Bild: Skvetta beim Ausreiten
"Nein Skvetta, komm hier rüber!", sagte ich und zog leicht am den Zügeln. Die kleine Stute tänzelte nervös und erschrak wegen einem Geist, der sich anscheinend hinter den Heuballen versteckte. Wir waren schon sehr spät dran und Skvetta wollte sich nicht von der Stelle bewegen. Lotte hatte angehalten und ging nun vor mir. Als wir endlich bei der Bahn angekommen waren saßen die anderen 2 Reiter schon auf den Pferden und ritten Schritt.
"Tut uns leid, wir haben noch leichte Eingewöhnungsschwierigkeiten.", erklärte ich der Lehrerin, einer jungen Frau mit nettem Gesicht.
"Ach, keine Sorge. Das ist vollkommen normal.", sagte sie und half mir beim Nachgurten und aufsteigen.Auch danach erging es mir nicht viel besser. Skvetta fand so ziemlich alles gruselig, an dem wir vorbeikamen und rannte immer völlig plötzlich los. Einmal wäre ich fast heruntergefallen, doch irgendwann klappte es halbwegs. Wir ritten alle Gangarten einmal durch und sie stellte sich recht gut an. Im Trab war sie etwas zu fest und lief mit hohem Kopf, der Tölt war ziemlich passig und im Gallop rannte sie einfach kopflos weg und machte flache, harte Gallopsprünge.
Am Ende der Stunde war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich mit ihr klarkommen würde. Sie war ganz lieb und sah wunderschön aus, doch sie war doch noch etwas zu schwer für mich. Das würde sicher nichts werden mit uns, da war ich sicher. Ich musste einfach besser werden und mich mehr mit ihr beschäftigen. Doch würde das klappen? Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, das Lotte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herumfuchtelte.
"Erde an Ellie! Was ist los?", rief sie und schaute mich besorgt an. Ich seufzte und stand von meinem Platz auf, um mein Geschirr wegzubringen.
"Ich bin nur frustriert. Aber was hab ich erwartet? Das alles gleich auf Anhieb perfekt klappt?", seufzte ich und drückte die Tür zur Eingangshalle auf.
"Aber das war doch trotzdem ein schöner Tag, oder? Ich meine, du bist in der Volleyballmannschaft und der Rest war auch nicht schlecht. Wir müssen uns einfach noch eingewöhnen, das ist alles.", ermutigte Lotte mich und ich lächelte. Ich fühlte mich etwas besser, doch die Zweifel, was Skvetta anging blieben.***
"Ihr macht bitte dieses Blatt zu Montag fertig!", rief unsere Biologielehrerin zum Abschied und ich klappte schnell mein Buch zu und packte meine Sachen ein. Ich wollte heute mit Lotte ausreiten gehen und hatte danach noch Volleyballtraining. Also mussten wir uns ziemlich beeilen, denn wir hatten heute ziemlich lange Unterricht gehabt. Schnell brachten wir unsere Sachen ins Zimmer und zogen uns um. Wenig später zerrte ich auch schon Skvetta aus dem Paddock und band sie neben Lotte und Andvari an.
"Warst du schon mal mit ihr ausreiten?", fragte Lotte und nahm sich ihren pinken Hufkratzer mit dem Pferdekopf aus der Putztasche.
"Nein, bin sie bisher nur auf der Bahn geritten. Hoffe, es geht alles gut und es wird nicht so eine Katastrophe wie gestern...", murmelte ich und bürstete Skvettas Bauch.
"Ach sie mal an, wollt ihr etwa auch ausreiten?", ertönte da eine hohe Stimme hinter uns. Ich richtete mich auf und schaute in das Gesicht eines schwarzhaarigen Mädchens mit einem wunderschönen Schimmel an der Hand. Sie trug eine edle Reithose und Reitstiefel, die sündhaft teuer aussahen und das Fell ihres Pferdes glänzte strahlend weiß in der Sonne. Sie lächelte überheblich, als wäre sie sich ihrer perfekten Erscheinung mehr als bewusst."Ja, hast du ein Problem damit?", fauchte Lotte und ich nickte herausfordernd.
"Solange ich euch mit euren dreckigen Gäulen nicht begegne, nein.", schoss sie zurück und lächelte falsch. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt, schwang sich ein paar Meter weiter graziös in den Sattel und ritt in Richtung Wald davon.
"Was war das denn für eine?", fragte ich verwirrt und ging in Richtung Sattelkammer, um Helm, Trense und Sattel zu holen.
"Keine Ahnung, ich hoffe, es gibt hier nicht noch mehr von denen...", brummte Lotte und setzte ihren Helm auf."Wir sollten uns von der nicht den Tag verderben lassen, oder?", sagte ich und legte den Sattel auf Skvettas Rücken. Sie schnaubte entspannt und ich klopfte ihr lächelnd den Hals.
"Ok, fertig?", fragte Lotte und schwang sich in den Sattel.
"Fertig!", sagte ich grinsend und wir machten und ebenfalls in Richtung Wald auf. Am Anfang war Skvetta sehr zappelig und konzentrierte sich mehr auf einen Typen, der in seinem Garten arbeitete, als auf mich. Doch irgendwann wurde sie ruhiger und der Ausritt wurde richtig schön.Pünktlich zum Training waren wir also zurück in der Schule und ich schnappte mir auf unserem Zimmer nur schnell meine Sporttasche. Bei der Turnhalle angekommen wurde ich schon erwartet.
"Hey, Ellie! Guck mal, wir haben Mannschaftstrikots!", rief mir Nadja entgegen. Ich grinste und fing das Päckchen auf, was sie mir zu warf. Das Trikot bestand aus einer kurzen, dunkelblauen Sporthose mit dem Logo unserer Schule am unteren Rand und einem roten Shirt mit weißen Details. Über der Brust stand dort auch noch mein Name und auf der Rückseite der Name der Schule."Die sind toll, oder?", fragte Clara mich und ich nickte. Nachdem wir uns umgezogen hatten gingen wir schnell in die Halle, wo die Jungs und unser Trainer schon warteten. Es war nicht wie ich erwartet hatte unser Sportlehrer sondern ein junger Mann mit braunen Haaren und ziemlich vielen Muskeln.
"Der ist vielleicht heiß!", flüsterte Nadja mir ins Ohr und ich verdrehte die Augen. Er war ein Lehrer, wieso erlaubte sie sich einen derartigen Gedanken überhaupt. Es stellte sich aber heraus, das der Typ nicht nur echt "heiß" war, sondern auch super Volleyball spielen konnte. Das Training war zwar extrem anstrengend und danach tat mir alles weh, doch ich hatte mehr aus der Stunde mitgenommen als aus irgendeiner anderen sonst."Ich werd' heute Nacht schlafen wie ein Baby!", stöhnte Clara auf dem Rückweg zum Wohnhaus und rieb sich den rechten Arm.
"Tja, daran werden wir uns jetzt wohl gewöhnen müssen.", sagte ich grinsend und verabredete mich dann mit ihr beim Abendessen.
"Ich bin wieder da!", flötete ich während ich die Tür aufriss. Lotte lacht nur und stand ächzend vom Bett auf.
"Hast du dich da überhaupt wegbewegt, seit ich weg bin?", fragte ich und Lotte zog den Kopf ein.
"Ist ja schon gut, Mama. Tut mir leid!", sagte sie und wir gingen zum Abendessen.Nachdem ich mich mit Salat, Brötchen und Nachtisch vollgestopft hatte fiel ich nur noch ins Bett und schlief sofort ein...
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4 Hufe, 2 Beine und 1 Team
Teen FictionWelches Pferdemädchen wünscht sich das nicht? Tag und Nacht bei den Pferden, Reiten als Teil des Unterrichts, und das ganze auch noch mit einer der einzigartigsten Pferderassen der Welt: Islandpferde. Für Elaine, oder Ellie, wird dieser Traum war: E...