Kapitel 1

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Krallen kratzten meinem Bauch entlang und die Stelle wo sie mich getroffen hatten tat furchtbar weh. Aber ich blieb Gerin nichts schuldig, wirbelte herum und ließ mich mit aller Kraft auf ihn fallen. Der Trick hatte früher funktioniert und funktionierte auch heute :Die Luft wurde aus meinem Bruder herrausgepresst und er musste sich ergeben. "Sichelmond hat gewonnen!" rief meine Schwester Soma triumphirend. "Ich hab es ja gleich gesagt!" Gerin rappelte sich auf und fauchte ärgerlich:"Das ist unfair! Du bist viel größer als ich!" Er hatte recht. Ich war wircklich viel größer als er. Auch meine krallen waren größer und stumpfer als seine. Aber damals machte ich mir noch keine Gedanken darüber. Es war nun einmal so.

Gerade wollte ich meinem Bruder eine bissige Antwort geben, da tauchte unsere Mutter mit einer dicken Wühlmaus im Maul aus dem Gebüsch auf. Sie ließ die Maus fallen und rief:" Sichelmond,Gerin, Soma hört auf euch zu streiten und kommt her! Ihr könnt euch nützlich machen!"Schnell liefen wir hin und aus unseren hungrigen Blicken erkannte Mutter sogleich, dass wir es auf ihre Wühlmaus abgesehen hatten. Sie schnurrte. "Nein euer Essen müsst ihr euch heute schon selber fangen" "Heißt dass du willst uns heute..." flüsterte Soma so begeistert dass sie den Satz nicht vollenden konnte. Mutter schnurrte nur belustigt und im selbenMoment brüllte Gerin begeistert los: "Wir gehen jagen,wir gehen jagen!" Und mein Herz hüpfte vor Freude. Aber wenn Gerin so weiter brüllte war wahrscheinlic bald kein einziges Tier mehr im Wald zufinden.

Kurze Zeit später hockte ich wütend auf dem Waldboden und starrte auf meine Pfoten. Schon zum dritten Mal war mir die Beute jetzt schon entwischt. Oder vielmehr dass was meine Beute hätte werden sollen. "Du darfst dich nicht ärgern " meinte Mutter "Am Anfang geht es jedem so." Von wegen! Gerin hatte doch gerade vorher eine Amsel gefangen und Soma hatte sogar ein Eichhörnchen erwischt! Nur ich war zu tolpatschig gewesen! Mutter schien meine Gedanken zu erraten. "Gib nicht gleich auf! Versuche es nocheinmal." Nagut aber nur einmal und wenn es dann nicht funktioniert...

Ganz in der Nähe knabberte eine Maus an einem Maiskorn. Sie hatte uns noch nicht bemerkt. Leise pirschte ich mich an. Nun war ich ganz nah an der Maus dran. Ich konnte ihren Atem fast spüren. Plötzlich raschelte es hinter mir. Die Maus blickte auf entdeckte mich und wollte davon laufen. Aber ich war schneller. Ein Sprung - und ich hatte sie gepackt. Oder ehergesagt erdrückt . Auf jeden Fall bewegte sie sich nicht mehr. Aber das war mir jetzt egal. Auch Gerins gestammeltes Entschuldigung dafür dass er meine Beute aufgeschreckt hatte, bemerkte ich fast gar nicht. Alles was zählte war: Ich hatte meine erste Beute erlegt!

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