Es war fünf Minuten vor zwei, als Daria bereits an einem Tisch in dem Café saß, in dem sie sich am Morgen mit Shila verabredet hatte.
Gedankenverloren starrte sie nach draußen und nippte in regelmäßigen Abständen an ihrem Latte Macchiato, den sie sich auch schon ohne Shilas Anwesenheit bestellt hatte. Dieses Gespräch mit Shila, was ihrer Aussage zufolge ja so dermaßen wichtig war, würde ihren Koffeinkonsum sehr wahrscheinlich ins schier unermessliche steigern. Ihre frühere beste Freundin war vorsichtig ausgedrückt manchmal wirklich sehr schwierig und echt anstrengend. Noch nie war sie von ihr in irgendwelche Hexenangelegenheiten hineingezogen worden und doch hatte sie das ungute Gefühl, dass sich das heute ändern würde. Dummerweise befand sie sich nun zwischen zwei Fronten, wie sie ihr heute Morgen unmissverständlich gezeigt hatte. Vampire oder Hexen. Das was sie Elijah angetan hatte, würde sie ihr nicht so schnell verzeihen können, auch wenn sie tief im Innern wusste, dass sie das natürlich nur getan hatte, weil sie sie hatte beschützen wollen. Verrückte Welt...
„Ich hatte schon Angst, dass du nicht kommen würdest", erklang nun hinter ihr die Stimme von Shila, als sie zu ihrem Tisch geschlendert kam und sich auf den Stuhl ihr gegenüber setzte.
„Und doch bin ich hier", entgegnete Daria kühl, wobei sie weiterhin das Treiben vor dem Café begutachtete.
„Ja, danke dafür." Shila sah sie forschend an und erkannte sofort die Abneigung in ihrem Gesicht. Natürlich wusste sie, weshalb das so war. „Das mit diesem Vampir tut mir leid, Daria, aber es war notwendig. Das musst du doch selber einsehen."
„Sein Name ist Elijah und außerdem kenne ich dich lange genug um zu wissen, dass du das nur so sagst, aber nicht wirklich ernst meinst", sagte Daria, wandte sich nun Shila zu und funkelte sie böse an.
„Jaja, dann eben Elijah", entgegnete Shila seufzend, ging aber nicht näher auf Darias Feststellung ein.
„Was willst du hier, Shila? Jahrelang haben wir keinerlei Kontakt und plötzlich stehst du einfach so vor meiner Tür? Wieso?", fragte Daria hastig, damit sie das Thema wechseln konnte. Andernfalls wäre sie vermutlich noch wütender auf ihre Freundin geworden. Sie meinte es nur gut und doch spürte sie so eine große Wut in ihrer Magengrube, dass sie es besser nicht ausreizen wollte.
„Hör mal, ich weiß, dass ich mich dir gegenüber alles andere als fair verhalten habe, aber es war notwendig. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen, verstehst du? Auch wenn es harmloser ist mit einer Hexe in Kontakt zu stehen, als mit einem Vampir, ist es dennoch alles andere als ungefährlich. Als du damals weggezogen bist, habe ich das als die perfekte Möglichkeit gesehen, dich aus dem ganzen Hexenkram rauszuhalten. Zu deinem Schutz", erklärte Shila und senkte dabei betrübt den Kopf. „Weißt du, in den letzten Jahren hat sich sehr viel verändert und das nicht zum Guten."
„Möchten Sie auch etwas bestellen?", unterbrach sie die Kellnerin, die auf einmal neben ihr stand und sie freundlich anlächelte.
„Ja, bitte das gleiche wie meine Freundin", erwiderte Shila hastig, damit die Bedienung sich schnell wieder entfernte, was wunderbar funktionierte.
Daria nutzte diese Gelegenheit, um Shila direkt in die Augen zu sehen, jedoch konnte sie darin überhaupt nichts lesen. Höchstens ein bisschen Reue und die war nicht einmal aufrichtig.
„Das erklärt aber immer noch nicht, was dieses ganze Theater hier soll, Shila. Komm endlich auf den Punkt!", sagte Daria ungeduldig und nippte um sich zu beruhigen wieder an ihrem mittlerweile nur noch lauwarmen Kaffee.
„Immer mit der Ruhe", entgegnete Shila ruhig, runzelte aber wegen Darias Ungeduld irritiert die Stirn.
Früher war sie nicht so gewesen. Obwohl sie Daria schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte, hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass sich jemand in dieser kurzen Zeitspanne so sehr verändern konnte.
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Ironie des schicksals
FanficDarias Leben ging momentan völlig den Bach runter. Sie hatten vor kurzem ihren Job verloren und ihr Freund hatte sie nach fast zwei Jahren Beziehung betrogen. Sie nahm sich vor, den Männern erst einmal abzuschwören. In den letzten Wochen hatte sie i...