Kapitel 7 - unfähige Hexe

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Der Morgen verlief ausnahmsweise relativ normal. Ich verschlief nicht, packte meine Schulsachen und zog mich vernünftig an. Selbst das Frühstück mit den Zwillingen war mehr oder weniger normal. Meine gute Laune verschwand jedoch schlagartig, als Sue und ich den Kerker nicht fanden, obwohl ich das Schloss doch gestern mehrmals erkundet hatte. ,,Snape wird uns 100 Punkte abziehen!'', japste Sue, die neben mir die Treppen runterhechtete. Zu unserem Glück konnten wir zwei Slytherin folgen, die ebenfalls zu spät kommen würden. An der großen Tür angekommen klopften sie und traten ein. Wir folgten ihnen. Snapes verachtender Blick trafen sofort uns. ,,Und wo kommen Sie jetzt her?'', herrschte er uns monoton an, die beiden Slytherin völlig ignorierend. ,,Verzeihen Sie bitte, Professor. Wir haben den Raum nicht gefunden.'', versuchte Sue so ruhig wie möglich hervorzubringen, doch Snape schien dies nicht zu interessieren. Er machte uns weiter nieder, während alle zu tuscheln und kichern begannen. Ich warf während seiner Rede über die Tugenden der Zauberer einen wütenden Blick zu den Beiden, die mit uns zu spät gekommen waren. Auch sie kicherten. Wütend legte ich mir bereits Worte zusammen, die ich Snape am Liebsten an seinen mit fettigen, schwarzen Haaren bedeckten Kopf werfen würde, traute mich aber nicht. Erst als er uns 50 Punkte abziehen wollte, begann die Wut mich zu lenken.

,,Professor Snape!'', platzte es mir heraus und alle, einschließlich Sue, blickten mich ungläubig an. Nur Snape schien gelassen. ,,Ms. Collins...'', begann er mit verachtender Stimme zu reden. ,,Meinen sie nicht 50 Punkte genügen für eine Stunde?'' Diese unnötige Bemerkung brachte die Slytherin erneut zum Lachen und mich zum Kochen. ,,Warum werden Ihren beiden Slytherin keine Punkte abgezogen?'', versuchte ich mich zu beruhigen. ,, Warum sollte ich?'', erwiderte der Professor monoton. Ich ballte meine Fäuste zusammen. ,,Vielleicht weil sie auch zu spät gekommen sind?'' Nahezu belustigt sah er die vor ihm zitternde Gestalt an. ,,Die beiden Herrschaften hatten im Gegensatz zu Ihnen beiden einen triftigen Grund für ihre Verspätung.'' ,,Und der wäre?'' Langsam riss mein Geduldsfaden. ,, Das geht Sie nichts an. Und jetzt setzen Sie sich, wenn sie nicht 100 Punkte verlieren wollen!'' Snape schien genauso aufgebracht wie ich zu sein. ,,Außerdem können sich meine Slytherin diese kurze Verspätung durchaus erlauben, da sie den Stoff bereits können.'' Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen, diese Argumentation war einfach zu stumpf. ,,Glauben Sie mir nicht, Collins?'' Ich konnte einfach nicht glauben das Snape, der für seine gewisse Art berüchtigt war, sich auf solch eine Diskussion mit einem Erstklässler aus Gryffindor einließ. Ich blickte ihn nur schelmisch lächelnd an. Sue hatte sich inzwischen auf ihren Platz gesetzt und starrte mich fassungslos an. Ich selbst konnte es auch nicht glauben, aber irgendwas in mir hatte für diesen Moment dummerweise meine schüchterne, zurückhaltende Art verdrängt. ,,Also gut.'', erwiderte Snape und wandte sich seinen ach so tollen Slytherin zu, denen mittlerweile das Lachen vergangen war.

,,Was bekommt man, wenn man einem Wermutaufguss geriebene Affodillwurzel hinzufügt?'' Keine Reaktion seiner Schüler. Nach einem Räuspern stellte er seinen anscheinend doch nicht so hoch intelligenten Schülern die nächste Frage. ,,Wo würdet ihr suchen, wenn ihr mir einen Bezoar beschaffen müsstet?'' Auch auf diese mindestens genauso leichte Frage bekam der mittlerweile verzweifelte Professor keine Antwort, was mich nur noch mehr zum Lachen brachte. Wütend funkelte er mich an, behielt aber, wie während des gesamten Gesprächs, seine monotone Fassade bei. ,,So wie Sie vorlautes Ding lachen, können Sie mir bestimmt die Antworten nennen, Collins.'', herrschte er durch zusammengepressten Zähnen hervor. Darauf hatte ich gewartet, immerhin waren Zaubertränke mit Kräuterkunde meine Spezialität. ,,Na aber selbstverständlich, Professor. Affodill und Wermut ergeben einen Schlaftrank, der so mächtig ist, dass er als Trank der Lebenden Toten bekannt ist und ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege, der einen vor den meisten Giften rettet. Wollen Sie sonst noch was wissen, Sir?'' Man hörte wie einige Gryffindor anfing sich das Lachen zu verkneifen und auch mir fiel es schwer, nicht laut los zu prusten. Immerhin hatte ich gerade Professor Snape sprachlos gemacht. ,,Setzen Sie sich einfach, Collins!'', blaffte er mich schließlich an und ich setzte mich leicht grinsend und zitternd neben Sue, die mich immer noch fassungslos anstarrte, genauso wie alle anderen hier im Raum es taten. ,,Er hat dir keine Punkte abgezogen...'', flüsterte sie immer wieder vor sich hin und begann schließlich zu strahlen. ,,Das müssen wir den Zwillingen erzählen!'', kicherte ich und dies taten wir auch während des Mittagessens. ,,Ihr hättet sein Gesicht sehen müssen!'', erzählte Sue die Geschichte strahlend zu ende. Auch die Zwillinge schienen begeistert zu sein. Nach zwei weiteren Stunden Kräuterkunde mit den Hufflepuffs, in denen Gryffindor die 50 Punkte wieder ausgleichen konnte, hatten wir unsere erste Flugstunde, dummerweise erneut mit den Slytherin.

Missmutig betrachtete ich meinen am Boden liegenden Besen neben mir. Eigentlich hatte ich mich immer auf diesen magischen Moment gefreut, aber als es dann schließlich soweit war, hätte ich lieber weitere Zaubertrankstunden mit Snape. Irgendwas sagte mir, dass diese Stunden nicht gut verlaufen würden und dieses Gefühl hatte mich bis jetzt nie im Stich gelassen, was meine Lage nur noch verschlimmerte. Nervös starrte ich zu meinen Mitschülern, die sich alle auf ihren ersten Flug zu freuen schienen. Auch Sue strahlte und hörte gebannt Madame Hooch zu, die einige Augenblicke zuvor die Rasenmitte erreicht hatte. Ehe ich mich versah stand ich auch schon vor unserer ersten Übung. Still beobachtete ich die ersten stolzen Schüler, denen es gelungen war, ihren Besen zu rufen. Nachdem ich das komische Gefühl in mir versucht hatte runterzuschlucken, versuchte ich mich selber darin. ,,Auf!'', gab ich unsicher von mir. Auch mein mehr oder weniger lauterer zweiter Versuch scheiterte. ,,Auf!!'' schrie ich nun fast und noch immer regte sich mein Besen keinen Millimeter. Sue sah mittlerweile schon fast besorgt zu mir und auch die anderen, die bereits ihren Besen in der Hand hielten, sahen mich teils belustigt an. Besonders die Slytherin hörte ich kichern, was mich umso nervöser machte. Schließlich konnte ich mich zusammenreißen und hielt lächelnd den alten Schulbesen in der Hand. Auf meinem Sieg konnte ich mich jedoch nicht lange ausruhen, da bereits die zweite Aufgabe auf mich wartete, welche dieses mulmige Gefühl erneut meine Brust hochkriechen lies - zurecht.

Eigentlich sollte es doch ganz leicht sein, sich auf seinen Besen zu setzen und sich kräftig mit seinen Beinen vom Boden abzustoßen um kurz in der Luft zu fliegen. Für Zauberer schien das Fliegen so einfach zu sein wie das Fahrradfahren für die Muggel - dumm nur, dass ich selbst das nicht konnte. Und so versuchte ich mich wieder und wieder mit meinen vor Angst zitternden Beinen vom Boden abzustoßen. ,,Oh man, wie hat diese unfähige Gryffindor es überhaupt nach Hogwarts geschafft?'', hörte ich weiter vor mir zwei Slytherin kichern. Eine erneute Wutwelle durchströmte mich, als ich weitere gemeine Gespräche zu überhören versuchte. Kleine Tränen sammelten sich in meinen Augen. ,,Ceci, ist alles in Ordnung?'', fragte mich Sue besorgt. Auch Madame Hooch schien auf mich Aufmerksam geworden zu sein und schritt zu mir rüber, was die Slytherin nur noch mehr zum Lachen brachte.

Kurz bevor meine Lehrerin mich erreicht hatte, stieß ich mich wütend vom Boden ab und schaffte es, mich einen Augenblick in der Luft zu halten. Erst als ich die Rufe meiner Mitschüler vernahm, wagte ich es meine Augen zu öffnen. Einen größeren Fehler hätte ich nicht machen können. Unaufhaltsam stieg mein Besen mit mir in den Himmel empor und lies alles unter mir zusammenschrumpfen, meinen durch die Wut gewonnenen Mut ebenso. Panisch verkrampfte ich mich. Die Rufe unter mir nahm ich schon längst nicht mehr wahr, da mich der Schwindel überkam. Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt, ich begann zu zittern und schrie leicht auf, als das erdrückende Gefühl sich in mir ausbreitete und unerträglich wurde. Schließlich wurde alles Schwarz. Langsam glitt ich von meinem Besen und fiel in die dunkele Tiefe, durch welche selbst die immer lauter werdenden Rufe und Schreie nicht durchdrangen.

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Hallo ihr Lieben! :D
Vielen lieben Dank für die vielen Reads und Votes, auch eure Kommentare freuen mich jedes Mal total ;)
Außerdem tut es mir sehr leid, dass ich immer so unregelmäßig hochlade... Es war eigentlich auch nicht geplant heute weiter zu schreiben, jedoch hat mich eine ganz bestimmte Angelegenheit dazu getrieben, doch heute noch weiterzumachen.

Wie einige von euch vielleicht bereits mitbekommen haben, ist heute Alan Rickman im Alter von 69 Jahren verstorben. Mit diesem Kapitel musste ich einfach von diesem tollen Schauspieler meines Lieblingslehrers Severus Snape Abschied nehmen. Es macht mich wirklich traurig, er war ein grandioser Schauspieler und mit Sicherheit ein mindestens genauso toller Mensch.

Rest in Peace

Meine Hogwartsgeschichte - eine Fred Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt