Kapitel 8

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Nein Nein NEIN!!!

Ich bin ein PELZLOSER!

Ich hob den Kopf von der Pfütze, weg von dem Bild, dass ich nicht sehen wollte und schaute in den Sternenhimmel. Die schmale Mondsichel am Himmel schien mich auszulachen.

Ich bin ein PELZLOSER!

"Du hast es wirklich nicht gewusst", stellte Ruagon erstaunt fest und betrachtete mich mit seinen gelben Augen.

Ich bin ein PELZLOSER!

"Es tut mir so leid", flüsterte Mutter, nein, falsch Sirina, die Katze die mich aufgenommen hatte. Ich bin nicht ihre Tochter!

Ich bin ein PELZLOSER!

Und plötzlich fasste mich eine unglabliche Wut. Ich wirbelte zu Sirina herum und fauchte sie an: "Warum hast du mir nie etwas gesagt?" "Ich wollte ja aber immer wenn ich mir vorgenommen hatte es jetzt zu tun..." "...warst du zu feige es mir zu sagen!", fauchte ich. "Lasst das !", miaute Ruagon ärgerlich, ich glaube wir können das..." Mehr hörte ich nicht. Ich sprang auf und rannte davon, ich wollte einfach nur weg von der Katze, die ich einmal Mutter genannt hatte. "Sichelmond!", hörte ich Sirina und Soma jaulen. "Bleib hier!", fauchte Ruagon. Aber ich hörte nicht auf sie. Ich rannte und rannte.

Sie verfolgten mich. Natürlich. Aber ich war schon immer schnell gewesen. Ich hatte ja auch längere Beine weil ich....ein Pelzloser war. Ich war sicher, dass sie mich nicht einholen würden und schon bald war mir nur mehr eine Katze auf den Fersen, die anderen hatte ich alle abgehängt. Aber diese eine Katze war verdammt schnell. Viel zu schnell. Sie kam mir immer näher. Bei einem hastigen Blick über die Schulter konnte ich erkennen das sie weiß war und drei graue Pfoten hatte. Sie hatte mich fast erreicht. Ich nahm meine letzte Kraft zusammen, hetzte zwischen den Pelzlosenbauen hindurch, raste um eine Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Eine SACKGASSE! Ich schaute mich panisch nach einem Fluchtweg um, da entdeckte ich eine seltsame silberne Ranke, die sich an einem der Pelzlosenbaue hinauf schlängelte. Ohne nachzudenken schlug ich meine Krallen in die harte Ranke und kletterte auf das Dach des Pelzlosenbaues hetzte darüber hinweg, sprang auf das nächste Dach unnd rannte weiter. Ich rannte, bis mir die Puste ausging. Ich saß auf irgendeinem Dach in der Stadt, unter mir brüllten Rauchspucker und Pelzlose schrien. Ich war im belebten Teil der Stadt gelandet.

Keuchend saß ich einfach nur da und starrte die grinsende Mondsichel über mir an, die langsam verblasste. Es wurde wieder hell. Erst jetzt bemerkte ich das mir Wasser aus den Augen tropfte. Mutter, nein Sirina hatte einmal erwähnt das Pelzlosen manchmal Wasser aus den Augen regnete aber ich hatte es nicht geglaubt. Und dabei...war ich selbst ein Pelzlose. Eine von den Monstern die unser Zuhause zerstört hatten. Wahrscheinlich hassten Soma und Gerin mich jetzt.
Es fühlte sich so falsch an. So als wäre ich in einem falschen Körper wieder aufgewacht. Immer mehr salziges Wasser regnete aus meinen Augen und tropfte auf das Dach des Baues.

"Du tropfst." Ich fuhr erschrocken herum. Ein alter fetter Kater saß neben mir auf dem Dach. "Wer...wer bist du?", fragte ich. Gehörte er auch zu den Katzen aus dem verfallenen Bau? Ich wollte nicht zurück! Ich wollte...Ich wusste einfach nicht mehr was ich wollte. "Hör auf zu tropfen. Ich hasse es wenn jemand traurig ist" Den Kater schien es überhaupt nicht zu stören dass ein komischer Pelzloser neben ihm dem Dach saß und Katzensprache redete. Er tat so als wäre das ganz normal uns aus irgendeinem Grund fühlte ich mich dadurch besser. Nicht mehr ganz so stark wie ein Monster.
Er fuhr sich mit der Zunge einige Male über das rot-weiße Fell und verkündete dann: "Ich bin Aristoteles. Philosoph und Helfer in allen Lebenslagen." "Arito-was?" Ich war ziemlich verwirrt. Den Kater schien das nicht zu stören. "Aristoteles", wiederholte er seelenruhig. "Und du heißt...?" "Sichelmond", stellte ich mich vor. "Komischer Name", meinte Aristo-irgendwas. Das sagte genau der richtige. Ich konnte mir das Schnurren mich verkneifen. Der alte Kater schnurrte auch. "Schön", miaute er, "das gefällt mir viel besser. Traurig sein bringt nichts, man darf sich nicht verstecken sondern man muss mit seinen Problemen fertig werden. Du kannst nicht gewinnen, wenn du nicht kämpfst." Die gelbgrünen Augen blickten mich an. "Ich weiß ja nicht was dein Problem ist, aber manchmal hilft es, einfach nur darüber zu reden..."

Ich weiß heute nicht warum. Vielleicht weil ich mich allein fühlte.
Vielleicht weil ich verzweifelt war.
Vielleicht weil ich wollte dass mich jemand versteht. Vielleicht einfach weil ich mich bei ihm nicht mehr allein, verzweifelt oder unverstanden fühlte. Vielleicht weil er mich wie eine Katze behandelte.
Während die Sonne aufging und wunderschöne, goldene Lichter auf die Umrisse der Stadt zauberte erzählte ich dem alten Kater, den ich gerade erst getroffen hatte, meine Geschichte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 08, 2015 ⏰

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