"Leo! Verdammt hörst du mir überhaupt zu du Spatzenhirn?", drang die Stimme meines Kumpels zu mir durch. Mit einem gebrummten "Hmm" zeigte ich ihm deutlich, dass ich dies nicht tat. Die Folge dafür war ein schnippen gegen meine Stirn. "Wo bist du mit deinem Erbsenhirn jetzt schon wieder, huh?", provozierte er mich, doch ich ging nicht weiter drauf ein. Sollte er doch denken was er wollte, mich interessierte es nicht. "Ich wette du starrst Lou an.", teilte er mir breit grinsend mit. Und was ich zu meiner Verteidigung sagen konnte war nur ein genervtes:" Halte deine Klappe Jack.". Oh ja, er konnte nervig sein. Und wie er das sein konnte. Ich würde nicht behaupten wir waren Freunde. Aber ich würde auch nicht behaupten, dass wir es nicht waren. Es war, wie ich es nennen würde, kompliziert. "Ach komm schon Pantha. Stell dich nicht so an. Außerdem hat es soeben geklingelt was heißt, dass Schulschluss ist.", verkündete er mir flüsternd und lehnte sich zurück in seinen Stuhl. Seufzend löste ich meinen Blick von der Tafel, nahm meine Brille von meinem Gesicht und steckte sie in ihr Itui. Mit einem triumphierenden "na geht doch", kommentierte Jack meine Bewegung und stopfte gleichzeitig mit mir seinen Block in die Tasche. Letztlich schulterte ich sie, griff nach meiner Jacke und stand auf um den Stuhl hoch zu stellen. Das Klassenzimmer, langweilig in einem hässlichen rosa angestrichen, leerte sich langsam und auch Jack und ich bewegten uns mit dem Strom Richtung Tür. "Leo-", kam es von vor der Tafel, doch glücklicherweise konnte ich schnell genug "Ja" rufen und hinderte meine Religionslehrerin am weiter sprechen. Also nickte ich Jack zu, damit er den Raum verließ und schlurfte nach vorn an die Tafel. "Wärst du so lieb und könntest den Klassenraum fegen?", deutete sie mich an und zeigte auf den Besen. Fast mechanisch nickte ich und griff nach dem Besen um mit dem kehren zu beginnen. Als ich die letzten Schnipsel in den Mülleimer beförderte musterte mich meine Lehrerin und schüttelte den Kopf. "Danke Leo. Deine Mitarbeit war wie immer super, deine Mitschüler sollten sich ein Beispiel an dir nehmen.", kommentierte sie meine Arbeit. Seufzend nickte ich, verabschiedete mich und verließ das Klassenzimmer, meinen Rucksack immer noch auf dem Rücken tragend. Zum Glück befand sich unser Klassenraum im unteren Gebäude, sodass ich nicht lange zu meinem Fahrrad laufen musste. "Da ist unser Bad Boy und Lehrer Liebling ja!", begrüße mich Toni. Mit einem gespielt netten Lächeln sah ich zu ihr. Wäre sie nicht Demons Püppchen hätte ich ihr sonst etwas an den Kopf geworfen. "Dir auch einen schönen Tag Antonia.", brummte ich ihr entgegen weshalb sie beleidigt auf dem Absatz kehrt machte und zu ihrer Clique stöckelte. Wie sehr ich dieses Mädchen doch hasste. "Ich würde an deiner Stelle ja vorsichtig sein Leo. Du weißt genau was passieren kann wenn Demon böse ist.", knurrte mir eine tiefe Stimme in den Nacken. Augenverdrehend drehte ich mich nach hinten und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Vor mir stand ein breit gebauter Junge, der mich fies grinsend an sah. "Was willst du Max?", versuchte ich ernst zu fragen, welches kläglich scheiterte da wir beide laut los lachten. "Oh man, ich kann einfach nicht ernst bleiben Max. Deine Stimme ist ja zum fürchten aber-", ich tippte ihm gegen seine Brille, "mit der lila Brille siehst du einfach zu niedlich aus.", beendete ich meinen Satzt glucksend. Daraufhin zog der Junge mich in eine Umarmung, was mich zum lächeln brachte. "Leolein, sei nicht so gemein!", schimpfte er und ließ mich wieder los. Wieder begann ich zu lachen, weshalb er seine Lippen zu einem Schmollen verzog. "Du bist gemein.", brummte er, was ich ihm nickend bestätigte. Ja, ich war wirklich gemein. Besonders wenn es um Max ging war ich nicht gerade die netteste Person, doch er kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich es nicht ernst meinte. "Jacky ist doch schon bestimmt vor dir draußen gewesen oder?", fragte er mich mit leuchtenden Augen, weshalb ich grinsen musste. "Ihr beiden ey, ja ist er. Aber bitte nicht vor meinen Augen kapiert!", nuschelte ich und sah zu Jack. Als hätte Max es erwartet sprang er dem schwarzhaarigen um den Hals und grinste wie ein blöder. Jap, niedlich die beiden. Wenn das doch nur alle denken würden. Müde senkte ich meinen Blick und starrte mein Gesicht, welches sich in der Pfütze spiegelte, an. Mein Gesicht war blass und schmal. Die Zeiten hatten Spuren hinterlassen. Und wenn ihr denken solltet diese Geschichte wird Glücklich, dann habt ihr euch gewaltig geschnitten. Das hier ist etwas, was ich mitteilen möchte. Mein Leben. Meine Welt. Meine Gefühle. So alltäglich und dumm, dass man schon fast darüber lachen könnte. Vielleicht sind sie es auch, wer weiß das schon. Müde hob ich wieder meinen Blick und setzte mein Alltägliches Lächeln auf. Das Lächeln welches mich vor allem beschützen sollte, vielleicht auch vor mir selbst aber die Maske bröckelte. Sie verließ mich langsam, zog sich zurück, ließ mich allein. Die Welt um mich herum wurde langsamer und fing an zu bröckeln. Jack und Max wurden unscharf und mein Blick trüb. Ich sah meine Außenwelt nicht, stolperte zu meinem Fahrad, hörte nicht auf die Stimmen die sich breit machten. Ich versuchte es. Ich versuchte es weiter zu kämpfen. Einen klaren Blick zu behalten. Und dann riss ich die Augen auf und saß kerzengerade in meinem Bett. Keuchend ließ ich mich zurück nach hinten in mein Kissen fallen um meine Atmung zu kontrollieren. Es war nicht so, dass ich Angst vor meinen Träumen hatte. Es war eher das bittere Gefühl von Kälte welches sie in meinem Herzen hinterließen. Das Gefühl, dass ich allein war obwohl ich wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Und als hätte jemand darauf gewartet, wurde das Licht in meinem Zimmer angeknipst. Geräuschlos durchquerte die Person das Zimmer und blieb vor meinem Bett stehen. Doch sie sagte nichts. Noch nicht. Ich wusste, dass ein Gespräch unausweichlich war. "Leo, du raubst mir meinen letzten Nerv.", knurrte er mich an und sah zu mir herunter. Doch ich blieb still, wusste nicht was ich sagen konnte um ihm das Gegenteil zu beweisen. Dann war ein schnauben zu hören und er ging zum Fenster. "Ich wünschte sie hätten mich nicht mit dir in ein Zimmer gesteckt. Das ist doch alles ein dummer Scherz. Wir wissen beide, dass dies alles nichts bringt.", zischte er wütend und wand sich zu mir. "Wann hast du dich aufgegeben Leo, huh? Wann hast du beschlossen dich in dir selbst einzuschließen um jemand zu sein der du nicht bist?". Seine Stimme bebte, vor Wut und Verzweiflung. Woher diese Emotionen kamen, ich wusste es nicht. Er zeigte niemals Emotionen. Doch ich wurde eines besseren belehrt. "Und du Demon?", sagte ich ruhig zu ihm und richtete mich auf. "Wann wirst du aufgeben zu versuchen mir zu helfen? Denn ich kann dein gebrochenes Herz nicht zusammenfügen. Und ich will es auch nicht. Du bist der, der sich aufgibt und an Dingen fest hält die nur von kurzer Dauer sind. Du versteckst dich in dir selbst. Du bist nicht du selbst seitdem ich dein Herz gebrochen habe.". Bei meinen so sorgfältig gewählten und ruhig gesagten Worten zuckte er zusammen und sah mich traurig an. Ich hatte sein Herz gebrochen. Aber auch nur, weil ich selbst schon lange keins mehr besaß. Ich hatte vergessen was Liebe bedeutet. Hatte vergessen wie sich Wärme anfühlt. Und vergessen was es bedeutete etwas zu bedeuten. Meine größte Angst hatte sich erfüllt.
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Lebenssplitter
Viễn tưởngNormal, was ist heute noch normal? Geschichten, was davon ist real? Leben, was für eine Sinn hat es? Wie viel gibt die Gesellschaft Preis und wann sehe ich die Wahrheit und kein perfektes Scheinbild? Auch wenn der normale Alltag unglaublich langweil...