Noch mehr Abschied

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Bild: Die Bettwäsche

"Ich werde dich vermissen.", murmelte ich in Gina's Haare.
"Ich dich auch.", flüsterte sie zurück und klopfte mir auf den Rücken.
"Du musst, er wartet schon.", sagte sie dann leise und ich nickte. Dann ging ich die Treppe hinunter zum Wagen.
"Bis in den Ferien!", rief ich und schlug die Tür zu. Sie winkte mir noch und dann sah ich sie nicht mehr. Ich würde ein ganzes Schuljahr ohne meine beste Freundin sein.

"Alles klar, Ellie?", fragte mein Vater sanft und schaute mich kurz an.
"Ja, alles klar. Konzentrier dich auf die Straße, Papa.", sagte ich und nahm meine Kopfhörer raus. Es würde eine lange Fahrt werden. Die Landschaft zog an mir vorbei und ich dachte an Gordan. Was er wohl gerade machte? Ja, ich war auch in ihn verliebt, aber ich konnte es nicht fassen, als er mir sagte, dass er sich nie getraut hatte, mir seine Gefühle zu gestehen.

Und dann taucht dieser Idiot ernsthaft kurz vor meiner Abreise auf und macht mir den Abschied noch schwerer?! Ich schüttelte den Kopf. Ich musste ihn vergessen. Wenn er es wirklich ernst gemeint hätte, dann wäre er früher damit gekommen. Oder? Ich spürte, wie die Aufregung so langsam kam. Wir würden nur noch circa eine halbe Stunde fahren und die Landschaft wurde immer hügeliger.

"Ellie, pack deine Sachen schonmal zusammen, wir sind bald da.", vernahm ich da auch schon meinen Vater und packte mein Handy und die Kopfhörer in die Handtasche. Nun dachte ich an Skvetta. Sie würde morgen mit einer Spedition kommen und dann würden wir zusammen sein. Manchmal dachte ich daran, ob wir sie nicht etwas überstürzt gekauft hatten. Was, wenn sie nicht miteinander klarkamen?

Da lenkte mein Vater den Wagen auch schon durch ein großes eisernes Eingangstor, über dem das Logo des Internats, ein schicker Tölter mit wallender Mähne in den Farben der isländischen Flagge, prangte. Ich konnte schon die weitläufigen Weiden und die vielen Offenställe sehen, außerdem zwei große Ovalbahnen, zwei Reithallen und zwei große, schöne Dressurvierecke.

Auf der linken Seite waren nebeneinander zwei große Gebäude, das Wohnhaus und das Schulgebäude, vermutete ich. Beides waren schöne alte Backsteinhäuser mit roten Dächern und großen Eingangstüren aus dunklem Holz. Dahinter sah man einen großen Wald und es war unglaublig.

"Erde an Ellie? Jemand Zuhause?", hörte ich da die Stimme meines Vaters, der mich grinsend von der Seite ansah. Ich musste wohl sehr überwältigt ausgesehen haben. Ich folgte ihm also über den großen gepflasterten Hof in eines der großen Backsteingebäude, was ich als das Wohnhaus identifizierte. Es gab einen Empfang, an dem eine große, mit Schmuck behangene Frau stand. Mein Vater steuerte direkt auf sie zu und bedeutete mir, mich vorzustellen.

"Hallo, ich bin Elaine Peters, neu hier. In der 10. Klasse mit Skvetta.", sagte ich höflich und die Frau strahlte mich an. Ein schwerer Parfumduft ging von ihr aus und ich atmete in meinen blauen Loopschal. "Willkomen in unserem trauten Heim! Wie gefällt es dir?", fragte sie mit einer hohen, fast quieckenden Stimme. "Es ist traumhaft!", sagte ich und sah ihr dabei zu, wie sie an der Wand hinter sich nach dem richtigen Schlüssel suchte.

"Ah, hier ist er ja. Deine Mitbewohnerin kommt erst heute Abend, sie reist aus England an. Ich glaube, ihr werdet euch prima verstehen!", sagte sie und ich nickte. Dann machten wir uns auf den Weg zu meinem Zimmer. "Och nö, das ist im ersten Stock!", stöhnte ich und betrachtete meine vielen Taschen und den großen blauen Koffer vor meinen Füßen. "Was für ein Zufall, dass es hier einen Fahrstuhl gibt!", sagte mein Vater und ging auf eine goldene Tür neben der Treppe zu.

Ich seufzte erleichtert und wuchtete meine Sachen hinein. Wenig später standen wir auch schon vor Zimmer Nr. 134 und ich drehte den Schlüssel im Schloss. Was ich sah war traumhaft! Es gab zwei große Einzelbetten aus dunklem Holz die rechts und links in den Ecken standen und mit toller Bettwäsche in den Islandfarben bezogen war. Am Fußende lagen zwei knallrote Duschhandtücher und die Vorhänge vor dem großen Fenster waren tiefblau. Außerdem gab es noch zwei große Eckschreibtische mit Regalen darüber, ebenfalls aus dunklem Holz.

Zwischen Bett und Schreibtisch standen auf beiden Seiten eim großer Schrank und über den Betten war je eine Pinnwand angebracht, warscheinlich für Fotos oder sowas. Die Wände waren in einem frischen Weiß gestrichen.
"Ich muss dann wieder, Ellie.", sagte mein Vater vorsichtig. Ich drehte mich zu ihm um und lächelte gequält.
"Mach es gut, mein Schatz. Streng dich an und enttäusche mich nicht.", sagte er und schloss mich in die Arme.
"Ich hab dich lieb.", murmelte ich und er verließ den Raum.

Ich war alleine...

4 Hufe, 2 Beine und 1 TeamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt