Kapitel 7

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Die Stimmung beim Mittagessen war eigentlich total ausgelassen. Ich hatte es, um ehrlich zu sein, anders erwartet. Nachdem wir alle satt waren und aufgestanden sind, um nach draußen zu gehen, tippte ich Sirius an die Schulter.
»Sirius? Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte ich ihn.
»Okay.«, antwortete er und wir entfernten uns von der kleinen Gruppe und machten einen kleinen Umweg.
»Also.. ehm.. Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist und als ich in meinem Schlafsaal war, wäre ich am liebsten sofort runtergekommen.. Tut mir leid.«, ich war erleichtert, dass ich mir das von der Seele sprechen konnte. Immerhin war Sirius zu einen meiner besten Freunde geworden (wieso auch immer) und ich wollte keinen Streit.
»Ist schon gut. Ist vergessen.«, er lächelte mich an und schloss mich in seine festen Arme.
Erschrocken stellte ich fest, dass sich ein gemütliches warmes Kribbeln in meinem Bauch breit machte. Das konnte doch nicht sein? Das letzte mal, als ich dieses Kribbeln hatte, war als ich unsterblich in Dirk Cresswell verliebt war.
Aber war ich ihn Black verliebt? Die Antwort war Nein.

Still lief ich neben Sirius her, als wir uns auf den Weg nach draußen machten. Und wie es mein Glück wollte, - an dieser Stelle, einen herzlichen Dank - trafen wir auf Marlene McKinnon, umgeben von einem Dutzend Jungen und Mädchen.
Unauffällig verdrehte ich meine Augen und harkte mich ebenso unauffällig bei Sirius ein. Er schien glücklicherweise nicht bemerkt zu haben, dass ich mich in der Nähe von McKinnon einharkte, denn er sagte nichts, und mal ehrlich: Wäre es Sirius aufgefallen, hätte er doch ein Kommentar abgegeben, oder?
»Aah, Sirius!«, trällerte Marlene und kam auf ihn zu. Sirius und ich blieben stehen und McKinnons Blick galt für kurze Zeit mir. Ich lächelte sie in dieser Zeit zuckersüß an.
»Hi Marlene.«, mir fiel auf das Sirius sich etwas anspannte und recht kühl sprach.
»Wer ist das?«, Marlene wies auf mich.
»Frag sie doch selbst.«, seine Kälte in der Stimme ging nicht.
»Ehm. Okay. Wer bist du?«, McKinnon sah mich an.
»Ich bin Joyce.«
»Okay Joyce, ehm, vielleicht ist es dir aufgefallen, aber Sirius und ich sind in einer Beziehung, also mach dir keine Hoffnung. Und wenn du das eingesehen hast, können wir gerne befreundet sein.«
Mein Magen zog sich zusammen. Am liebsten hätte ich meinen Zauberstab gezogen und ihr einen Fluch auf den Hals gehetzt.
»Nein, danke. Ich verzichte.«, ich übernahm Sirius' Kälte in meine Stimme.
»McKinnon, wir führen keine Beziehung. Und es ist vorbei.«, Sirius sah sie eindringlich an, bevor wir an ihr vorbeigingen.
»Was ist vorbei?«, fragte ich leise, als wir aus dem Sichtfeld der Gruppe waren.
»Diese Bettgeschichten, weißt du? Ich will jetzt einfach eine richtige Freundin. Naja, eigentlich nur, weil James mich heute etwas zusammengeschissen hat, als er Mädchenkleidung in unserem Zimmer fand. Irgendwie hat er ja recht, oder?«, antwortete er mir ehrlich und ich glaubte zu sehen, wie in seinen Augen mich etwas anfunkelte.

Als wir bei den anderen auf dem Schlossgelände waren, setzten wir uns zu ihnen ins Gras.
»Hey, alles klar bei euch?«, fragte Sirius und schlug sich mit Remus und James ein. Alice sah mich grinsend an und Lily lächelte nur. Mir fiel auf, das Lilys Lächeln total unecht war; ich kannte sie zu gut, un sowas zu sehen.
Verwirrt folgte ich dem Gespräch von James und Remus.
»Moony, halt die Klappe.«, zischte James.
»JAMES UND LILY..«, rief Remus laut und Sirius begann bellend zu lachen. Ich stimmte mit ein, als James aufstand und Remus über das Gelände jagte.
Ich kam gar nicht mehr aus dem Lachen heraus, doch als ich das Wort ›Quidditch‹ vernahm, schlug ich mir geschockt die Hand vor dem Mund.
»Was ist?«, fragte Alice.
»Quidditch! Sirius! Wir haben genau in.. 3 Minuten Training!«, ich sprang hoch. Auch Sirius riss seine Augen auf und schrie: »KRONE! KOMM!«
Remus und James kamen angerannt; Remus immer noch lachend.
»James, wir haben jetzt Training!«, ich sah ihn entsetzt an und zusammen sprinteten wir zum Quidditchfeld.

-

Ich liebte Quidditch, ich liebte Fliegen.
Ich sah einen Klatscher auf James zufliegen, lehnte mich auf meinem Besen nach vorn, raste auf James zu und schleuderte den Klatscher Kliometer weit weg.
»Klasse, Kätzchen!«, rief Sirius von weitem. Ich nahm meinen Schläger und schleuderte einen weiteren auf mich zufliegenden Klatscher ebenfalls weg, ehe ich Sirius zuzwinkerte.

