Sicht: Legolas
Ich ritt schnell im Galopp. Hamish flog förmlich an den Bäumen vorbei, aber mir sollte es nur recht sein. Mit der Zeit konnte ich mein Arm und meine Schulter wieder bewegen, doch meine Sicht verschwamm immer noch regelmäßig. Außerdem schmerzten die Wunden noch, so als würden sie brennen und da mir immer noch schwindelig war und ich mich generell komisch fühlte, konnte ich mich kaum auf Hamish halten. Aber ich musste mich beeilen und schaffte es tatsächlich mich irgendwie oben zu halten. Langsam lichtete sich der Wald und dann war ich draußen. Ich hielt Hamish kurz an. Weite Ebenen erstreckten sich vor meinem Augen und ich konnte gerade so der Versuchung wieder stehen, einfach so herum zu reiten und einen riesen Umweg zu machen. Also ließ ich Hamish antraben, denn für Galopp war mein Freund zu erschöpft. Ich schaute nochmal zu meiner Heimat. Der Gesang der Bäume, des Waldes, wurde immer leiser, je weiter ich mich entfernte. Irgendwann war ich so weit weg, dass ich ihn nicht mehr hören konnte. Es war nun sehr still, aber es machte mir nichts aus. Die Stille war mal ein wenig Abwechslung, auch wenn ich den Gesang jetzt schon vermisste.Ich schaute in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht. Ich atmete tief durch und sah mir die Sterne an, doch anstatt den Geschichten, von den tausend Leben, die vor mir auf Mittelerde wandelten, sah ich nur kleine, kalte, weiße Punkte. Wo waren die Geschichten, die ich immer in den Sternen gelesen habe? Warum schien das Licht so entfernt und so kalt?
Ich streckte meine Hand nach dem Mond, der auch so kalt schien, aus, als hoffte ich so das vetraute, beruhigende, schöne Licht der Sterne, des Mondes und meiner Vorfahren zurück zu holen. Ich griff nach dem Licht, doch nichts passierte. Was war passiert, dass die Nacht so leer war? Ich liebte die Nacht, sie war immer so schön ruhig. In der Nacht konnte man am besten nachdenken. Es war zwar dunkel, doch die Sterne und der Mond erhellten die Nacht, nicht hell genug für manch einer, doch für mich reichte es. Auch in dieser Nacht sah ich alles, doch das Sternenlicht zeigte mit normalerweise mehr, als nur meine Umgebung. Doch diese Nacht nicht, sie war so leer und kalt, dass es mich schauderte, obwohl es nicht kalt war.
Ich schüttelte meinem Kopf. Für Philosophie war keine Zeit. Ich senkte den Blick wieder und eine Strähne fiel mir ins Gesicht. Mit meiner Hand strich ich sie aus meinem Gesicht hinter mein Ohr.
Ich zuckte leicht zusammen. Hinter meinem Ohr hatte ich eine kleine Wunde.
Ich befühlte sie und bemerkte, dass sie von einem Pfeil war, der mich gestreift hatte.
Nun traf es mich wie einen Blitz.
Da war noch jemand gewesen. Kein Ork oder so. Nein wahrscheinlich ein Elb oder sehr leiser Mensch. Vielleicht sogar ein Zwerg. Aber diese Person musste sehr leise und geschickt gewesen sein, sonst hätte ich sie ja bemerkt, oder?
Ja, ich musste zugeben, dass ich nicht gerade sehr unaufmerksam war. Aber eins war sicher, dass es kein Ork oder so gewesen war, der den Pfeil auf mich geschossen hatte.
Das erklärte auch warum ich mich so komisch und schwach fühlte. Der Pfeil war wahrscheinlich giftig gewesen und hatte mich vergiftet.
Ich seufzte. Schön dass ich jetzt wusste, warum es mir so schlecht ging, aber bringen tat es mir nichts und wenn Télas das Gift nicht bemerkt hatte, dann war es wohl kein normales. Aber zum Glück blieb ich bei Bewusstsein.
Zumindest etwas.Nach einiger Zeit hielt ich auf einem Hügel an, auf dem ein einzelner, aber großer und kraftvoller Baum stand.
Ich stieg von Hamish ab, kletterte auf dem Baum, schaute mich genau um, dann setzte ich mich wieder an den Stamm gelehnt hin und schlief ein. Diesmal blieb ich sogar im Schlaf wachsam, wie ich es sonst auch immer machte. Bevor ich einschlief und auch während ich schlief, lauschte ich den Geschichten und dem Gesang des einzelnen Baumes. Es hörte sich ganz anders an, als die der Bäume in meiner Heimat, aber ich genoss den Gesang und die Geschichten, die mich beruhigten.
Ich wachte schnell auf. Es war noch Nacht, aber ich hatte eine Stimme gehört und sah mich rasch um. Sehen konnte ich nichts ungewöhnliches und hören auch nur das Atmen von Hamish und den Gesang, des Baumes. "Was war das?", murmelte ich vor mich hin, "Wer hat gesprochen?" Ich war mir todsicher, dass jemand was gesagt hatte, doch hier war keiner. Also sprang ich vom Baum und sah mich nochmal um. Hamish sah auf und schnaubte. Ich wandte mich zu meinem treuen Hengst und murmelte leise, während ich ihn streichelte: "Tut mir Leid, Mellon. Ich wollte dich nicht wecken." Mein Freund schnaupte nur beruhigend und stupste mich an, was hieß, dass er mir verziehen hatte. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, doch dann hörte ich die Stimme wieder. "Sie kommen, sie kommen. Pass auf und hilf ihnen.", flüsterte sie. Ich sah mich hektisch um, doch niemand war bei mir außer Hamish. Die Stimme wiederholte das Gesagte immer wieder und so langsam kam mir die Stimme bekannt vor. Ich drehte meinen Kopf zum Baum und sah ihn an. Kann das wirklich sein? Ich wusste das Bäume untereinander redeten, aber dass sie auch mal eine Verbindung zu einem anderen Lebewesen aufbauten, um ihnen was zu sagen, wusste ich nicht. "Warst du das?", murmelte ich, während ich den Baum ansah.
Als Bestätigung meiner Vermutung, sagte der Baum zwar nichts abgesehen von der Warnung, die er die ganze Zeit wiederholte, aber seine Blätter raschelten, obwohl es windstill war.
Ich staunte, aber schüttelte dann den Kopf. Ich konnte später über die Verbindung zum Baum nachdenken, jetzt musste ich mich um seine Warnung kümmern. "Wer kommt?", fragte ich. Der Baum jedoch wiederholte nur immer dasselbe: "Sie kommen, sie kommen. Pass auf und hilf ihnen." Ich sah mich verwirrt um. Scheinbar mag mein neuer Freund Rätsel.
Mein verwirrter Blick wanderte zu Hamish, der gerade aufstand und die Ohren spitzte. Ich wusste sofort was kommen würde. Gefahr. Und nun hörte ich die Gefahr auch. Orks. Das Getrampel von diesen Viechern würde ich überall erkennen.
Gut, jetzt wusste ich wer kommt, aber warum sollte ich Orks helfen? Erstens, sie waren es nicht wert. Orks bringt man um und fertig. Zweitens, falls sie doch, warum auch immer, Hilfe benötigten und ich ihnen helfen würde, weshalb auch immer, würden die mich doch dann doch sowieso umbringen.
Also was war mit 'hilf ihnen' gemeint?•
Ein weiteres Kapitel.
Diesmal hat es länger gebraucht, sorry.Ich bin immer noch offen für Vorschläge, wie es so weiter gehen könnte oder was so passieren könnte.
Außerdem, wie ihr bestimmt bemerkt habt, benutze ich nun auch elbische Wörter (die übersetzte ich natürlich für euch) und je mehr ich lerne, desto mehr benutze ich die. Also wenn ich dann soweit bin, schreib ich auch mal, wenn zwei Elben zusammen reden elbische Sätze. Natürlich nicht ausschließlich.
Danke für's lesen.
Gute Nacht :D
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I phin ú-bain idh reniar ben-râd (Legolas Ff)
Fanfiction"Nichts ist schöner, als ein Leben, in dem man nichts machen muss und trotzdem alles kriegt. So wie ein Prinz!" So denken bestimmt viele, doch das Leben des Elbenprinzen Legolas Thranduilion ist nicht so einfach. Kein Friede-Freude-Eierkuchen. Es i...