Rosen, Vanille und Kirschen

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Rosen, Vanille und Kirschen

Er liegt dicht an sie geschmiegt. Ihr Haar kitzelt an seiner Nase. Es riecht nach Rosen und das erinnert ihn an die erste Frau, die er begehrt hat, seine Englischlehrerin in der dritten Klasse. Sie war eine stolze und schöne Frau und wenn sie mit den hohen Schuhen klappernd an ihm vorbei ging, umwehte ihn der schwere Duft von Rosen.

Er schiebt ihr Haar beiseite und sein Gesicht ist jetzt dicht an ihrem Hals. Ihre Haut riecht nach Vanille, so wie Maddy, das Mädchen, das er beinahe geheiratet hätte. Er war fünfzehn und sie siebzehn und sie jobbte in der Bäckerei ihrer Eltern. Die war berühmt für ihre Vanillecroissants und der Geruch wollte nie ganz von Maddy weichen, egal wie sehr sie ihre Haut schrubbte. Er liebte diesen Geruch, doch sie nicht und als sie die Chance bekam in die nächstgelegene Stadt zu ziehen, ging sie, ohne sich von ihm zu verabschieden.

Er sucht ihren Mund. Er schmeckt nach Kirschen, so wie die Sommer seiner Kindheit im Garten seiner Großmutter. Dicht an dicht standen die knorrigen Bäume, die Äste hingen tief voller reifer Kirschen. Es war verboten sie zu pflücken und trotzdem klebten ihre Hände und Gesichter voll mit rotem fruchtigen Saft. Die Bäume sind längst gefällt, im Garten stehen neue Häuser.

Sie mustert ihn spöttisch, als er den Kuss löst, so als wüsste sie, dass er mit den Gedanken weit fort ist. Doch das stimmt so nicht ganz. Rosen, Vanille und Kirschen mögen seine Vergangenheit sein, aber sie sind auch hier, direkt vor ihm.

„Ich liebe dich", sagt er und sie lächelt.

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