Ein lauter Gong riss Clarisse aus ihrem wundervollen Schlaf, weshalb sie genervt aufstöhnte. "Clarisse Matthews. Sofort zum Büro der Direktorin."
Sie kicherte. Anscheinend haben sie endlich mal die Videos der Überwachungskameras angeschaut und entdeckt, dass sie schon wieder jemanden verletzt hatte.
Aber anstatt gleich dorthin zu gehen zog sie sich extra langsam ein dunkelblaues Empire-Kleid und ihre schwarzen Lederstiefel mit Nieten an. Zusätlich stulpte sie fingerlose Handschuhe über ihre Hände und legte ein schwarzes Halsband mit einem Totenkopfanhänger um ihren Hals. Dann noch etwas Wimperntusche und Lipgloss und schon konnte sie losschlendern. Oder schleichen. Wie man es eben wahrnahm.
Neugierige und ängstliche Blicke folgten ihr, nur keine verwunderten. Jedem war klar, wieso sie zur Direktorin musste. Wieder einmal.
Das Sekretariat und das daran angrenzende Direktoriat lagen im siebten Stock des Schulkomplex der Akademie.
Das Schulgebäude war ein altes Backsteinschloss, das sogar noch Türme hatte. Schulfächer wurden in verschiedenen Stockwerken unterricht. Je nach Art des Fachs war es woanders zu finden.
Immerhin wurden so weder die Schüler noch die Lehrer fett.
Als sie endlich ankam stand eine wütende, kleine Frau mit verschränkten Armen in der Tür. Man stellte sich die Direktoren immer als klein, pummelig und schwach vor...doch hier wurden die meisten enttäuscht.
Mrs. Lanceworth, Ehefrau vom Anführer des Wasserclans, war zwar klein, aber ansonsten eine Muskeln bepackte Frau und das genaue Gegenteil von schwach. Zudem hatte sie perfekte Rundungen. Weder zu groß, noch zu klein. Genau nach Clarisse' Geschmack.
Wäre die Direktorin nicht so angewidert von Geistelementaren und würde sie diesen Ekel nicht so unverhohlen ausdrücken, hätte Clarisse sicherlich noch viel Spaß mit ihr gehabt. Denn diese Frau war einfach nur heiß.
"Clarisse Matthews! Wie kannst du es immernoch wagen jemanden zu verprügeln und auch noch zu trödeln!", donnerte Mrs. Lanceworth und starrte sie wütend an. "Dein Verhalten ist einfach unmöglich!"
Charmant lächelte die Teenagerin und säuselte: "Sie wissen doch wie sehr ich Sie mag. Ich wollte mich halt noch hübsch machen~"
Sichtbar erschauderte die Erwachsene und drehte sich zu dem deckenhohen Fenster hinter ihrem Mahagoni-Schreibtisch um. Ihre Stimme klang gepresst, so als ob sie ihren Ärger unterdrücken würde. "Wir haben dir schon so viele Chancen gegeben, aber du nimmst sie einfach nicht an! Was auch immer du willst, du bekommst es von uns. Im Gegensatz gehorchst du uns. Das war unsere Abmachung. Aber du hälst dich einfach nicht daran!"
Clarisse ging zu ihr und stellte sich hinter die Direktorin. Ihr Flüstern war lediglich ein Hauchen. "Sie wissen es genau. Ich will hier raus und endlich frei sein. Ihr behandelt uns wie Monster. Dabei seid ihr selbst die Ungeheuer hier. Bald werde ich sicherlich viele andere hinter mir haben, die mir helfen, unsere Aufgabe zu erledigen. Und wenn es soweit ist, werde ich Sie mit Freude extra qualvoll ermorden. Außerdem habe ich dieser 'Abmachung' nie zugestimmt."
Mrs. Lanceworth erstarrte. Natürlich wusste sie, was Clarisse wollte, nur es in diesem unheimlichen Tonfall zu hören war bestimmt unangenehm auch für sie. "Wir behalten dich nur am Leben, weil wir jeden einzelnen Elementar brauchen. Durch die zahlreichen Geburten von euch sterben wir langsam, aber sicher aus. Manche Kinder werden sogar schon getötet, weil sie hier nicht mehr aufgenommen werden können! Ihr seid schon zu viele..."
Clarisse lehnte sich an die tapezierte Wand mit dem grünen Wellenmuster. Ihre Augenbgaben keinen Hauch von Emotionen preis. "Na und? Würdet ihr euer Schicksal einfach akzeptieren, würden bestimmt keine Geistler mehr geboren werden. Und es ist auch eure Schuld, wenn ihr die Neugeborenen tötet. Mich geht das gar nichts an."
Ohne ein weiteres Wort drehte die Direktorin sich zu der Schülerin um und drückte auf einen kleinen Knopf einer Fernbedienung, die sie aus ihrem Blazer zog.
Ein stechender Schmerz durchfuhr Clarisse als das Rubinarmband plötzlich anfing ihre Haut zu verbrennen und sie aufschreien ließ. Das Feuer brannte in ihren Adern und verteilte sich von dort in ihren ganzen Körper. Rauch stieg von ihrer Haut auf, während sie auf ihre Knie sank. Keuchend versuchte sie, gegen das Feuer anzukämpfen.
"Dieses Mal bist du zu weit gegangen. Du hast dich uns unterzuordnen und ein braves Mädchen zu sein. Tust du das nicht, wirst du bestraft", fauchte die Direktorin und beobachtete vergnügt wie Clarisse sich vor Schmerzen wand. "Dies war deine letzte Missachtung unserer Regel. Sehen wir, wie du es nochmal versuchst oder tust, werden wir dich töten. Dann wird es uns egal sein, dasd wir jedes einzelne Kind brauchen."
Dann endete der Schmerz und die Geistelementarin stützte sich auf ihre Hände. Sie atmete tief und langsam ein und stand dann mit zittrigen Beinen auf. Ihr Blick war eiskalt, doch der unterdrückte Schmerz war in ihnen zu erkennen. Es fiel ihr schwer, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Aber sie würde keine Schwäche zeigen. Nicht vor ihr oder vor sonst jemandem. Sie musste stark bleiben.
Mrs. Lanceworth beobachtete sie verachtend. Eine ganze Weile standen sie so da, bis schließlich die Tür aufging und ein großer Junge eintrat. Er blieb stehen und schaute die beiden an. "Tut mir Leid für die Störung, aber die Sekretärin meinte, dass ich reinkommen könnte."
Mrs. Lanceworth setzte sich auf ihren Ledersessel. Sie starrte weiterhin in Clarisse' Augen, nur erwiderte sie dem Jungen: "Du störst nicht. Ich musste mich nur kurz mit Clarisse...unterhalten." Endlich glitt ihr Blick zu dem Unbekannten. "Du bist Martin Fiorencia, oder?"
Clarisse legte ihren Kopf schief. Sie war sich sicher, sie hätte diesen Nachnamen schon einmal gehört. Aber in welchem Kontext nur...
Martin nickte kaum merklich und strich eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht. "Das wissen Sie nur zu gut, also fragen Sie nicht."
Clarisse musterte den Jungen unverhohlen. Seine schokobraunen Haare liefen an den Spitzen weinrot zu und sein Körper hatte eine bewunderlich muskulöse Statur. Zudem kam ihr sein Gesicht irgendwie bekannt vor. Sie war sich ganz sicher, ihn schon einmal gesehen zu haben.
"Da hast du recht. Immerhin bist du Marc Fiorencia's Sohn. Wer hätte gedacht, dass derjenige, der sich am meisten für diese Schule eingesetzt hat, nicht einmal seinen eigenen Sohn hier herbringen würde. Aber dafür wird er ja jetzt bestraft." Missbilligend schüttelte sie den Kopf.
Jetzt erinnerte Clarisse sich wieder. Marc Fiorencia war der Anführer des Feuerclans und der 'Gründer' der Akademie. Überrascht weiteten sich ihre Augen. Als sie jedoch Mrs. Lanceworth Blick bemerkte versteinerte sich ihr Blick sofort und sie strammte ihren Rücken.
Zeig keine schwachen Gefühle, Clarisse.
"Da ja unsere liebe Clarisse", das 'liebe' betonte die Direktorin extra sarkastisch, "schon einmal hier ist, kann sie dich auch gleich hier herumführen und alles zeigen. Dein Zimmer ist Raum D464 und du teilst ihn dir mit Konstantin. Dadurch bist du auch gleich gegenüber von ihrem Raum. Und jetzt geht."
Clarisse eilte aus dem kleinen, stickigen Zimmer und blieb erst im Treppenhaus stehen, wo sie dann auf Martin wartete, welcher gemählich heran schlenderte.
"Ich führ dich jedenfalls nicht rum. Die Wohngebäude sind im Norden des Schulgebäudes. Mehr brauchst du eigentlich nicht zu wissen", sagte sie genervt und rannte die Treppen runter bis in ihr Zimmer. Anfangs hatte sie noch schnelle Schritte hinter sich gehört und Gerufe von ihm, doch die verklangen ziemlich schnell.
Clarisse lag noch nicht lange in ihrem Bett, als es an der Tür klopfte und sie geöffnet wurde. Marc stand im Türrahmen.
"Nur eine einzige Frage, bitte."
Ihre Augen durchbohrten ihn. Zuerst wollte sie ihn zwar abwimmeln, aber sie nickte dann.
"Wie hast du es geschafft zu überleben?"
Clarisse wusste, dass seine Frage anders gemeint war, als dass sie rüberkam. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. "Ich habe einfach nicht aufgehört, für meine Freiheit zu kämpfen."Kapitel 2 ist früher als zuerst angekündigt da, da ich Geist bisher bewerten lassen will und wenigstens etwas mehr Kapitel haben will xD
Dafür kommt diesen Sonntag wahrscheinlich nichts
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Geist - Das Sündenelement
FantastikIn einer Welt, in der Gut und Böse aus dem Gleichgewicht geraten sind, teilten vier Clane die Erde unter sich auf. Angeführt wurden sie von den jeweils stärksten Elementenbändiger. Jede Zone hat Eigenschaften, die jeweils ihr Element darstellten. Do...