Das Training verlief perfekt. Wir würden die Slytherins beim ersten Quidditchspiel endlich schlagen.
Mit einem guten Gefühl harkte ich mich bei James und Sirius ein und gemeinsam machten wir auf den Weg in die Große Halle zum Abendessen.
»Nichts für ungut, James«, sagte ich als wir die schwere Eichentür erreichten, »aber du solltest dringend duschen. «
»Aber du, du kleines Biest! Du stinkst 10 Kilometer gegen den Wind!«, lachte er und zwickte mich.
»Aber am Meisten müffelt natürlich Sirius.«, lachte ich.
»ICH?«, Sirius fasste sich gespielt geschockt ans Herz und ließ sich, am Gryffindortisch angekommen, neben Remus plumsen. Ich nickte schmunzelnd und schaufelte mir Essen auf meinen Teller.
»Und wie war Training?«, fragte Remus.
»Klasse, unser Kätzchen hat die Dinger meilenweit weggeschlagen, wir können nur gewinnen.«, erzählte James und ich grinste etwas stolz.
»Jaah, sie hat eine gewisse Kraft in ihren Händen, oder sollt' ich ›Tatzen‹ sagen?«, Remus sah mich lächelnd an, ehe er sich in ein Gespräch mit Peter verwickelte.

Nach dem Essen blieb ich noch mit den Rumtreibern im Gemeinschaftsraum und wir erzählten uns lustige Dinge. Mir war nie aufgefallen, wie viel Spaß mit ihnen haben konnte.
Auch als Alice und Lily zu Bett gegangen waren und der Gemeinschaftsraum sich leerte und wir alleine waren, blieb ich noch bei den Rumtreibern.
»Wie kommt ihr eigentlich auf eure dämlichen Spitznamen?«, fragte ich belustigt, wobei ich mir den Grund von Remus' Spitznamen schon denken konnte. Moony; Moon; Mond; Werwolf. Aber bei den anderen hatte ich keine Ahnung.
»Also, Remus ist ein Werwolf. Deswegen Moony, stimmt's? Aber wie kommt ihr auf Tatze, Krone und Wurmschwanz? Dann müsstet ihr auch eine Tiergestalt haben, also müsstet ihr Animagi sein, aber das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Du weißt das Remus ein -«, begann Sirius geschockt.
»Natürlich! Ich kenne sie seit meiner Kindheit.«, unterbrach Remus ihn.
James seufzte. »Können wir es ihr schon sagen?«
»Ich denke schon.«, murmelte Remus und auch Sirius und Peter stimmten zu.
»Okay. Am Besten kommst du erstmal mit raus.«
»Raus?«
Doch ich erhielt keine Antwort, denn James war in seinen Schlafsaal geeilt, um mir seinen Tarnumhang zu geben.
»Ist ja krass, aber wieso soll ich den nehmen?«, fragte ich.
»Weil wir da nicht zu fünft runterpassen und du nicht erwischt werden solltest. - Keine Wiederrede!«
Und so ließ ich es über mich ergehen, verschwand unter James' Umhang und folgte den Jungs nach draußen.

Als wir das Schlossgelände betraten, zog ich mir den Umhang runter und atmete die kalte Luft ein.
»Pass auf.«, flüsterte Remus und deutete auf James, Sirius und Peter, die auf der Wiese standen.
Mit einem Wimperschlag standen da nicht mehr die drei Jungen vor mir, sondern drei mehr oder weniger wunderschöne Tiere. Ich ging langsam auf sie zu und konnte sofort die Tiere den Jungs zuordnen.
Sirius war ein schwarzer zotteliger Hund, mit braunen Augen, die mich anfunkelten. Jetzt wurde mir auch der Name ›Tatze‹ klar.
James war ein wunderschöner Hirsch, mit einem Geweih, was mich sofort an eine Krone erinnerte, und somit wurde mir der Name ›Krone‹ klar.
Dann blieb also noch Peter, also Wurmschwanz übrig. Er war eine kleine hässliche Ratte.
»Also seid ihr doch Animagi!«, lachte ich und die Tiere nickten, bevor aus ihnen wieder meine Freunde wurden.
»Krass.«
Remus kam zu mir und sagte leise: »Du kannst es ihnen jetzt auch sagen.«
Ich sah ihn an, dann nickte er wieder.
Ich atmete kurz tief ein und dann konzentrierte ich mich ein wenig.
Ich spürte, wie ich auf alle Viere ging, nicht wie ein Mensch, sondern als Tier eben. Ich spürte, wie meine Arme mit Fell bedeckt wurden und mein Kopf und Gesicht sich veränderte.

Und so kam es dann, dass ich als Löwin vor meinen neuen besten Freunden stand. Ich war so lange nicht mehr in meiner Animagagestalt gewesen, dass ich mein Brüllen nicht verkneifen konnte. Die Augen der Rumtreiber lagen auf mir und musterten mich, James' Mund klappte sogar auf.

Als ich mich zurückverwandelte, sagte Sirius grinsend: »Ich sag' ja: unser ›Kätzchen‹!«
Lachend zog ich mir wieder James' Umhang über den Kopf und wir eilten in den Gryffindorturm, um endlich schlafen zu gehen.
Ja, mein Geheimnis war bei den Jungs sicher.

Die fünfte RumtreiberinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt