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Die Prozedur »lang« zu nennen, ist leider eine Untertreibung. Mir war klar, dass der Weg steinig werden würde, aber mit dermaßen verblödetem bürokratischen Zeug hatte ich nicht gerechnet.

Das Jugendamt kommt am nächsten Tag, was ich reichlich verspätet finde. In weiser Voraussicht haben Kassy und ich einen Kinderwagen und ein Bett bestellt, das uns mit einem viel zu teuren Aufschlag noch am selben Abend geliefert wurde. Als am kommenden Morgen zwei Damen vom Amt kommen, sind wir vorbereitet. Wir zeigen ihnen den Brief von Pennie; Kassy erzählt, wie sie ihren Neffen in eine Decke eingewickelt vor ihrer Wohnungstür gefunden hat und von seinem Weinen aufwachte. Sie nehmen ihn uns weg, womit Kassy zunächst nicht zurechtkommt. Doch ich versichere ihr, dass das die gewöhnliche Prozedur ist. Am Nachmittag kommt ein weiterer Beamter zu uns und spricht mit uns. Darüber, was für Chancen wir haben, dieses Kind zu bekommen.

Wir. Es ist mir am Anfang nicht aufgefallen, doch Kassy spricht stets von einem »wir«.

Wir wollen ihren Neffen zu uns holen.

Wir wollen ihm ein Zuhause bieten.

Wir werden alles dafür tun.

Er erklärt uns, dass es nicht so einfach ist, da eine homosexuelle Partnerschaft vor dem Gericht nicht als Ehepartnerschaft anerkannt wird. Selbst wenn wir den offiziellen Weg gehen würden und uns eintragen lassen würden, könnte nur einer von uns Pennies Kind adoptieren. Und als alleinstehende Person stehen die Chancen nicht sehr gut.

»Aber Pennie will das doch so!«, schreit Kassy und ich drücke ihre Hand, um sie zu beruhigen. Ich bin wieder zu meinem Ich zurückgekehrt und kann ihr Ruhepol sein. »Sie hat ausdrücklich gesagt, dass sie das Sorgerecht an mich abgeben will!«

Der Beamte nickt. »Natürlich und das beteuert sie auch weiterhin.«

Gleich am Anfang hat er uns verraten, dass Pennie beim Jugendamt vorstellig geworden ist, aber nicht mit Kassy reden will. Zu tief sitzt die Scham über ihr Verhalten und ihr Schweigen. Verdenken kann ich es ihr nicht.

»Ich kann die Gesetze nicht verändern. Und vielleicht sollten Sie, Sie beide, einige Nächte darüber schlafen. Sie wurden von diesen Nachrichten überrumpelt und hatten keine Zeit, sich darüber zu informieren, was das heißt.«

Diesmal ist nicht Kassy diejenige, die antwortet. Ich springe auf und versuche so ruhig wie möglich zu sprechen. Was mir nicht leicht fällt. Noch immer fahren meine Gedanken Karussell und eigentlich ist der Vorschlag, erst einmal in Ruhe nachzudenken, gar nicht so verkehrt. »Wir wissen, was das bedeutet. Und wir werden diesem Baby das beste Heim bieten, das man sich vorstellen kann. Ihm wird es nie an etwas mangeln und er wird die beste Mutter bekommen, die Sie jemals gesehen haben.«

Ich sehe zu Kassy hinunter und sehe das Glitzern in ihren Augen.

Nein, wir haben keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Wir sind einfach in dieses Chaos hineingestolpert, doch uns beiden ist es von Anfang an klar gewesen. Wir wollen für dieses Baby sorgen. Wir wollen ihn behalten, ihn aufziehen und ihm eine Welt bieten. Niemals hatten wir über Kinder gesprochen, doch jetzt ist eines da. Aus heiterem Himmel. Und wir würden verdammt nochmal dafür sorgen, dass es unser Kind blieb.



[A/N: Oben das Bild sind meine (für wattpa) geplanten Dinge der Zukunft. Das meiste sind die Disney-Adaptionen ❤ Aber auch Eigenständiges befindet sich darunter. So schnell werdet ihr mich nicht los ;) Schönes Wochenende euch ❤]

Everyday at 9PM (I want to see you)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt