Seine Lippen waren so weich, wie ich sie mir insgeheim erträumt hatte, wenn nicht sogar weicher. Er war nicht überrascht, er erwiederte meinen Kuss sofort, ließ mich nicht zur Ruhe kommen, forderte mich so wie ich ihn forderte. Wir spielten ein Spiel, unser Zusammentreffen, unser Flirt, unser kurzes Zusammenleben, all das war ein Spiel gewesen und all das spiegelte sich nun in diesem einen Kuss wieder. Wir spielten um die Dominanz, mal schien er die Oberhand zu haben, mal wieder ich. Ich vergaß alles, ich vergaß das wir in meiner Wohnung waren, ich vergaß, das dies mein Sofa war und ich vergaß alles was ich noch für den Moment geplant hatte. Ich spürte nur ihn und mich, nur seinen Mund auf meinem, nur seine Präsenz über meiner.
Schießlich lösten wir uns, keuchten, unsere Lungen verlangten nach frischer Luftzufuhr und wir ließen sie gewähren. Sein blick traf meinen, in seinen Augen , in seinem Gesicht, fand ich alles wonach ich suchte. Ich fand das selbe Glück das ich empfand, ich fand die Zuneigung, die er versucht hatte zu überspielen, ich fand sein ganzes Wesen einmal nach außengekehrt und war erstaunt und überwältigt von dem Vertrauen das er in mich steckte.
Er hatte keine Eltern mehr, keine Familie, er kannte mich zwei Tage und öffnete sich mir. Meine sonst so lockere und selbstbewusste, ja schon fast anmaßende, Art schwand und zum Vorschein kam etwas das ich noch gar nicht an mir kannte.
Dankbarkeit und das Verständnis, dass Nichts im Leben selbstverständlich ist.
Man soll nicht nur kämpfen, man MUSS kämpfen. Für die Dinge, die man braucht, für die Dinge die man liebt und für die Dinge, die einen glücklich machen.
Und um ganz ehrlich zu sein Chris war alles zusammen, ich brauchte ihn wie die Luft zum atmen, ich liebte ihn, seine Art und seine Weise er selbst zu sein und er machte mich glücklich, er brachte mich zum lachen, zum strahlen, er schaffte es das ich Sachen empfand von denen ich sonst nur las, mir sie sonst nur erträumte.
Und jetzt, ja jetzt, da wusste ich auch nicht recht, wie es weiter gehen sollte. Ich kannte meine Gefühle, konnte sie begründen und darlegen, aber was war mit ihm?
Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und erntete ein unwiederstehliches Grinsen. Meine Hand fand ihren Weg zu seinem Gesicht, strich sanft darüber. Er schloss die Augen genoss es, während ich seine Züge erkundete. Seine markanten hohen Wangenknochen, seine ausgeprägte, gerade Kieferlinie, seine kleinen Grübchen, die sich bei jedem Schmunzeln zeigten und seine vollen, vom küssen roten und leicht angeschwollenen Lippen. Federleicht fuhr mein Daumen weiter über seine Augenbrauen, über die kleine Narbe die er an der Schläfe hatte, über seinen Haaransatz bis ich schließlich nicht mehr wieder stehen konnte und meine Hand in seinen Haaren vergrub und ihn ein weiters mal zu mir herunter zog.
Ich küsste seine Nasenspitze, seine immer noch geschlossenen Augen, seine Wangen und schließlich auch seine Lippen. ich vertiefte den Kuss nicht, genauso wenig wie er.
Es war auch so schön.
Und genau ab da, schaltete sich wieder mein Gehirn ein, mein Verstand fing an, langsam wieder seine Motoren anzuschmeißen und machte sich an die Arbeit.
'Scheiße Blue, was zum Teufel machst du da?' - Ahhhh sie war wieder da. Konnte mein Kopf nicht einmal Ruhe geben? Nicht einmal mal mein Herz endscheiden lassen? Ach ja wartet, ich vergaß, ich bin ja so gestrickt. Ich überdenke immer alles, naja zu mindest meistens. Man sieht was passiert wenn ich es nicht tue.
Ich lag immer noch unter ihm, auch der zweite süßere Kuss war nun vorbei und er schlug seine blauen Augen wieder auf. Zwangsläufig bemerkte er meinen Stimmungswechsel, bermerkte meine Zweifel und er zog sich langsam zurück. Er wählte, sobald es um mich ging, immer lieber den Rückzug als den Angriff. Ich schämte mich, mein Herz schämte sich und er? Ja er wollte nicht kämpfen, er wollte sich nicht soweit demütigen, einem Mädchen hinterher zulaufen, die ihn nun schon zum zweiten Mal zurückgewiesen hatte, die nicht zu ihm stand.
Er richtete sich auf, blickte mich noch ein letztes Mal eingehend an, als wolle er mich in seinem Gedächtnis einbrennen und dann ging er.
Durch das Wohnzimmer, durch den Flur, durch die Wohnungstür, hinaus. Hinaus aus meinem Leben. Er rief den Fahrstuhl und ich hörte wie er langsam nach unten surrte mit Chris darin.
Und dann war er weg.
Ich blieb auf dem Sofa liegen. Ich war verwirrt, mehr als verwirrt, ich war verzweifelt. Warum sträubte sich die eine Seite so gegen seine Nähe, während die Andere sich gerade zu danach verzehrt? Aber jetzt war es eh zu spät. Er war weg, er würde mich vergessen, er würde sich jemand Neues suchen, darin war doch sowieso am Besten. Im flirten.
- BItte, bitte tötet mich nicht... ich weiß das es extrem lange gedauert hat, aber naja ES TUT MIR WIRKLICH LEID!!! Ich hoffe ihr hattet trozdem Spaß am Lesen und joaaa , xx caro -
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Blue
RomanceBlue, ungewöhnlicher Name oder? Blue ist 16 und waschechte Berlinerin. Gerade hat sie allerdings Sommerferien und anstatt sich königlich zu langweiligen so ohne Eltern und Freunde lernt sie einen sagen wir etwas selbstverliebten jungen Mann kennen...