu ihrem Couchtisch. Er hatte ihr nicht einmal einen kleinen Zettel mit einer kurzen Erklärung zurückgelassen.

Nun gut, sie kannte den Mann nicht, aber sie war plötzlich so unbeschreiblich enttäuscht. Wenn sie aber ehrlich zu sich war, hatte sie tief im Inneren gewusst, dass dieser Elijah einfach zu perfekt gewesen war. Höflich, gut aussehend... Im Endeffekt hätte ihr von Anfang an klar sein müssen, dass es da irgendeinen Hacken hatte geben müssen.

Wie oft hatte sie sich mittlerweile schon selbst verflucht wegen ihrer dummen Leichtgläubigkeit? Irgendwann würde ihr das mal den Rest geben, da war sie sich ziemlich sicher.

Daria seufzte traurig und nahm dann einen tiefen Atemzug. Nein, sie würde sich das jetzt nicht wieder Tage lang durch den Kopf gehen lassen. Er war es nicht wert, wenn er nicht einmal den Anstand hatte, sich zu bedanken und wie ein normaler Mensch zu verabschieden. Trotzdem konnte sie einfach nicht nachvollziehen, wie er überhaupt schon wieder in der Lage gewesen war zu gehen. Alles sehr eigenartig. Naja, sie würde ihn eh bald wieder vergessen haben. Sie würde ihn ganz schnell wieder vergessen... oder?

Die Tage vergingen, wenn auch schleppend, aber Daria bekam diesen mysteriösen Mann einfach nicht aus ihrem Kopf. Ab und an zweifelte sie sogar daran, ob all das überhaupt wirklich passiert war, doch dann ging sie jeden Mal erneut Schritt für Schritt durch ihre Gedanken und war fest davon überzeugt, dass er wirklich da gewesen war. Wie er sie angesehen hatte, wie sich seine Haut auf der ihren angefühlt hatte und wie ihm der Schmerz in den Augen geschrieben gestanden hatte. Ob er wohl überhaupt noch lebte? Ihr Herz machte jedes Mal, wenn sie sich doch wieder dabei ertappte, wie sie an ihn dachte, einen Satz. Zu gern hätte sie ihn näher kennengelernt, doch das würde nun nie passieren. Sie würde ihn nie wieder sehen, aber sie konnte es einfach nicht akzeptieren, auch wenn sie wusste, dass sie es musste. Sie konnte es nicht ändern. Irgendwann würde Elijah schon aus ihrem Kopf verschwinden, die Frage war nur: Wann? Wieso hatte sich auch immer so ein derartiges Pech mit Männern? Wieso zog sie immer die an, von denen sie sich besser fernhalten sollte? Und wieso hatte sie wegen ihm so schnell ihren Vorsatz gebrochen? Schließlich war der im Nachhinein betrachtet gar nicht so übel gewesen...

Ironie des schicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt