"If you don't get it off your chest, you'll never be able to breathe."
Ich erwachte als Sonne meine Haut kitzelte. Während ich langsam meine Glieder regte bemerkte ich, dass ich noch immer die Kleidung von gestern Abend trug. Einen grauer Pullover, von dem ich mir sicher war, dass er einen Kaffeefleck am linken Ärmel hatte, und eine kurze, hellblaue Sporthose. Als ich blinzelte blendete mich das Sonnenlicht und ich drehte mich in meinem Bett herum. Yves war nicht mehr hier. Er war noch da gewesen als ich eingeschlafen war...
Als ich mich aufsetzte war mir leicht schwindelig und als ich mich auf meine dünnen, wackeligen Beine stellte drohte ich kurz um zu kippen. Wann hatte ich das letzte mal wirklich etwas gegessen? Ich verzichtete auf Socken - was ich bald bereute als ich mir einen Splitter zuzog. Zischend hinkte ich ins Bad, setzte mich auf den Rand der Badewanne und zog ihn heraus.
Ich entschloss mich eine schnelle, kalte Dusche zu nehmen. Genau das was ich und mein Kreislauf brauchten. Das kühle Wasser rann mir den Rücken hinunter und tropfte aus meinen Haaren in mein Gesicht. Angenehm spülte es den Schweiß und Schmutz des letzten Tages weg. Die schlechten Erinnerungen. Ich trieb weg. Zu anderen Ufern.
Als es plötzlich an der Badezimmertür klopfte rutschte ich fast aus. Ein kleiner, erschreckter Aufschrei entfuhr mir.
"Louna?", das war die besorgte Stimme von Yves.
Ich wischte mir Shampoo aus den Augen. "Ja...", das war nicht laut genug um gegen die prasselnde Dusche und die geschlossene Tür an zu kommen. "Ja!"
"Alles ok?", kam wieder die gedämpfte Stimme.
"Bin gleich fertig!"
In einem überragenden Tempo wie ich meinte wusch ich noch meine Haare aus, sprang dann aus der Dusche und wickelte mich in ein Handtuch ein. Kaltes Wasser tropfte noch immer aus meinen Haaren als ich die Tür öffnete.
Yves hatte gewartet und schaute mich jetzt überrascht an. Ich konnte sehen wie sein Adamsapfel in seinem Hals hüpfte und er schluckte. Wenn ich so darüber nachdachte - so nah war ich ihm noch nie gewesen. In einem unüberlegten Moment machte ich einen Schritt auf ihn zu.
"Ist dir nicht kalt? Du solltest etwas anziehen.."
Ich tropfte den Fußboden noch immer voll und Yves schaute nur hinab auf die kleine Pfütze die sich bildete. Nur mein Handtuch und sein zerknittertes Hemd trennten uns voneinander...
"Ja sollte ich.", ich hatte mich schnell wieder gefasst und ging an ihm vorbei in mein Zimmer.
Was war das gerade? Was dachte ich eigentlich? Hatte ich die absurde Idee er könnte in mir mehr als nur eine Patientin sehen? Ich war nicht mehr als ein trauriges, verrücktes Mädchen.
Ich hatte schon einmal diesen Selbstzerstörungsdrang. Damals habe ich mich in Karim verliebt. Einen drogensüchtigen Künstler, der mich glücklicher gemacht hat als alles zuvor. Und dann starb er. Und ich wäre gerne mit ihm gestorben. Nur hat irgendetwas - Schicksal? Karma? Gott? - entschieden mich am Leben zu lassen. Nur damit mir nochmal so etwas passiert? Dieses Etwas. Was mich zerstört hat.Liebe?
Kann das sein? Ist es diesmal der 29-Jährige Psychologe? Oder ist es nur etwas wie Liebe zu meinem Retter? Wie wenn man halb tot aus dem Wasser gefischt wird und sich in den Rettungsschwimmer verliebt. Nur eine Art - Effekt. Yves war immerhin auch die einzige Person mit der ich seid Karims Tod überhaupt geredet habe. Ihm habe ich so vieles erzählt. Er war immer da. Nicht so, wie die anderen männlichen Figuren in meinem bisherigen Leben. Mein Vater. Karim.
Ich zog mir Unterwäsche und einen viel zu großen Pullover an, gerade wollte ich eine Hose aus dem Stapel Klamotten auf meinem Stuhl fischen da ging die Tür hinter mir auf. Überrascht drehte ich mich um. Yves stand im Türrahmen, in seinem Blick lag etwas das ich nicht deuten konnte. Wut? Verzweiflung? Unsicherheit? ... So hatte ich ihn noch nie gesehen. So unbeherrscht. So - emotional.
"Was empfindest du?", platzte es gerade zu aus ihm heraus, seine Stirn war in Falten gelegt.
Ich zog meinen Pullover so weit es möglich war nach unten so, dass er mir wenigstens knapp bis zu den Knien ging. "Wie bitte?", fragte ich obwohl ich ihn verstanden hatte.
"Was empfindest du für mich?", Yves kam durch das Zimmer auf mich zu, ich fühlte mich wie ein schwaches Reh, dass von einem Jäger in die Enge getrieben wurde. Aber andererseits... wieso gefiel es mir? Es gab nur eine logische Erklärung. "Ich mag dich.""Definiere mögen.", seine tiefe, warme Stimme klang wie flüssiger Honig, der mich heiß umwarb. Wohltuend und angenehm. Ich bemerkte die Gänsehaut auf meiner Haut. Jetzt stand er vor mir. So nah, dass ich hätte schwören können er würde mein Herz rasen hören. Es drohte mir gerade zu aus meiner Brust zu springen. Wir blickten uns an. Augen sind die Fenster zur Seele. Und konnte er sehen was ich für ihn empfand? "Das liegt im Auge des Betrachters.", wich ich ihm aus.
"Du bist unmöglich.", raunte er kopfschüttelnd, ich dachte schon er würde aufgeben... Auf das was als nächstes passierte war ich nicht gefasst.
Mein Psychologe legte eine Hand in meinen Nacken, beugte sich zu mir herunter und küsste mich. Hart, verzweifelt, als ob er all seine Verzweiflung über mich in diesen Kuss legte. Und es gefiel mir. Ohne, dass ich es steuerte legte sich eine meiner Hände an seine Wange und die Andere griff in sein Haar. Yves legte nun einen Arm um mich und zog mich noch näher.
Mein Atem ging schnell und flach, ebenso wie seiner. "Yves.", stieß ich atemlos hervor und verstärkte meinen Griff in seinen Haaren. Seine Reaktion war ein tiefes, sexy grollen, dass irgendwo aus seiner Brust kam. Ich küsste ihn jetzt leidenschaftlicher, biss auf seine Unterlippe und genoss die Berührungen von Yves Händen auf meiner Haut.
Das erste mal seit Jahren dachte ich nicht an Karim. Ich dachte überhaupt nicht. Das Einzige was mir in den Sinn kam war meine nackte Haut auf der von Yves. Und vielleicht wollte dieser das Selbe...
Er machte einige Schritte vorwärts, ich gehorchte ihm, und als ich den Bettrahmen in meinen Kniekehlen spürte wusste ich wohin uns unsere Reise führte. Wir küssten uns noch immer. Yves beugte sich über mich, hielt mich mit einem Arm fest und stützte sich mit der anderen Hand auf dem Bett ab. Ich lag unter ihm und hatte ein Bein um seine Hüfte geschlungen als er seine Lippen kurz von meinen nahm und mir in die Augen schaute.
"Louna?", er sah flehendlich bittend aus, verletzlicher als ich ihn jeh gesehen hatte.
Ich schluckte und blinzelte ihn an. "Bin ich verrückt?",hauchte ich bevor er weiter sprechen konnte. "Nicht verrückter als ich.", erwiderte er und ich konnte den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen sehen. Seine vollkommenen Lippen...
"Halt still.", murmelte ich und zögerte eine Weile bevor ich wieder eine Hand an seine Wange legte. Dann zog ich sein Gesicht ganz langsam zu mir und legte meine Lippen auf seine. Vorsichtig. Als könnte ich einen Stromschlag bekommen.
Und mit einer Hand schob Yves langsam den Stoff meines Pullovers mein Bein empor. Er küsste sich meinen Hals hinab und brachte mich tatsächlich dazu, dass mein Atem stockte.
"Aber...", brachte ich heraus. "Kannst du ein kaputtes Mädchen lieben?"
"Ich werde mein ganzes Leben damit verbringen dich zusammen zu halten."Als ich vor Lust seufzte und mich in Yves Hemd krallte kam er wieder auf meine Lippen zurück. Gemeinheit... Er rollte uns herum so, dass ich nun auf ihm lag und dann sah er mich an. Er schaute mir in die Augen. Und er lächelte.
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Ihre Grauen Augen
Подростковая литератураLouna Noa Fey. Das außergewöhnlichste Mädchen, dass Dr. Delune je kennengelernt hat. die Traurige und verrückte Geschichte geht weiter als dieser nach Island reist um seine ehemlige Patientin zu besuchen. Eine ungewöhnliche Beziehung zwischen zwei M...