Was hatte er nur getan? In den mittlerweile über 1000 Jahren seiner unsterblichen Unendlichkeit, hatte er sich noch nie so unglaublich daneben benommen. Wie hatte er sich nur in der Anwesenheit von Daria, die mit Sicherheit Todesängste hatte ausstehen müssen, so aufführen können? Und wie ging das Ganze nun überhaupt weiter? So weit, wie er zähneknirschend zugeben musste, hatte er beim besten Willen nicht gedacht, als er wutentbrannt von ihrem Familienanwesen aufgebrochen war, um Daria aus den Fängen seines tyrannischen Bruders zu befreien. Und wo er schon dabei war: Klaus war ja auch noch da. Hatte er vielleicht, nachdem sein Wutanfall verebbt war, erkannt, dass seine spontane Racheaktion ein Fehler gewesen war? Wollte er mit ihm reden, um sich zu entschuldigen? Er hoffte es innständig. Mit ihm musste er sich zu allem Überfluss auch noch auseinandersetzen und doch hatte er es nicht über sich gebracht, Daria sofort wieder zu verlassen, vor allem nicht nachdem, was sie hatte durchmachen müssen. Obwohl sie immer noch Angst vor ihm hatte. Naja, wenigstens hatte Shila sie dazu bewegt, sich mit ihr zusammen in sein Auto zu setzen. Das hatte allerdings einiges an Überzeugungsarbeit gebraucht, die nur Shila geleistet hatte, denn Elijah hatte es nicht gewagt sie noch einmal anzusprechen. Er hätte es schlichtweg nicht ertragen können die Angst vor ihm in ihren Augen zu sehen. Er hätte es durchaus nachvollziehen können, wenn sie trotz aller Mühe von Shila nicht in seinen Sportwagen eingestiegen wäre.
Seit dem Beginn der Fahrt hatte keiner von ihnen auch nur ein Wort verloren. Immer dann, wenn Elijah der Ansicht war, dass es niemand bemerkte, sah er kurz verstohlen in den Innenspiegel und begutachtete Daria. Sie saß auf dem Rücksitz und sah mit verschränkten Armen nach draußen. So nah und doch so fern, dachte Elijah bitter.
Schlussendlich waren sie nun vor Darias Wohnhaus angekommen und Elijah stellte den Motor ab. Das Ganze war mehr als nur seltsam für ihn. Es war wie eine Art Déjà-vu, nur nicht mit so einem guten Ende wie in der Vergangenheit.
Shila, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, sah ihn mitfühlend an. Hayley hatte ihn ebenfalls so angesehen, nachdem Elijah sie an einer gewünschten Stelle mit der Bitte abgesetzt hatte, Kate die guten Neuigkeiten zu überbringen. Im Moment hasste er sich selbst einfach so abgrundtief, dass er, wenn er ehrlich zu sich war, einfach nicht wusste, wie er sich nun verhalten sollte.
„Sie ist eingeschlafen", flüsterte Shila, nachdem sie sich zu ihrer Freundin nach hinten gedreht hatte. Elijah seufzte unschlüssig.
„Sie wird es nicht merken, Elijah. Daria hatte schon immer einen recht tiefen Schlaf", versicherte Shila ihm, denn ihr war sofort bewusst geworden, woran er gedacht hatte. Sie konnte es durchaus nachvollziehen, dass Elijah sich die Gelegenheit einer letzten Berührung nicht entgehen lassen wollte und doch zögerte er. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie Daria wegen ihm angsterfüllt gezittert hatte.
Elijah wandte seinen Kopf der Hexe zu, suchte nach ihren Augen und sah darin eine stille Zustimmung. Schließlich wagte er es sich zu Daria umzudrehen. Im Schlaf sah sie nun so friedlich und sorgenfrei aus. Der Tag musste sie ganz schön mitgenommen haben.
Schlussendlich überwand Elijah seinen letzten Hauch von Widerstand und stieg leise aus, ging um seinen Wagen herum und öffnete ebenfalls vorsichtig die Tür von Daria. Kurze Zeit hielt er inne und wartete, ob er sie vielleicht schon geweckt hatte, doch sie rührte sich nicht und ihr Atem ging immer noch ganz ruhig und gleichmäßig. Er konnte sich nicht helfen und schließlich stahl sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen. Selbst im Schlaf, mit zerzausten Haaren, sah sie so wunderschön aus.
Hastig riss er sich von diesem Gedankengang jedoch wieder los und beugte sich über sie, um ihren Sicherheitsgurt zu lösen. Schlussendlich ließ er seine Hände langsam unter ihre Beine und ihren Rücken gleiten, um sie kurz darauf behutsam in seine Arme zu nehmen und an seiner Brust abzustützen. Sie in diesem Moment so nahe bei sich zu spüren und ihren Duft permanent um sich herum zu haben, beruhigte ihn direkt ungemein und doch machte ihn das gleichzeitig auch etwas traurig, denn wenn Daria wach wäre, hätte sie diese Berührung niemals zugelassen und zudem würde es so etwas nie mehr zwischen ihnen geben.
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Ironie des schicksals
Fiksi PenggemarDarias Leben ging momentan völlig den Bach runter. Sie hatten vor kurzem ihren Job verloren und ihr Freund hatte sie nach fast zwei Jahren Beziehung betrogen. Sie nahm sich vor, den Männern erst einmal abzuschwören. In den letzten Wochen hatte sie i...