Am nächsten Morgen schlich ich mich bereits um 8 Uhr - was für meine Verhältnisse früh war - aus meinem Zimmer. Ich hoffte dadurch Yves noch etwas länger aus dem Weg gehen zu können. Ich nahm die letzten zwei Stufen auf einmal und wollte in die Küche um mir meinen üblichen Tee zu kochen.
Und da, mitten in meiner Küche, stand ein dunkelhaariger Mann in einer langen Schlafanzughose und einem T-shirt und öffnete eine Schublade nach der Anderen.
Anscheinend hatte ich irgendeinen erschreckten Laut von mir gegeben, denn er drehte sich um. Im selben Moment noch griff ich nach meinem unordentlichen Dutt, aus dem einige widerspenstige Strähnen schon wieder heraus hingen. Als Yves Augen kurz über mich huschten wurde mir das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst...
"Guten Morgen!", kam es gut gelaunt aus Yves Mund. War es das? Ein guter Morgen? ich in dieser viel zu knappen Hose, diesem riesigen Pullover, von meinem Psychologen überrascht in meiner eigenen Küche. "Morgen.", gab ich zurück und ging zögerlich auf ihn zu. Meine nackten Füße froren auf dem kühlen Boden und waren ganz bleich so, dass man die blauen Adern unter meiner Haut sehen konnte. Wie bei meinen Händen.
"Suchst du etwas?"
Das Lächeln auf seinem Gesicht war dankbar. "Kaffee?"
"Hängeschrank, linke Tür, ganz vorne.", ich war schon dabei Wasser in den Teekessel zu füllen und stellte ihn auf den Gasherd.
"Ah!", mein Gast schien gefunden zu haben was er suche. "Danke."Irgendwann saßen wir beide an meinem Tisch, er mit Kafee und ich mit einer Tasse Tee. Es war ungewohnt jemanden hier zu haben. Vor allem einen Mann. Einen so schönen...
Hatte ich das eben tatsächlich gedacht?! Ganz unauffällig fasste ich mir an die Stirn. Nein, kein Fieber."Wie geht es dir?"
Über den Rand meiner Tasse schaute ich Yves an.
"Soll das eine Psychologische Befragung werden?"
Er schüttelte den Kopf. "Rein Freundschaftlich."
"Dann... gut.""Und wenn du ehrlich bist?"
Ich nippte an meinem Tee, obwohl er noch zu heiß war."Können wir es bei einem gut belassen?"
"Nein.""Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie es mir geht. Da ist zu viel um alle Gefühle auseinander zu halten. Sie sind wie Farben die ineinander übergehen und sich vermischen." "Was für Gefühle?", seine Stimme war leiser geworden aber irgendwie auch... eindringlich, er hatte sich ein Stück zu mir vor gebeugt. Als ich nicht antwortete nagelte er mich mit seinem Blick fest. "Louna. Rede mit mir."
"Was willst du denn jetzt von mir hören?"
Yves schien angespannt, was sich schnell auf mich übertrug.
"Das weißt du genauso gut wie ich.""Ich - ich kann nicht!", ich stellte meine Tasse etwas zu hastig ab so, dass Tee über den Rand schwappte und den Boden nass machte. "Ich gehe jetzt." Schneller als ich denken konnte ging ich in den Flur, schlüpfte in meine Schuhe und zog meinen roten Frühlingsmantel an. "Louna! Du kannst nicht einfach gehen.", Yves war aufgestanden und kam auf mich zu. Ich schnappte mir meinen Schlüssel, der auf der Anrichte lag und riss die Tür auf. "Renn nicht davon!", hörte ich ihn rufen, doch da war ich schon in der Auffahrt und fast bei meinem Auto.
Der Teufel weiß wohin ich fahren würde, aber mindestens zwei Stunden würde ich weg sein. Yves würde sicher nicht verhungern... Ich war die schlechteste Gastgeberin die es gab! Zu spät. Der Motor war an und ich fuhr schneller den Schotterweg entlang als, dass es gut für die Stoßdämpfer meines Autos gewesen wäre.
Das war definitiv kein guter Morgen. Es war alles andere als gut!
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Ihre Grauen Augen
Подростковая литератураLouna Noa Fey. Das außergewöhnlichste Mädchen, dass Dr. Delune je kennengelernt hat. die Traurige und verrückte Geschichte geht weiter als dieser nach Island reist um seine ehemlige Patientin zu besuchen. Eine ungewöhnliche Beziehung zwischen zwei M...