Eingeständnis bedeutet in erster Linie, sich einer Sache bewusst zu werden, die man eine Zeit lang ausgeblendet zu haben glaubte. Es ist ein Akt der Reinigung von Körper und Seele, wenn man die Lüge und das Verbergen vor einen selbst endlich durch eben jenes Geständnis tilgt. Zur gleichen Zeit kann Eingeständnis aber auch Schaden bedeuten. Gerade weil man sich eingeredet hat, dass ein Umstand einen nicht berührt, scheint, wenn besagter Umstand wieder an die Oberfläche kommt, eine Flut der Vergangenheit auf einen hereinzubrechen. Diese Vergangenheit kann die Seele zerreißen, je nach dem, welchen Wert man diesem Umstand zugemessen hat. Diese Erkenntnis führt im ersten Moment zu einer negativen Erregung des Geistes. Zorn, vielleicht sogar Hass auf einen selbst, nehmen die Oberhand. Es wird gehasst, weil man einen Umstand nicht vergessen konnte und sich sagte, er macht mir nichts aus. Man dachte, man übte Kontrolle darüber aus und fühlte sich mächtig deswegen. In jenem Moment der Geistesschwankung fühlt man sich dieser Macht jedoch geraubt, kommt nicht gegen die Erinnerung der Vergangenheit an. Man macht sich Gedanken, zwingt sich erneut, die Erinnerung aus seinem Kopfe zu verbannen, nur um kläglich daran zu scheitern. Es scheint also ein Großteil der Hoffnung genommen zu sein und oft merkt man, dass man alleine nicht weiter kommt. Oft fühlt man sich aber auch zu stolz, seine Schwäche zuzugeben und schweigt den Umstand zu. Doch Totschweigen zerreißt die Seele weiter und dem Mensch ist es ein Schweres, sich dann noch zusammenzuhalten. Kann der Mensch es nicht mehr aushalten, will er die Erkenntnis und den damit empfundenen Schmerz rauslassen. Vielmals weiß er aber nicht, wohin. Diese Schwäche zuzugeben, ist dem Menschen als erhabenes Wesen keine Option. Er kann es nicht zulassen, als schwach gesehen zu werden. Hat er sich einem Menschen anvertraut, kann er sich danach erleichtert fühlen oder Zweifel nagen an ihm, ob er das Richtige getan hat. Ob einer anderen Person außer sich selbst überhaupt zu vertrauen ist. Heißt es nicht, sich selbst ist der Mensch? Die Erleichterung nach Teilen des Eingeständnisses ist jedoch umso heilsamer. Man fühlt sich nicht mehr allein und weiß, dass der Mitwisser diese Sache in gutem Vertrauen behandeln wird.
Es ist unmöglich, Dinge aus seiner Vergangenheit, die einem etwas bedeutet haben, totzuschweigen. Und wenn man sich einredet, dass Schweigen Heilung verspricht, irrt man sich und kommt spät auf diese Selbstlüge.
Mementote meminisse.
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Scriptor de rebus diversis
SpiritualScriptor de rebus divorsis cap. I - De confessis cap. II - De murmuratione propria cap. III - De gravitate colloquii cap. IV - De perturbatione in spectaculis fruendo cap. V - De amentia amatorum cap. VI - De excessu ebrietatatum cap. VII - De mus...