Kapitel 16

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Es vergingen zwei Monate, in denen wir wirklich viel zutun hatten. Wir hatten kaum Zeit, auf die vielen Briefe unserer Verwandten zu antworten, weil der Unterricht so anstrengend war.
Selbst in Zaubertränke wurde der Unterricht elend langweilig. Unsere Tränke hatten wir bereits abgegeben, obwohl niemand es geschafft hatte, den Trank komplett fertig zu brauen, weil er eigentlich mehrere Monate in Anspruch nimmt.

Es war ein Samstag und der Himmel hatte ein gefährliches dunkelgrau angenommen. Er sah aus, als würde er unter der Last von den, mit Regen gefüllten, schweren Wolken zusammenbrechen.
Die letzten Wochen hatte es sichbauch so angehört: Es hat geregnet und geregnet und gar nicht aufgehört. Ab und zu gewitterte es sogar. - Und das im November.

Ich hatte mir fest vorgenommen, an diesem Samstag im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin zu sitzen und auf die vielen Briefe zu antworten, die mir meine Familie zugeschickt hatte.

Und Nein, Saphira und ich hatten uns auch nicht mehr gesehen.

Während ich es mir in dem Sessel vor dem lodernen Feuer gemütlich machte, riss ich schon einmal den ersten Brief von meiner Tante Elise auf.

Sie fragte, was die Schule macht, ob es was neues gibt, usw.

Auch die nächsten Briefe waren nicht anders.

Und dann stieß ich auf einen Brief, der mich kurz nach Luft schnappen ließ.

Meine Mutter hatte mir geantwortet.

Ich öffnete den Brief, so schnell ich konnte und begann zu lesen:

Cornwall, 10.09.75

Liebe Joyce,
ich hoffe dir geht es gut.
Danke, dass du mich informiert hast, Liebes. Ich bin sehr froh darüber, dass ich im Moment so in Planung für unser Weihnachtsfest bin, dass ich kaum daran denken kann.
Es klingt alles sehr merkwürdig, nicht?
Meine liebe Tochter, ich habe größtes Vertrauen in dir. Joyce, hör mir gut zu:
Sobald du diesen Brief liest, wende dich umgehend an Professor Dumbledore. Er kannte deinen Vater und seine Geschichte, er wird dich verstehen. Rede nur mit Dumbledore, mit keinem anderen Professor, verstehst du?
Ich habe die grausame Vermutung, das auf deiner Schwester ein Imperius-Fluch liegt. Und wenn wir uns nicht beeilen, könnte es bald zu spät sein.
Nein, süße, ich habe nicht die Zeit und Mittel an Dumbledore zu schreiben, deshalb liegt mein größtes Vertrauen in dir.
Melde dich bald wieder.

In der Hoffnung, das du okay bist,
Mama«

Ich schluckte. Dieser Brief kam vom 10. September und jetzt hatten wir November.

Wie konnte ich diesen Brief ignorieren?

Was, wenn Saphira schon längst bei den Malfoys festsitzt?

Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn, während sich die Luft in meiner Brust einschnüren ließ.

Hastig strampelte ich die Wolldecke, in die ich mich gekuschelt hatte, ab und rannte aus dem Gemeinschaftsraum.

Es war noch relativ früh, weswegen die Gänge menschenleer waren.

Ich lief in die Richtung, in der ich Dumbledores Büro vermutete.

Bei meinem Glück stieß ich dabei mit Professor McGonagall zusammen, die unglücklicherweise hinfiel.

»Miss Steel!«, rief meine Professorin entsetzt, richtete sich auf und klopfte sich den Dreck von ihrer Kleidung. »Was um Merlins Bart, wollen Sie hier in dieser herrgottsfrühe?«

»Verzeihung, Professor. Aber ich muss furchtbar dringend zu Professor Dumbledore«, keuchte ich.

»Es tut mir leid, aber er ist gestern Abend für wichtige Angelegenheiten zum Ministerium gereist.«

»Aber es ist dringend!«

»Kann es denn so wichtig sein, dass der Schulleiter vom Ministerium zurückkehrt? - Sehen Sie, Mrs. Steel? Und nun, ab, zurück ins Bett.«, McGonagall schob sich an mir vorbei und war kurz darauf in einer Tür verschwunden.

Seufzend strich ich mir durchs Haar.

Na toll, und jetzt? Was sollte ich jetzt machen?

Gedankenverloren schlurfte ich wieder in Richtung Gryffindorturm.

Als ich durch einen Korridor lief, hörte ich zwei Stimmen miteinander diskutieren.

»Bist du dir sicher?«, fragte eine Stimme, die ich so hasste.

»Hundertprozentig!«, entgegnete die vertraute Stimmer meiner... Schwester!

Leise ging ich zu dem Raum, aus dem die Stimmen kamen und öffnete die Tür einen Spalt.

In dem Raum, welcher wie ein Büro aussah, sah ich meine kleine Schwester, die in einen kleinen Sack griff und sich Pulver herausnahm.
Saphira stellte sich in den Kamin, der sich gegenüber der Tür befand.
Sie rief: »Malfoy Manor!«, grüne Flammen loderten auf und kurz darauf war sie verschwunden.
Malfoy legte den Sack wieder auf den Tisch und tat es dann meiner Schwester gleich.

Als er verschwunden war, schlich ich mich in das Büro und schloss die Tür hinter mir.
Ich prüfte noch einmal kurz, ob ich meinen Zauberstab dabei hatte, bevor ich mir etwas Pulver nahm und tier einatmete.

Für Mum.

Für Saphira.

Für unsere Familie.

Und vor allem:

Für Dad.

Ich stieg in den Kamin, wobei ich meinen Kopf einziehen musste, rief »Malfoy Manor«, warf das Pulver und drehte mich kurz darauf um mich selbst.

-

Das kürzeste Kapitel. :D

Die fünfte RumtreiberinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt