Freitag, 18 Uhr 30. Dr. Delunes Flieger Landete und ich saß in meinem alten, roten Truck vor dem Flughafen. Nervös trommelte ich mit den Fingerspitzen auf dem Armaturenbrett. Als ich den Radio einschaltete lief ein Radiosender der nur Hits aus den 60ern und 70ern spielte.
Ich lauschte der Stimme von John Lennon, Elvis Presley und David Bowie. Das hätte noch etwas länger so gehen können, doch da spürte ich mein Handy vibrieren. Eine E-mail.Apple-Yves: Wo bist du?
GreyMoon: Hinterausgang, roter, schäbiger Truck, kaum zu übersehen
Apple-Yves: Ich bin auf dem Weg
Fünf Minuten kam nichts und ich fragte mich schon wie man sich auf einem Flughafen mit nur 2 Terminals verlaufen konnte, da tauchte eine dunkelhaarige Gestalt auf dem Fußgängerweg auf. Er schaute sich um.
GreyMoon: Rechts.
Yves nahm sein Handy aus der Hosentasche und las. Dann drehte er sich endlich um und entdeckte den roten Truck. Ich umklammerte das Lenkrad und stellte den Radio leiser. Dr. Delune kam immer näher.
"Hallo.", er hatte die Beifahrertür geöffnet. "Die Tasche auf den Rücksitz?"
Ich nickte und Yves warf seine Lederne Reisetasche nach hinten. Dann stieg er ein."Du hast dich nicht viel verändert.", sagte ich an ihn gewand.
"Dafür du dich um so mehr. Deine Haare sind länger."
Ich fühlte mich etwas komisch in meiner Haut weil er mich so anstarrte. Sein Lächeln steckte mich jedoch an und meine Mundwinkel zuckten. "Wir müssen unterwegs noch was einkaufen.", ich startete den knurrenden Motor der alten Schrottkiste um loszufahren.
Die ersten Minuten war es angenehm still, bis Yves anfing zu reden. "Wo genau lebst du?"
"Vik, das ist sehr südlich und direkt am Meer. Mein Haus ist ganz alleine auf einem Hügel, unten ist Kiesstrand.", erzählte ich. "Du hast echt Glück, heute regnet es nicht."
"Ein gutes Zeichen vielleicht?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Wie ist es in Berlin?"
"Grau, staubig und laut. Das hält sich hier ja in Grenzen."
Keine Stunde vom Flughafen entfernt war die Stadt Reykjavik. "Ich brauche Leinwände, Farbe, einen Rasenmäher und ein paar neue Bücher, ich habe diesen Monat schon wieder sechs Stück gelesen."
"Was liest du denn gerne?"
"Walt Whitman, Shakespeare, ich lese auch viel Romane.""Shakespear? Romeo und Julia etwa?"
"Am liebsten mag ich Macbeth."
"Wieso?"
"Ihm wurde seine Zukunft vorausgesagt und er war so skrupellos, dass er dafür den König umbrachte. Er ist irgendwie paranoid, befindet sich in einem Teufelskreis. Oh und ich finde Lady Macbeth sehr interessant."
"Wieso?"
"Weil sie zunehmend die Dunklen Mächte anbetet, doch schließlich bringt sie sich um."
"Hm. Das finde ich ziemlich tragisch.""Es ist so schön."
Yves schüttelte den Kopf, was ich aus dem Augenwinkel sehen konnte.
Seit wann sah ich ihn eigentlich als Yves und nicht mehr als meinen Psychologen Dr. Delune?Wir hielten an, stiegen aus und betraten mein Lieblingsgeschäft für Kunstbedarf. Der große Raum war bunt. Die Wände, die Bilder an den Wänden. Die Farbeimer die sich auf den roten, gelben und blauen Tischen stapelten.
"halló, getur ég aðstoðað þig?", eine kleine, rundliche Verkäuferin kam auf uns zu. Um es zu übersetzten: Sie hat gesagt "Hallo, kann ich ihnen helfen."
Ja, soweit beherrsche ich die Sprache schon. "Danke, ich komme zurecht."
"Kommst du wirklich zurecht?", fragte Yv - Dr. Delune.
"Jaja, ich weiß schon wo die richtigen Farben stehen.""Ich meine eigentlich, ob du mit deinem Leben zurecht kommst."
Ich blieb bei den Grüntönen stehen und nahm zwei verschiedene Tuben in die Hand. Einige Sekunden versuchte ich mich auf den Unterschied zwischen Kiefergrün und Moosgrün zu konzentrieren. Scheiterte jedoch jämmerlich.
"Ich denke schon. Alleine sein war immer ein Privilleg für mich. Jetzt habe ich den Luxus um meine Einsamkeit voll und ganz auszuschöpfen."
"Ist das die Lösung für deine Probleme? Dich von Menschen fern zu halten?"
"Wenn ich das richtig verstanden habe bist du auch ein Mensch oder?", antwortete ich frech. Yves - ich korrigiere - Dr. Delune grinste und zeigte seine perfekten, weißen Zähne.Abseits von unserem Gespräch kam ich zu dem Schluss, dass ich die Farben Maigrün und Kiefergrün nehmen würde. Ich suchte noch immer nach der perfekten Mischung.
"Ich dachte Männer sind keine Menschen."
"Was?", ich schaute verträumt auf.
"Ich erinnere mich, dass du unsere Spezies einmal als 'Kaltherzige Monster mit Penissen' beschrieben hast.", sagte er leise und lachte, sichtlich amüsiert über diese Erinnerung."An diesem Tag hatte meine Selbstbeherrschung wohl zu wünschen übrig...", murmle ich und ging weiter um noch mehr Farben mitzunehmen. "Halt mal.", ich drückte ihm Mai-, Kiefergrün, Schwarz und Mitternachtsblau in die Hände.
"Verdienst du damit Geld?"
"Ich verkaufe meine Bilder nicht."
"Wie kannst du dir dann dieses Leben leisten?""Er hatte viel Geld... und jetzt habe ich viel Geld." - ich stockte, gab ihm noch mehr Farbtuben und griff mir Leinwände in verschiedenen Größen. "Lass uns wann anders darüber reden."
Yves wusste immer wenn es Zeit war zu schweigen. Jetzt war so ein Moment. Und er sagte nichts. Trotzdem war es als würde ich seine Gedanken hören. Als würde ich meine eigenen Gedanken in seinem Kopf hören!
Was stimmt nicht mit ihr?
Wieso redet sie nicht mit mir?
Wie ist sie nur so geworden?
Wer ist ER?
Dann schweife ich ab und frage mich: Wenn Yves ein Farbton wäre, welcher wäre er?
Und: Wenn Grün für mich nur eine Farbe wäre, würde mir ein Unterschied zwischen Kiefergrün und Moosgrün auffallen?
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Ihre Grauen Augen
Ficção AdolescenteLouna Noa Fey. Das außergewöhnlichste Mädchen, dass Dr. Delune je kennengelernt hat. die Traurige und verrückte Geschichte geht weiter als dieser nach Island reist um seine ehemlige Patientin zu besuchen. Eine ungewöhnliche Beziehung zwischen zwei M...