Goths are Non-Conformists

Of Smoke and Bloodstains

Raven

Abwesend starre ich an die Tafel, während Mrs. Erikson gerade anfängt, irgend etwas zu labern. Ich sitze jetzt schon ungefähr zehn Minuten in diesem Raum, starre vor mich hin und höre einfach den Geräuschen der Leute zu. Diese Frau braucht ja allein schon ne halbe Stunde, bis sie die Schüler beruhigt hat, wie soll die dann Unterricht machen? Seufzend blinzele ich, ehe ich einen Block aus meiner Tasche ziehe und mir einen Stift von Michael schnappe. "Kauf dir eigenes Zeug, Marsh...", knurrt der Lockenkopf mich nur an, vergräbt seinen Kopf aber dann wieder in seinen Armen. Kurz werfe ich ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu und entschließe mich dazu, ihn einfach zu ignorieren. Abwesend fange ich an, mit dem Sift irgendetwas auf die Seite zu kritzeln, während meine Gedanken einfach nur herum irren. Ich bin anscheinend so sehr auf mein 'Kunstwerk' fixiert, dass ich nicht mitbekomme, wie ich an der Schulter gepackt und aus dem Saal geschleift werde. Ich kann mich gerade noch davon abhalten, meinen Entführer blöd anzumachen und ihn mit den schönsten und buntesten Wörtern zu beschimpfen, die ich kenne, ehe ich auch schon an die Wand gedrückt werde. Irritiert starre ich Cartman an, als dieser einen Schritt zurück macht und mit einem wütenden Blick seine Arme vor der brust verschränkt.

"Was willst du, Fettsack?"

"Also, jetzt hör mal zu, du Emo-Bastard. Erstens, ich bin nicht fett, ich hab nur schwere Knochen und zweitens, wenn du das nächste mal Wendy so abblitzen lässt, wegen dem Judenbengel, dann bekommst du es mit mir zu tun! Verstanden?", knurrt er mich an und ich kann nur die Augenbrauen hoch ziehen. Was will er? Habe ich das gerade richtig verstanden oder verarscht er mich nur? "Wie bitte, was soll ich?", frage ich deshalb noch einmal sicherheitshalber nach, was ihn nur genervt seufzen lässt. Keine Geduld, so wie immer.
"Du machst gefälligst alles, was Wendy will, sonst bekommst du es mit mir zu tun! Wie kannst du sie eigentlich für diese kleine Schwuchtel abblitzen lassen? Der hat doch nur Sand in seiner Vagina!"

"Wenn Wendy dich geschickt hat, dann kannst du ihr sa-...."; ich komme noch nichteinmal dazu, auszureden, da der Fettsack mir einfach ins Wort fällt; "Wendy hat keine Ahnung, dass ich mit dir rede. Und das sollte auch möglichst so bleiben! Aber wenn ich höre, dass du sie wieder verletzt und abgewiesen hast, dann kannst du dich darauf gefasst machen, dass du nen Monat lang nicht ohne Schmerzen atmen kannst!"
wieder wandern meine Augenbrauen in die Höhe und langsam kapiere ich, was hier abgeht. Ich hatte zwar wirklich nicht gedacht, dass das in irgendeiner Weise möglich ist, aber anscheinend schon. "Sag mal, Cartman... Bist du in Wendy verknallt?", frage ich und ein spöttisches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht, als der Fettsack vor mir knallrot anläuft und vor sich hin stammelt. Das war mir Antwort genug. Augenverdrehend schiebe ich ihn zur Seite und gehe mit langsamen Schritten wieder auf die Tür zum Kunstsaal zu. "Sei froh, dass sie so na kleine Konformistin ist, die mit jedem ins Bett springt...", seufze ich und strecke meine Hand nach der Klinke aus. Kurz keuche ich erschreckt auf, als ich wieder an der Schulter gepackt und herumgedreht werde und keine Sekunde später Cartmans Faust im Gesicht spüre. "Nimm das zurück!", schreit er mich an und ich schüttele nur den Kopf, während ich mir meine schmerzende Wange halte. Es reicht nicht, dass Shelly mich erst letztens geschlagen hat, nein, jetzt musste Cartman ja den Beschützer raushängen lassen. Na super.

"Warum soll ich denn die Wahrheit zurück nehmen? Weißt du, warum wir uns getrennt haben, Fettsack? Ich hab sie erwischt, als sie mit Token in der Umkleide rumgemacht hat", zischte ich und kassierte dafür noch eine. Wow, eins musste man dem Kloß lassen, nen harten Schlag hat er schon drauf. Mit einem kleinen Keuchen greife ich mir an die schmerzende Nase, nur um fest zu stellen, dass diese blutet. Und das nicht gerade wenig. Scheiß Konfomist... immer die mit ihren Prügeleien.
Cartman will gerade anfangen zu reden, jedoch lasse ich es nicht dazu kommen, sondern drehe mich einfach um, reiße die Tür auf und stürme hinein. Mit einem abwertenden Blick sehe ich Mrs. Erikson an, als diese versucht, mich aufzuhalten und auszuquetschen und schnappe mir stattdessen meine Tasche. Meine Hand, mit der ich versuche, die Blutung zu stoppen, ist mittlerweile vollkommen feucht und das Blut läft schon mein Kinn herunter, ich habe also kein interesse daran, mich hier jetzt noch eine halbe Stunde hin zu setzen und mit der Lehrerin ein Kaffeekränzchen zu halten, nur, damit ich mich am Ende bei Cartman entschuldigen muss. Zwar bin ich hier derjenige, der geschlagen wurde, jedoch fällt dem Arschloch immer etwas ein, damit es für ihn gut ausgeht. Besonders, da Mrs. Erikson schon immer irgendwie einen totalen Sprung in der Schüssel hat. Sie und die neugrierigen und zum Teil auch spöttischen Blicke der Schüler ignorierend, verlasse ich einfach schweigend den Saal und mache mich auf den Weg zur Krankenstation, während ich genervt mit einer Hand ein Taschentuch aus meiner Tasche krame.