Everyday at 9PM (I want to see you)

♥ 29

[A/N: Das hier ist das richtige 29. Kapitel. Solltet ihr das andere noch sehen - Das ist ein Aprilscherz gewesen und wattpad löscht es irgendwie nicht :/ Schönen Sonntag ❤]

Wir streiten uns. Das kam bisher noch nie vor. Kleine Kabbelleien gab es, die gibt es in jeder Beziehung. Aber einen ausgewachsenen Streit hatten wir noch nie. Immerhin verstehen wir uns. Wir respektieren einander und hören der anderen immer zu.

Bis jetzt.

»Du hast deinem Vater gleich aufdrücken müssen, dass ich ja nicht nur eine kleine Kellnerin bin!«

»So war das nicht gemeint!«

Zarah schnaubt. »Natürlich nicht. Daddys kleines reiches Mädchen musste ja angeben, dass ihrer Freundin das ganze Haus gehört. Nicht nur ein Café. Denn dann ist sie etwas besseres und passt leichter in ihre ach-so-schöne Welt, die sie nur verlassen wollte, weil es ihr langweilig wurde.«

Ihre Worte treffen mich. Und das weiß sie.
Zu viele Eindrücke prasseln auf mich ein. Ersticken mich. Machen mich mundtaub. Ich will etwas erwidern, will ihr sagen, dass das nicht stimmt. Aber tut es das nicht? Habe ich nicht genau das versucht? Mit ihrer schicken Aufmachung, dem Einwurf ihres Vermögens, den Hervorhebungen über die Schauspieltalente ihre Schwester.

»Weißt du was?« Es ist eine rhetorische Frage. Natürlich. Aber seit wann spricht Zarah so? Seit wann ... nenne ich sie Zarah. »Du sagst immer, dass du die Welt deiner Familie verabscheust. Dass du es dort hasst. Du lügst dir selbst etwas vor, Skye. Denn du liebst die schillernde Umgebung, die Aufmerksamkeit, den Trubel. Das ist okay. Nur solltest du mich deswegen nicht belügen. Und dich selbst auch nicht.«

»Du weißt doch gar nicht, wie das ist«, bringe ich hervor, gerade als sie ihre Brille und ihre Schürze angezogen hat. Manchmal übernimmt sie noch die Nachtschichten. Meist, wenn sie nicht schlafen kann. Dann unterhält sie sich mit Lucian, dem Nachtkellner, den sie nur Herzbube nennt. Vermutlich weil ihm jede Frau verfällt, die ihn sieht. Vielleicht Zarah auch. Vielleicht ist das der Grund, wieso sie mit mir streitet. Ich weiß, dass sie auch schon Beziehungen mit Männern geführt hat. Vielleicht will sie nur Streit mit mir, um ...

Ich stoppe mich selbst.

»Stimmt«, antwortet Zarah und auch ihre Stimme ist leiser geworden. Ihr Blick ist eiskalt, als sie mich ansieht. »Ich weiß nicht, wie es ist, in einer netten Familie aufzuwachsen. Auch wenn sie egozentrisch sind und verwöhnt und auf andere herabsehen. Sie waren für dich und Jan da. Das sagst du selbst immer. So etwas hatte ich nicht. Ich hatte eine Mutter, die es unnatürlich fand, dass ich auch Mädchen liebte und die mich deswegen mit Weinflaschen schlug. Ich hatte einen Vater, der das nicht mehr aushielt und uns verließ. Und ich habe eine Schwester, bei der ich regelmäßig aufpassen muss, damit sie auf dem sicheren Weg bleibt und nicht mit einem ihrer komischen Freunde Drogen nimmt. Also stimmt das, Skye. Ich habe keine Ahnung, wie es ist, in eine Familie zu gehören, die für ihre Tochter nur das Beste will.«