♥ 19

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Zeit.

Ich würde sie liebend gerne kaufen, in meine Taschen stecken und anhalten, wenn ich will. Oder schneller laufen lassen. Zurückdrehen wäre ebenfalls sehr nett.

Ich wohne jetzt in der City. Die WG ist in Ordnung, wenn auch nicht so geräumig wie erwünscht. Direkt neben mir wohnt Carla, gegenüber Krissi. Lustigerweise haben wir alle verschiedene Lieblingsserien. (Carla liebt The Mentalist, während Krissy Navy CIS bevorzugt. Witzig daran ist, dass wir alle drei Serien mit Krimi-Elementen sehen) Das schreit nach abendlichen Duellen, wer den Fernseher mit der Lieblingsserie lauter drehen kann.

(Ich gewinne meistens. Jan wäre stolz.)

Und ich besuche eine Therapie. Einmal die Woche für zwei Stunden. So sehr ich mich anfangs sträubte, umso glücklicher bin ich jetzt. Der Therapeut hilft mir. Wir reden viel. Wer hätte je gedacht, dass Reden mir helfen würde. Und er sagt, dass ich meinen Eltern insgeheim die Schuld an Jans Tod gebe. Weil sie mit all ihrem Geld nicht für seine Gesundheit sorgen konnten.

Vermutlich hat er recht. Ich war schon immer so ein Egoist.

Ansonsten sitze ich die meiste Zeit Zuhause, oft nebenan bei Carla. Sie ist mir eine Freundin geworden in den letzten, wenn auch wenigen, Wochen. Sie ist Maskenbildnerin und eine coole Socke, wie Jan gesagt hätte. Dafür verbringe ich die meisten Mittagsstunden mit Krissi und esse mit ihr Schokolade, während wir darüber reden, wie sie es schafft, ihre Haare so ordentlich und lang und gesund zu halten.
Es ist seltsam, mit Mädchen zusammen zu wohnen. Sie verstehen mich, wenn ich von Bauchkrämpfen rede, sie reichen mir Taschentücher, wenn ich wegen eines Liebesfilms weinen muss.
Sie sind Freundinnen geworden. Mir war nie klar, dass ich so etwas brauche. Ich hatte ja immer Jan.

Der Schmerz kommt und geht. Als ich in Spanien sagte, dass es mir besser geht, war das nicht gelogen. Ich habe gute und ich habe schlechte Tage.

Dämonen brauchen manchmal auch ihren Schlaf.

Aber dank der Therapie geht es mir überwiegend okay. Vermutlich ist genau das so verhängnisvoll. Denn jetzt habe ich das immense Verlangen danach, Kassandra wieder zu sehen. Noch einmal ihr Lachen zu hören. Zu sehen, wie sie Kaffee kocht. Ich will ihr Mehl von der Wange wischen und ich will sie küssen.

Was nicht geht.

Da sie vermutlich vergeben ist. Und es sieben Monate her ist.

Manchmal hasse ich mein Leben.






[A/N: So kamen wir zu Carla und Krissi :) Danke MafiaClown und written_for_you ❤]

Everyday at 9PM (I want to see you)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt