Kapitel 28

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Sicht: Legolas
Ich schlug die Augen auf. Mein Körper lag auf hartem Stein. Mein Kopf dröhnte und etwas Warmes floss an ihm herab. Ich wollte es mir weg wischen und sehen was es war, jedoch konnte ich meine Hände nicht bewegen. Sie waren hinter meinem Rücken gefesselt.
Ich setzte mich auf und sah mich um. Es war dunkel, doch ich konnte alles erkennen.
Ich war im Kerker der Zwerge. Als ich das realisierte, fiel mir wieder ein, was passiert war. Ich seufzte und schaffte es aufzustehen.
Vor meinen Augen drehte sich alles und ich schloss sie.
Diese Zwerge hatten viel Kraft.
Da es nicht besser wurde, setzte ich mich auf eine Steinbank.
Ich fragte mich, wie lange ich bewusstlos war, doch lange konnte es nicht gewesen sein, da das Blut an meiner Schläfe noch nicht getrocknet war und sich noch keine Kruste gebildet hatte.
Ich sah durch das kleine Fenster, mit Gitterstäben, der Eisentür. Doch sehen konnte ich auch nur eine Steinwand.
Überall war Stein und Dunkelheit. Nur durch das Fenster drang das Licht von ein paar Fackeln.
Mir gefiel es hier überhaupt nicht. Ich fühlte mich unwohl.
Kein Sternen- oder Sonneblicht drang durch die Felswände. Kein Gesang der Bäume, kein Singen der Vögel, noch nicht mal das Flüstern des Windes war zu hören. Nur das Atmen der Wachen, vor meiner Zelle.
Überall war Stein. Kalter, rauer Stein.
Ich schüttelte den Kopf, auch wenn es mir nicht gerade gut tat. Ich durfte jetzt nicht so denken. Das machte es nur schlimmer.
Ich glaubte daran, dass Mithrandir mich hieraus holen würde. Und mit diesen Glauben schloss ich meine Augen, dachte nach und wartete.

Ich hörte Schritte. Es waren nicht die schwerfälligen eines Zwerges. Es waren mir bekannte, weswegen ich sofort aufsprang.
Es war ein Tag vergangen und ein Tag war mir noch nie so lange vorgekommen.
Ich lief zur Tür und ein mir bekanntes Gesicht erschien am Fenster.
"Legolas, Mellon nin. Du siehst besser aus als erwartet."
"Alaé Mithrandir.", grüßte ich den Istar lächelnd.
«Verzeih. Ich kann euch nicht daraus holen. Thrór ließ sich nicht über reden. Es gibt nunmal nichts stureres und dickköpfigeres als einen Zwerg.»
Mein Lächeln erlosch und ich seufzte.
«Hannon le (* Ich danke euch). Es freut mich zu hören, dass ihr es wenigstens versucht habt.», sagte ich niedergeschlagen.
«Gebt die Hoffnung nicht auf mein junger Freund. Ich werde einen Weg finden euch hier heraus zu holen.»
«Hannon le, Mithrandir. Aber kümmert euch lieber darum, dass es keinen Krieg gibt.»
Mithrandir wollte gerade zum Sprechen ansetzten, da unterbrach ihn ein Zwerg: "Mein Herr Gandalf, eure Zeit mit dem Gefangenen zu reden ist vorbei."
Mithrandir nickte.
«Arenio (* Auf Wiedersehen)», sagte er.
«Nai tiruvantel ar varyuvantel i Valar tielyanna nu vilja (* Mögen die Valar dich auf deinem Weg unter dem Firmament schützen. ).», verabschiedete ich mich von dem Istar auf Quenya. Mithrandir sah mich für einen Augenblick an, als würde er mich mustern und sich was fragen, dann ging er.
Ich blieb zurück, umgeben von kalten Stein und kaum noch Hoffnung, aber sie war noch da.
Ich legte mich auf die Steinbank und schloss meine Augen, um wieder nachzudenken.

Langsam verlor ich mein Zeitgefühl.
Ich schlief viel oder dachte nur nach und hatte Tagträume.
Irgendwann hörte ich wieder Schritte. Diesmal waren es Zwerge.
Ich seufzte.
"Elb, steh auf!", knurrte einer der Zwerge durch das Fenster. Ich tat wie geheißen, es würde nichts bringen mich zu wehren.
Zwei Zwerge kamen rein und führten mich raus. Zwei weitere hatten ihre Waffen griffbereit. So wurde ich aus den Kerker in den Thronsaal geführt.
Thrór saß auf dem Thron. Thráin stand neben ihm. Thorin war nicht dabei.
Die Zwergen zwangen mich in die Knie, sodass ich auf Augenhöhe mit den Zwergen war.
"So Elb. Sag mir was ich wissen will und du kommst frei, wenn mir deine Antworten gefallen.", bot mir der Zwergenkönig an. Ich schwieg.
Der König stand auf und lief auf mich zu. "Wie viele Elben werden in den Krieg ziehen? Wie wird ihre Taktik sein? Wie kann man sie besiegen?", fragte er, doch ich sagte immer noch nichts und starrte nur geradeaus.
Der König blieb vor mir stehen. "Antworte gefälligst!", rief er. Ich blieb stumm.
"Tu was ich dir sage!", rief er und schlug mir mit der Faust ins Gesicht.
Es knackte.
Doch ich sah ihn ohne jegliche Regung an. "Ich verrate mein Volk nicht.", sagte ich mit fester Stimme.
"Nun gut.", sagte König Thrór ruhig. "Der Elbenkönig hätte nicht seinen Sohn zu uns schicken sollen.", sagte er und ein fieses Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
Ich wurde gezwungen aufzustehen und zurück zum Kerker geführt, doch bevor ich den Thronsaal verließ, sagte der Zwergenkönig noch zu mir: "Das wird jetzt sein Verhängnis sein."
Ich ahnte nichts gutes, als ich in mein Zelle geschubst wurde und die Tür hinter mir geschlossen wurde, doch ich war machtlos.

Die Zeit verging. Anfangs dachte ich noch nach, wie ich entkommen könnte, doch die Zwerge waren sehr vorsichtig und meine Fesseln wurden nicht einmal gelöst. Noch nicht mal, wenn ich was zu essen oder trinken bekam, was generell sehr selten geschah.
Mit der Zeit verließ mich die Kraft und ich schlief wahrscheinlich die meiste Zeit, doch ich wusste es nicht.

"Leggy?"
Ich sah mich um.
"Leggy?"
Träumte ich?
"Leggy!"
Die Stimme sprach leise, doch ich erkannte sie.
"Komm schon."
Das konnte nicht sein. Sie konnte nicht hier sein. Ich sah mich um, doch niemand war da. Nicht in meiner Zelle, nicht vor der Zelle.
Niemand...

I phin ú-bain idh reniar ben-râd (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt