Bild: Topreiter 961, Christinas Sattel für Stormur
Sie hatte einen schneeweißen Kopfverband um und trug ein edel aussehendes Designeroutfit. Dazu fiel mir auch noch die sündhaft teure Handtasche auf, bestimmt ein Einzelstück. Sie sah sich kurz um und ich fragte mich, ob sie sich wohl an Lotte und mich erinnerte. Doch da kam sie auch schon in unsere Richtung.
"Hey, ich bin Christina. Ihr habt mich gefunden.", stellte sie fest und lächelte selbstbewusst.
"Äh, ja, ich schätze mal.", stotterte ich und warf Lotte einen verwirrten Blick zu. Diese sah aber eher erleichtert aus, das sich die Horrorgeschichte ihrer Cousine nicht wiederholt hatte.
"Ist mein Pferd schon wieder aufgetaucht?", fragte sie dann und betrachtete ihre perfekt manikürten Nägel.
"Ja, es kam fünf Minuten, nachdem der Krankenwagen vom Hof fuhr angerannt. Wir haben ihn in seine Box gebracht.", erklärte ich und betrachtete das Mädchen abschätzig. Wie konnte sie nur so verdammt ruhig sein, obwohl ihr Pferd gerade genauso gut irgendwo verletzt im Wald liegen könnte?!"Oh, das ist gut. Dankeschön. Wir sehen uns!", sagte sie und schaute uns noch nicht einmal an.
"Man, was für eine olle Tussi. Was bildet die sich eigentlich ein?", schimpfte ich, als sie außer Höhrweite war.
"Vielleicht kommt das von ihrer Kopfverletzung.", sagte Lotte und wir mussten unwillkürlich lachen. Jetzt, wo Christina wieder da war, war Lotte wieder ganz die Alte. Da wir noch Reitstunde hatten, brachten wir schnell unsere Taschen nach oben aufs Zimmer und zogen uns um.
"Was möchtest du eigentlich an deinem Geburtstag machen?", fragte Lotte mich, während sie sich ihre langen Haare hochband.
"Ach, eigentlich nichts Besonderes. Ich feiere eigentlich nicht so doll.", sagte ich und zog meine Reitstiefel an."Aber wir müssen das doch irgendwie feiern! Ich meine, du wirst 16.", sagte Lotte entgeistert und starrte mich an.
"Ich war noch nie so der Partymensch.", sagte ich schulterzuckend. "Kommst du?", fügte ich dann hinzu. Sie schüttelte den Kopf, doch dann folgte sie mir ohne eine weitere Bemerkung. Heute hatten wir wieder mit einer anderen Trainerin Unterricht. Es war eine junge Frau mit kurzen, blonden Haaren die uns mit einem netten Lächeln begrüßte.
"Charlotte und Elaine?", fragte sie und lotste uns dann auf die Grünfläche der Ovalbahn.
"Also, bald findet ja unser internatsinternes Turnier statt, an dem ihr sicher auch teilnehmen wollt, oder?", fing sie an und wir nickten.
"In meinem Unterricht bereiten wir euch darauf vor. Heute schaue ich mir einmal an, was ihr und eure Pferde so könnt und schlage euch dann die passenden Prüfungen vor. Alles klar?", fuhr sie fort und wir stiegen auf.Die Stunde lief gut, doch ich hatte keine großen Hoffnungen, dass sie überhaupt irgendeine Prüfung für Skvetta und mich vorschlug. Sie würde mir einfach sagen, es sei noch zu früh und ich sollte einfach erstmal mit ihr zusammenwachsen. Doch was sie wirklich sagte, hätte ich nie erwartet.
"Ich würde sagen, du könntest mit Skvetta eine der einfachen Prüfungen mitreiten, aber ich weiß nicht, ob das viel bringt. Ich habe gehört, Christina aus der 11 sucht eine Reiterin, die ihren Stormur beim Turnier reitet. Vielleicht hast du ja Lust? Ich denke du würdest das schaffen.", sagte sie und ich starrte sie entgeistert an.
"Warum reitet sie ihn nicht selber? Es schien ihr doch wieder gut zu gehen.", sagte Lotte verblüfft.
"Sie will ihn verkaufen und hat mich gebeten, jemand Geeignetes zu suchen. Warum sie das nicht selber macht, hat sie nicht gesagt.", antwortete sie schulterzuckend.
"Aber ich werde mal mit ihr reden, vielleicht kannst du ihn am Sonntag mal ausprobieren. Vielleicht klappt es ja auf Anhieb, wenn nicht, dann nicht.", sagte sie, als sie meinen besorgten Gesichtsausdruck sah.Wir verabschiedeten uns von ihr und brachten die Pferde weg.
"Und, was sagst du dazu?", fragte ich Lotte, während ich kurz über meinen Sattel wischte und ihn dann zudeckte.
"Das ist ein tolles Angebot, außer das dieses Pferd total gestört ist. Glaub mir, es ist für uns alle sicherer, wenn du das nicht probierst.", sagte Lotte und bestätigte damit meinen Verdacht. Sie war dagegen, genauso wie Christina es wahrscheinlich auch war. Ich war schließlich keine herausragende Reiterin. Wir machten uns gerade auf den Weg zu unserem Zimmer um uns fürs Abendessen umzuziehen, als wir jemanden rufen hörten.
"Hey, Elaine! Warte mal!", rief Christina und schloss zu uns auf.
"Ich habe gerade von Frau Scheffer gehört, das du Stormur beim Turnier vorstellen könntest. Möchtest du ihn am Sonntag in der Reitstunde reiten?", fragte sie dann und lächelte mich breit an.Es sah fast so aus, als wäre sie froh, ihr Pferd vielleicht los zu sein. Ich zweifelt, doch dann riss ich mich zusammen.
"Es kommt wohl auf einen Versuch an. Du bist auch dabei und erklärst mir alles was ich wissen muss?", fragte ich und sie nickte eifrig.
"Klar, schließlich ist es mein Pferd, nicht? Aber ich glaube du wirst das super machen.", sagte sie, hob die Hand zum Gruß und war dann weg. Ich schüttelte den Kopf.
"Ich fasse es nicht, das du das wirklich machst! Was, wenn dir das gleiche passiert wie ihr?", fing Lotte aufgeregt an.
"Hey, beruhig dich! Ich mache nichts, wobei ich mich nicht absolut sicher fühle, ja?", sage ich und öffnete schwungvoll die Tür zum Internatsgebäude. Den Rest des Abends war Lotte mal wieder eingeschnappt. Ich wusste zwar, dass sie es nur gut meinte und sich eigentlich nur sorgte. Aber ich war auch sauer, dass sie meine Entscheidungen in Frage stellte und nicht akzeptierte.Trotzdem war es sehr unangenehm das sie nicht mit mir redete. Ich hoffte, dass das alles sich nach dem Sonntag wieder normalisierte. Vielleicht aber auch nicht. Am Sonntagmorgen stand ich auf und ging alleine zum Frühstück. Meine Reitstunde war um 11 Uhr und Lotte hatte wohl beschlossen, sich das Elend nicht mit anzusehen. Ich kriegte keinen Bissen herunter und so ging ich mit leerem Magen zu den Paddocks, wo ich Christina traf.
"Morgen!", rief sie gut gelaunt und führte mich sogleich zu ihrem Sattelschrank. Stormur hatte einen total teuren Topreiter Sattel und eine edle schwarze Trense.
"Dann kannst du ihn jetzt holen und fertigmachen. Ich gehe schonmal vor zur Ovalbahn.", sagte sie dann mit einem falschen Lächeln und ich wusste, dass sie nur weglief. Sie wollte anscheinend nichts mit ihrem Pferd zu tun haben. Ich seufzte, nahm das rote Eskadron-Halfter und ging zu seiner Box."Hallo, Hübscher!", sagte ich leise und er spitzte sofort die Ohren. Ich hatte befürchtet, dass er sich sofort wegdrehen oder panisch werden würde. Doch er kam nur neugierig, wenn auch etwas zögerlich, auf mich zu. Ich legte ihm ohne Probleme das Halfter an und band ihn draußen vor dem Stall an. Er stand etwas unruhig da, doch ich konnte ihn putzen und satteln. Schließlich machte ich mich mit ihm auf den Weg zu Ovalbahn 2. Als die Bahn und somit auch Christina und unsere Trainerin in Sicht kamen wurde er plötzlich sehr unruhig und rollte mit den Augen.
"Hey, was ist denn jetzt los?!", fragte ich leise und streichelte über seine bebenden Nüstern. Er begann langsam sich wieder zu beruhigen, doch er war wie ausgewechselt. Vor jedem Bisschen schreckte er zurück und ich konnte nur mit der Hilfe von Frau Scheffer aufsteigen.Nach ein paar Runden hatten wir uns ein wenig eingespielt und ich konnte seinen tollen Gang genießen. Er ging taktklar und mit viel Schwung und Gehwille. Auserdem hatte er eine gute Haltung und Aufrichtung. Ich musste lächeln und sah aus dem Augenwinkel Christinas verblüfftes Gesicht, als ich ohne Probleme Rückwärtsrichten, ganze Paraden, Schenkelweichen oder Vorhandwendungen ritt. Dank dem Unterricht von Herr Goldmann beherrschte ich das jetzt viel besser und ich merkte auch, dass Stormur wohl eine vorzügliche Ausbildung genossen hatte, denn er machte alles brav mit. Jetzt war er auch fast wieder normal.
Das änderte sich schlagartig, als ich sah wer am Rand stand...
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4 Hufe, 2 Beine und 1 Team
Teen FictionWelches Pferdemädchen wünscht sich das nicht? Tag und Nacht bei den Pferden, Reiten als Teil des Unterrichts, und das ganze auch noch mit einer der einzigartigsten Pferderassen der Welt: Islandpferde. Für Elaine, oder Ellie, wird dieser Traum war: E...