Kapitel 18

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Ich trat aus den grünen Flammen.

Vor mir lag ein riesiger Raum, der sich als Bibliothek herrausstellte.

Sie war größer, als die in Hogwarts und Madame Pince würde sich sofort pudelwohl fühlen. - Naja, trotz der Menge an Büchern wäre sie vermutlich weggelaufen, weil dieser Raum so viel Kälte ausstrahlte.

Auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus, die mich erschaudern ließ. Ich strich mir über die Arme und umklammerte dann meinen Zauberstab, der in meiner Hosentasche steckte.

Leise schlich ich mich durch die Bibliothek, bis ich an einer Tür angelangt war.

Ich wusste nicht, ob ich die Tür öffnen sollte.
Was, wenn mir gleich Malfoys Vater über den Weg läuft?

Ich atmete tief ein und öffnete die Tür dann leise.

Der Flur, der sich hinter der Tür verbarg, war genauso dunkel, wie die Bibliothek. Und auch genauso kalt.

Ich stahl mich durch die Tür und verharrte kurz in meiner Position, um zu lauschen.

Es war kein Mucks zu hören; Niemand sprach.

Ich fühlte mich urplötzlich verdammt unwohl in der Situation.

»Lumos«

Mein Zauberstab erhellte den gesamten Flur, in dem zahlreiche Gemälde hingen. Wie ich feststellte, war ich tatsächlich im Malfoy Manor angekommen, denn das Bild zeigte mir einen Mann mit hellblonden Haar und daruter stand der Name ›Lucius Malfoy I‹.

Leise lachend suchte ich eine Tür, die mich woanders hinführte.

Plötzlich drang dröhnendes Gelächter und näher kommende Schritte in meine Ohren. Alarmiert schlüpfte ich durch irgendeine Tür und betete, dass die Kommenden nicht in dieses Zimmer gelangen wollten.

»Hahahah, Abraxas, Abraxas, bist du dir dessen bewusst?«, ein Mann mit schneidener Stimme lachte hämisch.

»Mein lieber Cygnus, ich bin mir natürlich dessen bewusst! Wenn Lucius und Narzissa sich vermählen, dann würde eben so eine weitere Generation reinen Blutes entstehen«, ein anderer Mann antwortete monoton.

»Ja natürlich, Abraxas. Aber ich habe dir doch schon oft von meiner Tochter erzählt, nicht? Sie hat ihren Platz im Stammbaum noch nicht gefunden. Narzissa ist noch oft hin- und hergerissen.«

»Nadann, Cygnus. Ich denke du meldest dich wieder, wenn Narzissa bereit ist.«

»Nein, Abraxas. Natürlich werde ich sie mit Lucius vermählen.. Ich wollte dich nur vorwarnen. Ich hoffe, wir werden es schaffen, dem dreckigen Blut ein Ende zu setzen.«, der Mann namens Cygnus lachte höhnisch auf.

»Siehst du? Der dunkle Lord ist übrigens höchst erfreut von meinem Jungen. Sobald er volljährig ist, soll er uns beitreten..«, sagte Lucius' Vater stolz. Dann hörte man nur noch eine Tür, die aufgemacht wurde und dann wieder zufiel.

Das war also Malfoys Vater gewesen, der die Zukunft für ihn plant.
Und es wurde auch über Todesser geredet.

Ich schloss damit, dass ich mich in einem Todesserhaus befand.

Natürlich, wusste ich es schon lange Zeit vorher, dass Malfoys Familie sich Voldemort anschloss, aber es nochmal aufgetischt zu bekommen, war etwas härter.

Nachdem ich ein paar Minuten gewartet hatte, stahl ich mich wieder aus dem Raum und lief in die entgegengesetzte Richtung, in der Malfoys Vater verschwunden war.

Ich öffnete die Tür am Ende des Flurs und vor mir offenbarte sich eine große Halle mit einem riesigen Tisch. Natürlich, war auch dieser Raum kalt und dunkel. An den Wänden flackerten zwar vereinzelnte Fackeln, jedoch blieb der Raum düster.

»Wir haben dich schon erwartet.«

Eine Tür fiel schwer ins Schloss und ich vernahm ein Klicken.
Ich war eingeschlossen.

Mit rasenden Herzen wirbelte ich herum und starrte auf Malfoy, der vor meiner kleinen Schwester stand.
Beide grinsten hämisch.

»Expelliarmus!«, rief Saphira und entwaffnete mich.

»Gute Arbeit, Saphira«, Malfoy lächelte sie an und kam dann auf mich zu.

»Du hast sie verdorben!«, knurrte ich meinen Feind an.

»Mag sein«, er ging um mich herum und sah mich abschätzig an.
»Kaum zu glauben, dass sowas wie du reinblütig sein kann. Eine Schande für die Zauberergemeinschaft, oder?«

»Ich denke wir haben verschiedene Ansichten, was eine Schande für die Zauberergemeinschaft ist, Malfoy«, ich sah ihn zornig an.

»Du solltest wissen, sich im Hause einer Person zu befinden, die einen hasst, ist sehr töricht.«
Er lachte leise.
»Warte nur ab, bis mein Vater das erfährt.«

»Apropros ›Vater‹, ich habe ihn gesehen und schon von deiner Hochzeit mit Narzisse gehört«, sagte ich provokant und hoffte, ihn damit zu reizen.

»Ja, hab ich auch. Narzissa ist doch ein reizendes Mädchen, nicht?« Noch immer ging er um mich herum. »Ich warte nur noch, auf die Erlaubnis meines Vaters.«

Und als hätte dieser Malfoy gehört, kam Mr. Malfoy genau in dieser Sekunde in den Raum.
Er schien es nicht merkwürdig zu finden, dass Saphira da war. - Nein, er lächelte sie sogar an.
Aber als er mich sah, betrachtete er mich abschätzig.

»Gute Arbeit, mein Sohn«, sagte er kühl und trat näher. »Steel, nicht wahr? Dein Vater.. schlauer Mann, nur leider zu schwach

»Mein Vater war nicht schwach!«, antwortete ich.

»Natürlich«, Mr. Malfoy lachte leise auf, hob seinen Zauberstab und flüsterte ›Crucio‹.

Sofort überkam mich eine Welle von Schmerz. Jeder Teil meines Körpers schmerzte: Es schien, als würden all meine Knochen zersplittern, als würde man mir tausende Messer aufeinmal in die Brust rammen, als würde sich meine Haut aufreißen, als würde man mich in einem Folterkeller an jedem einzelnen ›Spielzeug‹ testen.

Ich schrie.

Keuchend war ich auf dem Boden zusammengesunken. Die kalten Fliesen waren wie eine Erlösung für mich. Eine Erlösung für die Hitze, die in mir ausbrach.

Ich sah zu meiner Schwester, während sich Tränen in meinen Augen bildeten.

»Saphira«, hauchte ich. »Bitte.«

Doch sie begann nur zu grinsen und dann zog Lucius sie aus dem Raum und ließ mich mit Mr. Malfoy somit alleine.

»Was wir nun mit dir machen, ist fraglich.«

Ich sagte nichts und schloss meine Augen.

Bring mich doch einfach um, dachte ich.

»Oh nein«, sagte der Mann dann, nachdem er scheinbar meine Gedanken gelesen hatte. »Nein, so schnell nicht. Es gibt da sicher jemanden, den es freuen würde dich zu sehen.«

Ich wusste, wen er meinte.
Er meinte Voldemort.
Den Mann, der meinen Vater tötete.

Ich schaffte es nicht zu antworten. Regungslos lag ich am Boden und wünschte, dass ich Malfoy niemals gefolgt wäre. Denn wäre ich ihm nicht gefolgt, dann hätte ich jetzt bei Remus, Lily, Alice, James, Peter und Sirius sein können.

Sirius.

Mein Herz begann zu zerreißen.

Hätte ich ihm nur früher gesagt, dass er der Grund für mein Herzrasen war, dass ich mich nur bei ihm wohl fühlte, dass ich ihn liebte.

Ja, ich liebte Sirius Black.

Ich weiß nicht, wie, aber als ich meine Augen öffnete, lag ich in einem Kerker.
Noch immer zitterte ich.

Aber nicht wegen der Kälte.

Nein, wegen der Angst.

Die fünfte RumtreiberinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt