Kapitel 10

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Ich verließ ihr Haus und stolperte aus dem Fahrstuhl. Ein Tränenschleier trübte mein Sichtfeld. Ich riss die Tür auf, lief erst den Weg endlang, rannte schließlich. Meine Gedanken kreisten um den Vorfall von gerade eben, um sie, um Blue. meine Blue.

Ihr Gesichtsausdruck ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ihre plötzlich aufgerissenen Augen als würde sie den Kuss bereuen. Ich verstand sie nicht wirklich. Was machte es ihr aus mich zu küssen?

Egal Chris reiß dich zusammen, heul doch nicht einfach los. Du bist ein Mann du weinst nicht! Ich fuhr mir mit den Händen einmal über das Gesicht und wischte die letzten feuchten Reste davon. Ich rannte weiter. Mein Gesicht wurde hart. Ohne Gefühl. Kalt. Ausdruckslos.

Und so fühlte ich mich auch. Also lief ich weiter und weiter bis ich irgendwann am Funkturm stand. Ich brauchte Raum, Platz zum Denken. Schnell kramte ich ein paar Euro heraus bezahlte und anstatt wie alle anderen den Fahrstuhl zu nehmen, nahm ich die Treppen. Platz. Luft. Luft zum Atmen. Raum zum Denken. Einen freien Kopf bekommen. Vergessen.

Nein nicht vergessen. Vergessen war schlecht. Vergessen war falsch. Aufnehmen.. verinnerlichen, damit abschließen. Einen Schlussstrich ziehen.

Ich rannte weiter die Treppen hoch, der Wind pfiff mir um die Ohren. Wollte ich denn eigentlich einen Schlussstrich ziehen? Wollte ich mit Blue abschließen?

Die Antwort war Nein.

Aber womit den eigentlich abschließen? Mit den lächerlichen zwei Tagen die wir mit einander verbracht haben? Mit diesen paar Küssen? Mit dem Unfug den wir gemacht haben? Den sinnlosen Gesprächen die wir geführt haben?  Mit dem Gefühl dass sich in meiner Brust ausgebreitet hatte jedes Mal wenn ich sie ansah?

Wie sollte ich damit abschließen? Wie konnte ich damit abschließen? Hatte ich denn nicht noch eine Chance verdient?! Was habe ich denn überhaupt falsch gemacht?

Mittlerweile konnte ich die ganze Stadt überblicken, es war nicht mehr weit bis nach oben. Meine Schritte hallten auf den metallenen Treppenstufen nach. Ich blickte nicht zurück. Warum auch? Noch eine stufe. Und noch eine. Immer weiter.

Dann war ich oben angekommen. Ein atemberaubender Anblick bot sich mir. Ich keuchte vor Anstrengung und beäugte staunend die Großstadt die weit unter mir ihr Tagesgeschäft aufnahm. Jeder kämpfte dort unten auf seine eigene Weise, in seinem Job, in seiner Familie, mit seinen Freunden. Das waren Berliner, echte Großstädter, die gaben nicht so leicht auf. … nicht so leicht wie du Chris.

Und da wurde es mir bewusst. Wie konnte ich nur so dumm sein und weglaufen? Wie alt war ich fünf? Jeder hat seinen Kampf zu kämpfen und meiner hatte den Namen Blue. Dieses Mädchen hatte es geschafft mich vollkommen durcheinander zu bringen! Und das schafften nur wenige Menschen.

Also machte ich mich wieder auf den Weg nach unten. Ich hatte noch etwas zu erledigen.

‚Kafee, Kakao, Vanillezucker und noch Milch dazu…‘ ich war gerade dabei mir einen Latte Macciato mit Schokogeschmack zu machen um mich wenigstens ein wenig abzulenken, nachdem ich eine ganze weile auf dem Sofa kampiert hatte (dazu zählt heulen, schlafen, wieder heulen und dann verzweifelt an die Wand starren), als es plötzlich an der Tür klopfte.

Kurz spielte ich mit dem Gedanken einfach nicht aufzumachen, aber ich verwarf ihn dann doch. Langsam schleppte ich mich zur Tür und öffnete sie einen spaltbreit.

-Tut mir leid wegen dem extrem kurzen Kapitel und der sehr sehr langen Wartezeit... Bitte tötet mich nicht o.O ; caro xx- 

BlueWhere stories live. Discover now